Das historische Walzenwehr in Haltern

Nach der Fertigsstellung der Walzenwehranlage begann der Aufstau. Von August 1930 bis Mai 1931 dauerte es, bis sich die beiden Becken der Stevertalsperre gefüllt hatten. © Archiv Gelsenwasser

Halterns erster See ist dem Durst des Ruhrgebiets zu verdanken

rnStadtgeschichte

Die Seenlandschaft hat der Stadt Haltern am See zu ihrem Namen verholfen. In unserer neuen Serie „Die Nr.1“ schauen wir auf den ersten See, der mit seinem Nord- und Südbecken 1930 angelegt wurde.

Haltern

, 23.02.2025, 13:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wer heute an einem lauschigen Platz am Stausee in Haltern die Natur genießt, denkt wohl oft nicht daran, dass die Entstehung dieses Erholungsmagneten auf wirtschaftliche Interessen zurückzuführen ist. Die Geschichte des Stausees in Haltern ist mit der Wassergewinnung für das Ruhrgebiet verbunden.

Schon 1908 war ein Wasserwerk in Betrieb genommen worden. Anfänglich basierte die Wasserförderung ausschließlich auf dem natürlich vorhandenen Grundwasser.

Dann wurde „der Durst“ von Gewerbebetrieben und privaten Haushalten in der Region so groß, dass der Bau einer Talsperre in Haltern in den Blick geriet. Damit konnte die Jahresförderung des Wasserwerks Haltern in mehreren Stufen von 18 Millionen Kubikmeter pro Jahr auf 80 Millionen Kubikmeter gesteigert werden.

Die Talsperre wurde per Hand ausgehoben

1927 wurde das Bauprogramm für die Stevertalsperre vorgelegt. Schon 1930 sollte das Projekt abgeschlossen werden. Das war eine bemerkenswert kurze Frist, denn der Aushub des Stausees erfolgte in großen Teilen per Hand. Dafür wurden Arbeitskräfte angeheuert, die mit einfachem Werkzeug auf dem Gelände der heutigen Talsperre schufteten. Die Arbeit war allerdings willkommen, denn sie gab Familien in der Weltwirtschaftskrise Lohn und Brot.

Alte Stadtmühle am See in Haltern

Die Luftaufnahme um 1935 zeigt die Stadtmühle und die davor verlaufende Standallee. Das am 07. Dezember 2013 abgebrannte Bootshaus war damals noch nicht gebaut. © Archiv Backmann

Im Mai 1930 waren das Nord- und Südbecken des Sees gefüllt. Schon damals war die Halterner Mühle (Stadtmühle) am Zufluss des Mühlenbachs dem Talsperrenbau zum Opfer gefallen. Ein weiterer Betrieb war wegen des nun zu geringen Gefälles nicht mehr möglich. Die Mühle wurde abgerissen, nur das Wirtschaftsgebäude blieb erhalten.

Blick auf den 1958 abgerissenen Overrather Hof am Stausee in Haltern

Der Overrather Hof war ein Kurhotel in der Steverbucht und war ein Treffpunkt der vornehmen Gesellschaft in Haltern. Nach seinem Umbau 1930 erlebte er bis Anfang des Zweiten Weltkriegs seine Blütezeit, nach Kriegsende beherbergte er britische Soldaten und wurde schließlich 1958 abgerissen. © Archiv Stadt Haltern

1958 wurde auch das bereits leer stehende Kurhotel Overrather Hof bei der Erweiterung der Talsperre abgerissen. Die Insel, auf der das Gebäude stand, darf aus Landschafts- und Vogelschutzgründen offiziell nicht betreten werden. Sie ist als Brutstätte für Graureiher und andere Wasservögel von Bedeutung.

Unsere Serie: Die Nr. 1

In unserer Serie „Die Nr. 1“ werfen wir einen Blick auf ganz unterschiedliche Pioniere in der Geschichte von Haltern. Welcher See war der erste? Wann gab es die erste Wallfahrt am Annaberg und wann hat eigentlich der McDonalds eröffnet? Wir schauen uns die Vorreiter und Nova der Seestadt an. Haben Sie eine Idee für einen „erstes Mal“ in Haltern, über das Sie gerne mehr erfahren würden? Dann schreiben Sie eine Mail an redaktion@halternerzeitung.de.

Schon früh entwickelte sich das Nordbecken der Talsperre zum Naherholungsgebiet, während das Südbecken dem Wasserwerk als Rohwasserspeicher und Reaktionsbecken dient. Die Halterner Seegesellschaft wurde bereits 1930 gegründet. Ein Jahr später, am 14. Mai 1931, nahm das Strandbad seinen Betrieb auf.

Der Stauraum der Halterner Talsperre wurde bis 1972 schrittweise auf 20,5 Millionen Kubikmeter erweitert. Nach Abschluss der Vertiefung 2029 sollen es 35,5 Millionen Kubikmeter sein. In den Jahren 1973 bis 1985 folgte der Bau der Stever-Talsperre Hullern. Diese hat ein Speichervolumen von 11 Millionen Kubikmetern.

Hinweis der Redaktion: Dieser Beitrag ist ursprünglich am 24. Oktober 2022 erschienen.