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Enkeltrick 2.0: Halterner wurde Ziel von neuer Betrugsmasche per Whatsapp
Enkeltrick
Ein Halterner staunte nicht schlecht, als ihn seine Tochter per Whatsapp um Geld bat, „um ihr aus der Klemme zu helfen“. Der besorgte Vater antwortete - und ein Betrüger witterte seine Chance.
Betrüger entwickeln ihre Methoden und passen sie an die Digitalisierung an: Unter dem Sammelbegriff „Cybercrime“ meldete aktuell das LKA NRW eine Zunahme der Fälle in 2020 um fast 9 Prozent auf 61.267. Nicht nur Unternehmen und Behörden sind Ziel solcher Attacken, auch Privatpersonen. Das erlebte ein Mann aus Haltern nun ganz konkret, als er Opfer einer neuen Betrugsmasche über sein Handy wurde.
Am Mittwoch (15. Dezember) gegen 18 Uhr erhielt der Halterner Jürgen Zihla (75) per Whatsapp eine Nachricht von einer unbekannten Nummer: „Hallo Papa, mein Handy ist kaputt, das ist meine neue Nummer.“ Weil er zwei Töchter hat, fragte er direkt nach, ob es sich um eine von beiden handelt und schrieb ihren Namen in den Chat. Darauf ging der Empfänger direkt ein und bejahte: „Ja, hier ist ...., ich habe eine Dummheit gemacht.“
Aufforderung zur Überweisung von mehreren tausend Euro
Jürgen Zihla versuchte direkt, seine „Tochter“ über die neue Whatsapp-Nummer anzurufen, doch dort meldete sich nur eine automatische Ansage in, wie er vermutet, holländischer Sprache. Die vermeintliche Tochter schrieb weiter: „Ich habe eine Firma gegründet, es geht um den Verkauf von Wertpapieren, habe schon einige mit Gewinn verkauft.“
Sie müsse dafür aber Rechnungen bezahlen und hätte gerade Probleme mit dem Online-Banking. „Deshalb sollte ich mehrere tausend Euro für sie bezahlen, per Sofort-Überweisung“, sagt Jürgen Zihla, der bereits misstrauisch geworden war. Er bekäme es nächste Woche sofort wieder, beteuert die „Tochter“ per Chat. Der Rentner bat darum, die Rechnungen sehen zu dürfen. Tatsächlich schickte ihm die Person auch zwei Rechnungen, die zusammen in etwa 4000 Euro auswiesen, offenbar in der Türkei ausgestellt. „Da ist doch etwas faul“, schrieb Zihla. Er werde die Polizei informieren. „Daraufhin wurde der gesamte Chat vom Empfänger gelöscht.“
Weil er keinen Schaden hatte und alle Beweise weg seien, habe er auf eine Anzeige verzichtet, so der Halterner. Technisch ist es auf Whatsapp möglich, innerhalb einer Stunde nach Beginn der Unterhaltung den Chat zu löschen - auch beim Empfänger.
Wie der „Münchner Merkur“ kürzlich online berichtete, sei die Masche wohl seit einiger Zeit in ganz Deutschland aufgekommen und Anfang Oktober in Essen häufiger zur Anzeige gebracht worden. Sie richte sich bevorzugt an Eltern oder Großeltern und sei die digitale Fortsetzung des „Enkeltricks“. Jürgen Zihla: „Ich wurde auch schon einmal angerufen von jemandem, der sich als mein Enkel ausgegeben hat. Als ich nachfragte, welcher Enkel, kam der Mann ins Stottern und legte auf“, erinnert er sich. Die Whatsapp-Masche sei für ihn völlig neu gewesen. Als er seine Tochter abends per Festnetz erreichte, sei diese „aus allen Wolken gefallen“.
Dass es in Haltern und im Kreis Recklinghausen in letzter Zeit vermehrt zu solchen Betrugsversuchen gekommen ist, davon hat die Polizei keine Kenntnis. „Wir haben bisher nur von Einzelfällen gehört“, sagt Sprecher Andreas Lesch. Dabei handele es sich allerdings immer um Fälle, die angezeigt würden. Er rät, auch versuchte Betrügereien zur Anzeige zu bringen. Das könne man zum Beispiel auch online tun.
Andreas Lesch empfiehlt, dass Bürger zur Prävention solcher Betrugsmaschen - ob telefonisch oder per Nachricht - ihre Angehörigen sensibilisieren sollten, dass man sie nie telefonisch oder digital um Geld bitten werde.
Vor mehr als zwanzig Jahren über ein Praktikum zum Journalismus gekommen und geblieben. Seit über zehn Jahren bei Lensing Media, die meiste Zeit davon als Redakteurin in der Nachrichten- und Onlineredaktion in Dortmund. In Haltern seit September 2019.
