Eltern in Haltern sichern Kindern guten Start ins Leben
Bildungsreport
Wie wachsen Kinder im Kreis Recklinghausen auf? Diese Frage steht im Mittelpunkt eines Berichts, den die Kreisverwaltung vorstellt. Die Ergebnisse zeigen die Halterner Sonderstellung.

Die Grafik verdeutlicht unter anderem das gute Bildungsniveau der Halterner ElternGrafik: L. Sauerland / Quelle: Kreis Recklinghausen
Wer solvent ist, einen Lebensmittelpunkt im Kreis Recklinghausen sucht und Kinder plant, lässt sich gern in Haltern nieder. Im Vergleich zu den Nachbarstädten geht’s dem Nachwuchs hier richtig gut. Die Anzahl der Erziehenden in Haltern, die über einen mittleren oder hohen Bildungsstand verfügt, ist höher als in den anderen Städten des Kreises. Diese Eltern sorgen für die richtigen Rahmenbedingungen, um ihrem Nachwuchs einen optimalen Start ins Leben zu ermöglichen.
Dies ist die zentrale Erkenntnis eines Gesundheits- und Bildungsberichts, der sich mit der Lebenswelt von Kindern (Einschulungsjahrgänge 2013 bis 2016) im Kreis Recklinghausen befasst.
Erstmalig werden darin die Bereiche Gesundheit und Bildung zusammengeführt, verknüpft und gemeinsam interpretiert. Die integrierte Untersuchung zeigt, dass die meisten Kinder im Kreis in Familien leben, in denen sie gestärkt werden und ihre Fähigkeiten entwickeln können. Dabei sind diese Voraussetzungen in Haltern besonders gut ausgebildet.
Arme Familien
Während beispielsweise in Haltern 9 Prozent der unter sechsjährigen Kinder in sogenannten Bedarfsgemeinschaften heranwachsen (Hartz IV), sind es in Gladbeck und Recklinghausen mehr als drei Mal so viel (28 Prozent). In Haltern ist die Familiensprache bei 11 Prozent der Kinder nicht Deutsch, in Gladbeck ist das bei 39 Prozent der Fall.
Der Lebensstandard der Eltern bestimmt wiederum die Nutzung des örtlichen Kitaangebots. Familien mit hohem schulischem und beruflichem Bildungsstand nehmen zunehmend die U3-Betreuung in der Kita in Anspruch. In Haltern besuchen 40 Prozent der Kinder bis zu einem Alter von zweieinhalb Jahren eine Kita, in Dorsten und Gladbeck sind es nur jeweils 27 Prozent.
Auch bei den Schulempfehlungen nach der vierten Klasse sieht die Situation in Haltern anders aus als in den Nachbarstädten. Hier werden lediglich 10 Prozent der Grundschüler für die Hauptschule weiterempfohlen, in Gladbeck sind es 24 Prozent und in Herten und Castrop-Rauxel sogar 26 Prozent. Dafür erhalten in Haltern 39 Prozent der Kinder die Empfehlung fürs Gymnasium, in Gladbeck sind es nur 26 Prozent. Der Halterner Wert wird im Untersuchungsbericht sogar als „statistischer Ausreißer“ bezeichnet.
„In Haltern haben wir eine andere Bevölkerungsstruktur als in den anderen Kreisstädten“, kommentierte Stadtsprechesprecher Georg Bockey auf Anfrage die Ergebnisse des Berichts.
Auf über 200 Seiten belegt dieser, dass Kindern in Haltern statistisch gesehen eine bessere Grundlage für den späteren beruflichen Erfolg und ein gesundes Leben geboten wird. Diese Tatsache sei auch als wichtiger Standortfaktor der Stadt zu sehen, der mit darüber entscheide, ob sich eine Familie für den Zuzug entscheide, teilte Georg Bockey mit. Schließlich ist Haltern die Stadt im Kreis Recklinghausen, die aufgrund des Zuzugs wächst. Damit sind auch die Neubürger aus der Region gemeint, nicht nur die Zuwanderer aus den Krisengebieten dieser Welt.
Sprachkompetenz
Besonders auffällig zeigt der Bildungsbericht den Zusammenhang zwischen dem Risikoprofil einer Stadt und der Sprachkompetenz ihrer Kinder. So heißt es in der Studie: „Der hohe Anteil der Kinder mit ausgeprägten sprachlichen Problemen in Herten (über 30 Prozent) ist auch darüber zu erklären, dass in dieser Stadt besonders viele Kinder mit hohen sozialen und wirtschaftlichen Risiken leben.“ Am anderen Ende der Skala befindet sich Haltern, wo die Sprachkompetenz bei 10 Prozent der Kinder nicht ausreichend ist.
Dabei handelt es sich nicht nur um Kinder von zugewanderten Familien, in denen nicht genügend Deutsch gesprochen wird.
Die Sprachkompetenz hängt vielmehr vom Bildungsstand der Eltern ab und von dem Umstand, wie sehr sie sich um die Förderung ihres Nachwuchses kümmern.