
Schließen ihren Hofladen in Lavesum nach 31 Jahren: Elisabeth und Josef Enstrup. © Jürgen Wolter
Elisabeth und Josef Enstrup schließen Hofladen in Lavesum: „Es muss leider sein“
Hofladen Enstrup
Nach 31 Jahren schließt Enstrups Kartoffel- und Gemüsescheune in Lavesum. Wirtschaftliche Gründe sind dafür aber nicht verantwortlich.
Der Entschluss ist der Familie nicht leichtgefallen: Enstrups Kartoffel- und Gemüsescheune in Lavesum schließt zum 10. Juli. „Da hing immer mein Herzblut dran“, sagt Elisabeth Enstrup, die den Laden seit 31 Jahren geleitet hat. Und das ist auch noch heute so. Emotional hat sie mit der Entscheidung noch nicht abgeschlossen.
Der Laden hat sie und ihr Team 12 Stunden am Tag gefordert. Und sie muss aus gesundheitlichen Gründen jetzt kürzertreten, daran führt kein Weg vorbei. „Wir haben monatelang diskutiert“, sagt ihr Sohn Markus. „Aber es muss leider sein, es gibt keine Alternative.“
Mit der Direktvermarktung haben die Enstrups 1991 begonnen. „Zunächst haben wir unsere Kartoffeln in einem Zelt verkauft, danach dann eine Scheune umgebaut“, berichtet Ehemann Josef Enstrup.
Selbst gemachte Eintöpfe waren besonders beliebt
Schritt für Schritt wurde das Sortiment erweitert. Zu den Kartoffeln kamen andere Gemüsesorten, später auch Fleisch, Milch, selbst gemachte Marmeladen, Wurst im Glas und vieles mehr. Vieles stammte vom eigenen Hof, und Elisabeth Enstrup und ihre Mitarbeiter waren nicht nur für den Verkauf, sondern auch für die Herstellung der eigenen Produkte verantwortlich.
Besonders beliebt waren ihre selbst gemachten Suppen und Eintöpfe. Die wird es allerdings auch weiterhin geben: Am Hofladen wurde ein 24-Stunden-Automat aufgestellt, in dem es diese Produkte auch in Zukunft zu kaufen gibt.

Über einen 24-Stunden-Automaten verkauft Elisabeth Enstrup unter anderem ihre selbstgemachten Eintöpfe auch weiterhin. © Jürgen Wolter
Die Enstrups haben in den vergangenen Jahren einen Trend zu Lebensmitteln aus der Region festgestellt, von dem auch ihr Laden profitiert hat. „Insbesondere durch Corona hat sich das noch mal verstärkt“, sagt Markus Enstrup. „Die Leute achten mehr darauf, wo die Lebensmittel herkommen, die sie verzehren. Wirtschaftlich war der Laden nach wie vor interessant.“
Die Gründe für die Schließung liegen aber woanders. Die Söhne Markus und Tobias kümmern sich um die Landwirtschaft des Betriebes, Rinderzucht und Futter- sowie Getreideanbau sind ihre Schwerpunkte. In Zukunft werden sie den Hof von ihrem Vater Josef übernehmen.
Anlaufstelle für viele Stammkunden
Besonders berühren die Familie die Gespräche mit den langjährigen Kunden, die von der Schließung erfahren. Da ist auch schon die eine oder andere Träne geflossen. Denn über Jahrzehnte war Enstrups Laden nicht nur Anlaufstelle für vielen touristische Kunden auf der Durchreise, sondern auch für Stammkunden. „Bei ihnen möchte ich mich für ihre Treue ausdrücklich bedanken“, sagt Elisabeth Enstrup.
Und für Kinder gab es auch immer mal ein Stückchen Fleischwurst auf die Hand. Dass Elisabeth Enstrup dann von einigen als „Tante Fleischwurst“ angesprochen wurde, hat sie nie gestört. „Kürzlich war eine junge Mutter hier, und als ich ihrem Kind ein Stück Wurst gab, fragte sie, ob sie auch eins bekommen könne, denn das habe sie aus ihrer Kindheit noch in Erinnerung“, sagt Elisabeth Enstrup.
Anfangs hatte der Hofladen an sieben Tagen die Woche geöffnet, später war er noch von donnerstags bis sonntags auf. „Meine Eltern haben immer an allen Wochenenden gearbeitet“, sagt Markus Enstrup, „Ich kenne das gar nicht anders.“
Das wird in Zukunft eine Umstellung für Elisabeth und Josef Enstrup. Wie sie die gewonnene Zeit füllen wollen, steht zumindest teilweise schon fest: Bei zwei kleinen Enkelkindern werden Oma und Opa in Zukunft häufiger gefordert sein.
Einige Produkte werden aber auch weiterhin am Hof erhältlich sein. Der Verkauf von Brennholz geht ebenso weiter sowie der Kürbisverkauf im Herbst. Außerdem bieten die Enstrups etwa alle 12 Wochen Fleisch-Genuss-Tage an, an denen ein frisch geschlachtetes Rind vermarktet wird. Das findet weiterhin in den Räumen des ehemaligen Hofladens statt.
Studium der Germanistik, Publizistik und Philosophie an der Ruhr Universität Bochum. Freie Autorentätigkeit für Buchverlage. Freier Journalist im nördlichen Ruhrgebiet für mehrere Zeitungshäuser. „Menschen und ihre Geschichten faszinieren mich nach wie vor. Sie aufzuschreiben und öffentlich zugänglich zu machen, ist und bleibt meine Leidenschaft.“
