
© Daniel Winkelkotte
Ein engagierter Wahlkampf wurde nicht für alle belohnt
Meinung
Haltern hat gewählt. Die Ergebnisse liegen zwischen Euphorie und Enttäuschung. Ein Kommentar von Elisabeth Schrief und Silvia Wiethoff.
Das Wahlergebnis in Haltern spiegelt den landesweiten Trend. Die CDU und die Grünen gehören zu den Gewinnern, die SPD verliert deutlich. Dass die CDU ein solides Ergebnis einfahren wird, war zu erwarten.
Es war aber nicht unbedingt damit zu rechnen, dass die Partei, die sich selbstbewusst die „Haltern Partei“ nennt, auch ihren Bürgermeisterkandidaten im ersten Wahlgang durchbringt. Viele hatten mit einer Stichwahl gerechnet, da diesmal vier Bürgermeisterkandidaten, darunter drei sehr ambitionierte Bewerber, ins Rennen gegangen waren.
Der Wahlkampf unter Corona-Bedingungen war für alle Parteien (und auch für die Wähler) neu und schwer, denn direkte Begegnungen waren so gut wie ausgeschlossen. Offensichtlich ist es der CDU besser als den Mitbewerbern gelungen, mit ihren Themen zu überzeugen. Sie hat Versprechen gemacht, nun muss sie natürlich auch liefern. Zur Hilfe könnte ihr dabei kommen, dass ein Durchregieren von der Stadt bis in den Bund sich gerade ankündigt.
Die Grünen haben vermutlich vor allem bei den Jungwählern gepunktet. Ihre Themen wie Klimaschutz und Mobilität stehen bei dieser Wählergruppe aufgrund der weltweiten Fridays-for-Future-Bewegung ganz oben auf der Agenda. Und sie sind auch auf lokaler Ebene relevant.
Die größte Enttäuschung muss die SPD wegstecken. Ihr Wahlkampf war nicht weniger engagiert. Aber es fehlte sicher auch der Rückenwind durch eine starke SPD im Bund. Nun wird es für die Genossen vor Ort noch schwieriger, ihre Themen in Haltern zu positionieren, zu gestalten und eine starke Opposition zu liefern. Ihre Mandate schrumpfen von 13 auf 9.
Die WGH hat trotz eines nahezu lautlosen Wahlkampfes im Netz erneut ein stabiles Ergebnis von vier Ratsmandaten eingefahren. Eigentlich hätte man erwarten können, dass die FDP mit ihrem frischen Auftreten und jungen, kompetenten Kandidaten mehr Wählerstimmen für sich generiert. Immerhin haben es die Liberalen geschafft, ihre Mandate von zwei auf drei zu erhöhen.
Gelungen ist der FDP auf jeden Fall, die Euphorie bei einigen jungen Kandidaten hoch zu halten. Einzelne fuhren als Newcomer in ihren Wahlbezirken beachtliche Ergebnisse ein.
Die Wahl und ihr Ausgang sind ein Zeichen dafür, dass in Haltern Demokratie funktioniert, auch wenn sie für manche schmerzlich ausfallen kann. Gleichwohl hätte man sich eine höhere Wahlbeteiligung als 62,6 Prozent gewünscht.
Aufgrund der neuen politischen Konstellation im Stadtrat darf man auf lebendige Diskussionen gespannt sein.
Haltern am See ist für mich Heimat. Hier lebe ich gern und hier arbeite ich gern: Als Redakteurin interessieren mich die Menschen mit ihren spannenden Lebensgeschichten sowie ebenso das gesellschaftliche und politische Geschehen, das nicht nur um Haltern kreist, sondern vielfach auch weltwärts gerichtet ist.

Jeder Mensch hat eine Geschichte zu erzählen und hinter jeder Zahl steckt eine ganze Welt. Das macht den Journalismus für mich so spannend. Mein Alltag im Lokalen ist voller Begegnungen und manchmal Überraschungen. Gibt es etwas Schöneres?
