Discounter-Preise steigen immer weiter Zwei Produkte doppelt so teuer wie vor 5 Jahren

Kassenbon aus 2018 nachgekauft: Discounter-Preise steigen immer weiter
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„Heute kostet das bestimmt 3 Euro mehr“, ist sich Doris Schneppat sicher. Gemeinsam mit ihrer Tochter und Enkelin war die Rentnerin kurz vor Ostern beim Aldi an der Recklinghäuser Straße in Haltern einkaufen. Jede Woche geht die Familie zusammen dort hin, um alle Lebensmittel einzukaufen.

Im Einkaufswagen vor ihr liegen zehn Produkte: Mehl, Milch, Kartoffeln, Schlagsahne, Brokkoli, Kiwi, Aufschnitt, Frischbackhefe, Haferflocken und Käse. Ein Kassenbon aus dem Jahr 2018 belegt die Preise von damals für exakt diese Lebensmittel. Gekauft wurden sie im gleichen Supermarkt.

Doris Schneppat steht auf dem Parkplatz bei Aldi in Haltern.
Rentnerin Doris Schneppat plant aktuell 10 Euro mehr für ihren Wocheneinkauf ein. © Anne Schiebener

Doris Schneppat schätzt, dass die zehn Produkte vor fünf Jahren knapp 15 Euro gekostet haben. Heute würde der Preis bei 18 Euro liegen. Ihre Tochter schätzt einen ähnlichen Preisrahmen: „Das hat vor fünf Jahren bestimmt 12 Euro gekostet und heute 16 Euro.“

Einkauf ist 5 Euro teurer geworden

Mutter und Tochter liegen mit ihren Schätzungen noch unter der tatsächlichen Steigerung. 8,40 Euro hat der Einkauf der Produkte beim Discounter im Jahr 2018 gekostet. Heute kostet er 13,42 Euro - wobei Lebensmittel und Supermarkt identisch geblieben sind. Das macht eine Differenz von 5,02 Euro (59 Prozent), die 2023 mehr gezahlt werden muss.

Vor 6 und 12 Monaten haben wir diesen Test schon einmal gemacht und den Kassenbon aus 2018 nachgekauft. Auch da war eine Steigerung der Preise spürbar, allerdings nicht so extrem wie heute.

Bei allen zehn Produkten sind die Preise gestiegen. Am stärksten wird die Steigerung bei den Kartoffeln und Haferflocken deutlich. 1,09 Euro hat der 2,5-Kilo-Sack 2018 beim Discounter gekostet, heute schlägt er mit 2,19 Euro ins Budget. Die zarten Haferflocken der Aldi-Eigenmarke haben vor 5 Jahren 39 Cent gekostet. Heute kosten sie 79 Cent.

Doris Schneppat plant für den Wocheneinkauf heute circa 50 bis 55 Euro ein. Bevor die Preise nach oben schnellten, ging das deutlich günstiger. „Früher habe ich jedes Mal 45 Euro gezahlt“, sagt sie.

Lebensmittelpreise werden hoch bleiben

Die Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen: Die Preise bei Nahrungsmitteln steigen weiterhin stark an. Im Februar 2023 seien die Lebensmittelpreise (21,8 Prozent) sogar stärker gestiegen als die Energiepreise (19,1 Prozent).

„In den vergangenen 20 Jahren waren die Lebensmittelpreise weniger angestiegen als andere Lebenshaltungskosten“, heißt es auf der Seite der Verbraucherzentrale. „Zwischen 2000 und 2019 lag die Teuerung durchschnittlich noch knapp unter 1,5 Prozent.“

Ein Einkaufswagen mit verschiedenen Lebensmitteln.
Diese zehn Produkte haben 2018 noch 5 Euro weniger gekostet. © Anne Schiebener

Die Verbraucherzentrale sieht hinter den gestiegenen Preisen mehrere Gründe in der Landwirtschaft und Lebensmittelwirtschaft: hohe Kosten für Energie, Düngemittel und Futtermittel, die Personalkosten steigen durch den Arbeitskräftemangel und Mindestlohn.

Teure Kartoffeln gehen auf eine schlechte Ernte im Herbst 2022 zurück. „Die Teuerung bei Nahrungsmitteln liegt seit April 2022 höher als die allgemeine Inflationsrate“, so die Verbraucherzentrale.

Experten gehen davon aus, dass die Lebensmittelpreise erst mal weiter hoch bleiben. Doris Schneppat kann ihren Einkauf kaum reduzieren. „Wo will man denn beim Essen sparen?“, fragt die Rentnerin. Aber trotzdem hat sie ihr Kaufverhalten angepasst: „Ich schaue oft, wo es Angebote gibt, bei denen man sparen kann.“

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