Ramona Cuhlmann hat ihre Kaffeerösterei an der Rekumer Straße schweren Herzens geschlossen.

© Jürgen Wolter

Die Kaffeerösterei Cuhlmann ist geschlossen: Das sind die Gründe

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2017 machte Ramona Cuhlmann ihre Leidenschaft für Kaffee zum Beruf. Jetzt musste sie ihre Kaffeerösterei in Haltern wieder schließen. Corona ist daran nicht unschuldig.

Haltern

, 26.01.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Im Fenster hängt ein „Abschiedsbrief“. Darauf steht: „Liebe Kaffeefreunde, die Rösterei bleibt ab dem 24. 12. 2021 dauerhaft geschlossen. Vielen Dank für fünf schöne Jahre!“ Ramona Cuhlmann hat ihre Kaffeerösterei an der Rekumer Straße 44 dicht gemacht. „Es war eine Vernunftentscheidung“, sagt die ehemalige Inhaberin. „Das Herz hängt daran, aber der Verstand sagt, dass es besser war aufzuhören“.

Im Fenster hängt ein „Abschiedsbrief“.

Im Fenster hängt ein „Abschiedsbrief“. © Jürgen Wolter

Es war Ramona Cuhlmanns Ehemann Christian, der durch seine Liebe zum Kaffee den Grundstein für die Geschäftsidee geliefert hatte. Zunächst privat zu Hause und ab Dezember 2017 dann auch im Geschäft für Kunden wurde Kaffee selbst geröstet.

Viele Aromen - ohne jegliche Zusatzstoffe

„Dabei haben wir festgestellt, wie vielfältig Kaffeegeschmack sein kann“, sagte Ramona Cuhlmann bei der Eröffnung. Sie hatte sich in zahlreichen Schulungen auf ihre Geschäftstätigkeit vorbereitet. Elf Minuten wurde der Kaffee bei über 200 Grad geröstet, nach dem „First Crack“, dem ersten Knacken, kam er aus der Röstung. Drei Tage musste er dann noch reifen, bis er trinkfertig war.

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„Kaffee kann mehr“, fand Ramona Cuhlmann seinerzeit. Sie bezog ungerösteten Rohkaffee von einem Direktimporteur aus Hamburg. Dieser handelte direkt mit den Kooperativen einen Preis aus, von dem die Kaffeebauern auch leben konnten. Durch die unterschiedlichen Anbaugebiete in Mittel- und Südamerika sowie Afrika und das individuelle Röstverfahren erreichten ihre Kaffees verschiedene Aromen von Kakao bis Frucht – und das ohne jegliche Zusatzstoffe.

Ramona Cuhlmann bei der Eröffnung ihrer Kaffeerösterei mit ihrem Mitarbeiter Wieland Kind 2017.

Ramona Cuhlmann bei der Eröffnung ihrer Kaffeerösterei mit ihrem Mitarbeiter Wieland Kind 2017. © Jürgen Wolter (Archiv)

Preissteigerungen und Lieferengpässe

Aber genau diese Vertriebswege haben mit dazu beigetragen, dass das Geschäft immer schwieriger wurde - vor allem seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie. „Was viele nicht mitbekommen haben, sind die extremen Preissteigerungen auf dem Kaffeemarkt“, sagt Ramona Cuhlmann. Und in Folge von Corona trat ein weiteres Problem auf: Lieferengpässe. „Ich musste quasi für meinen Einkauf eines Jahres in Vorleistung gehen, bekam aber keine verbindlichen Lieferzusagen mehr.“

Sie nennt ein Beispiel: „Da werden Liefer-Lkw bei Grenzübertritten von Beamten desinfiziert. Wenn ich Glück habe, desinfizieren die nur die Reifen, wenn ich Pech habe, das ganze Fahrzeug. Also brauche ich einen dichten Lkw, auf dem die Ladung geschützt ist, aber der ist dann vor Ort nicht zu bekommen.“

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Diese schwierigen Umstände haben dazu geführt, dass sie sich schweren Herzens entschlossen hat, ihr Projekt zum Ende 2021 zu beenden. Viele ehemalige Kunden haben diese Entscheidung bedauert. „Ich habe viele Mails und Nachrichten bekommen und auch Anrufe“, sagt Ramona Cuhlmann. Vielen tut es leid, dass Haltern damit auch eine bunte Farbe im Angebot des Einzelhandels verliert.