Vier ukrainische Flüchtlinge verloren durch die Sprengung des Bankautomaten der Deutschen Bank ihre Wohnungen. Nachbar Bernd Winkels ist fassungslos: „Die Menschen sind vor den Bomben geflohen, hier bei uns werden sie von ihnen geweckt.“ Die Stadt hat sich sofort um neue Unterkünfte gekümmert.
Eine Mutter wohnt mit ihren beiden Töchtern nun zunächst einmal in der ehemaligen Erich-Kästner-Schule. Der andere alleinstehende Mieter wurde von Verwandten aufgenommen. „Das Haus ist nicht mehr bewohnbar“, bestätigte Martina Klaus als Sprecherin der Stadt Haltern.
So hat die Druckwelle unter anderem die Decke zwischen Erdgeschoss und erster Etage angehoben. Ein Statiker hat sich den Schaden angesehen. Er gab zumindest Entwarnung, dass das Haus aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts nicht einsturzgefährdet ist.
Bernd Winkels, Orthopädie-Schuhmachermeister, wollte den Fronleichnamstag eigentlich nutzen, um in Ruhe in der Werkstatt zu arbeiten. Die Begegnung mit einer Nachbarin und deren Frage „weißt du schon...?“ ließ ihn ganz schnell werden. Denn Bernd Winkels hat seine Werkstatt in einem Anbau des Bankhauses. „Als ich das Ausmaß der Sprengung sah, wurde ich ziemlich nervös“, gestand Bernd Winkels.

Tatsächlich kam Bernd Winkels zunächst gar nicht mehr in den Werkstattraum. Die Regale waren durch die Wucht der Detonation umgefallen und versperrten die Tür. „Die Wand hat sich so stark verzogen, dass selbst die Deckenverkleidung aufgebrochen ist.“ Überall Staub und Dreck. Ans Arbeiten war nicht mehr zu denken. „Wirklich ein Wahnsinn!“
Zeile aus drei Häusern
Zum Glück hat Bernd Winkels in der Werkstatt einen eigenen Gas- und Stromanschluss, sodass die Arbeit in dem Unternehmen „Gehen.Laufen.Leben - Winkels“ tatsächlich am Freitag weitergehen konnte. Die Statik des Bankhauses ist geprüft, Einsturzgefahr besteht nicht. „Sonst hätte ich meine Werkstatt schließen und einen neuen Standort suchen müssen.“
Bernd Winkels war bis zu dieser Nachricht seitens der Stadt schon ziemlich besorgt. „Aber wichtig ist erst einmal, dass keine Menschen verletzt sind.“
Drei Häuser sind an der Lippstraße hintereinander gebaut. Vorne, mit Front zur Lippstraße, mietete sich die Deutsche Bank ein. Sie nutzt auch das zweite Haus für ihre Büros, das früher ein Tanzlokal war. Das dritte Haus - früher eine Mühle - hat vor zwölf Jahren Familie Winkels als Werkstatt angemietet. Gegenüber, im Büro des Immobilienbüros Jäger, sieht es auch wüst aus.

Geschäftsführer Marc Jäger arbeitet in den hinteren Büros weiter, der Eingangsbereich mit einem Arbeitsplatz ist übersät von Scherben. Die Fenster- und Türscheiben sind zerborsten, der Heizkörper ist in Schrägstellung gegangen, die Legohäuser aus dem Schaufenster haben sich im Büro verteilt, kleine Steine aus der Fassade sind durch die kaputten Scheiben ins Innere geflogen. Der Schaden, so Marc Jäger, wird fünfstellig sein.
Freunde aus Haltern übermittelten Marc Jäger die Nachrichten nach Essen-Rüttenscheid. Sofort setzte er sich in den Wagen, um ins Büro zu fahren. Dort hatte schon um 5 Uhr die Polizei angerufen, er möge doch bitte sein Büro sichern.
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