Das will die Baudezernentin für Haltern erreichen
Interview mit Anette Brachthäuser
Seit sechs Monaten ist Anette Brachthäuser Baudezernentin. Im Interview spricht sie über ihre Aufgaben, Ziele und den ihrer Meinung nach schönsten Ort in Haltern am See.

Seit sechs Monaten ist Anette Brachthäuser Baudezernentin. Im Interview spricht sie über ihre Aufgaben und ihre Ziele.
Wie stellt sich Anette Brachthäuser die zukünftige Entwicklung Halterns vor?
"Die Entwicklung Halterns ist durch den Landesentwicklungsplan stark eingeschränkt worden und deshalb haben wir mittelfristig geringe Möglichkeiten. Aber wir werden im Rahmen der Regionalplanung versuchen, ein Mehr für Haltern herauszuholen."
Wobei liegt sie dabei einen Schwerpunkt?
"Für mich hat die Ausweisung weiterer Gewerbeflächen unbedingt Vorrang. Wir dürfen zwar laut Landesentwicklungsplan nur zehn Hektar neu ausweisen, dennoch bleibt Handlungsspielraum. Grundstücke für Gewerbetreibende werden als Nächstes an der Münsterstraße bereitgestellt. Grundsätzlich kann ich mir bei der Entwicklung auch Kooperationen mit Unternehmen vorstellen. Dabei denke ich an das Zechengelände Auguste Victoria 8 in Lippramsdorf, hier arbeiten wir längst mit der RAG eng zusammen. Trotz Nähe zur Wohnbebauung und zum Naturschutzgebiet ist diese Fläche prädestiniert für Gewerbe. Auch im Gewerbegebiet Süd begleiten wir Eigentümer bei der Vermarktung."
Woran arbeitet sie und ihre Kollegen in der Bauverwaltung noch?
"Des Weiteren werden wir uns in der Bauverwaltung mit der innerstädtischen Nachverdichtung beschäftigen. Dazu wird das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) aufgelegt. Am 21. September wird der Ausschuss Stadtentwicklung und Umwelt in seiner Sitzung über die Vergabe an ein Architekturbüro entscheiden."
Wofür steht dieses Konzept?
"Dieses Konzept ersetzt den Masterplan und ist Grundlage für das Abrufen weiterer Fördermittel. Wir schauen, wo gibt es Nachverdichtungspotenziale, wir entwickeln Ideen für den mobilen und ruhenden Verkehr sowie eine noch bessere Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr und überlegen, wie aufgegebene Schulstandorte im Rahmen von Quartiersentwicklung oder Flächenvermarktung genutzt werden können. Die Politik wünscht sich, dass nach der Innenstadt auch die Ortsteile entsprechend berücksichtigt werden. Das ist richtig so."
Innerstädtische Lücken werden gern von Investoren zu überhöhten Preisen für scheinbar überdimensionierte Bauvorhaben abgegriffen. Nicht alle Halterner finden das sympathisch, weil sie um den Charme ihrer Heimatstadt fürchten.
"Grundsätzlich fügen sich die Mehrfamilienhäuser schon in das Stadtbild ein. Alle Bauanträge werden vorab von der Bauordnung, der Planung und dem Rechtsamt gesichtet. Mit den meisten Bauherren und Investoren stehen wir in einem guten Dialog. Wir winken nicht jedes Vorhaben grundsätzlich sofort durch. Absprachen über Veränderungen in der Planung hat es beispielsweise am Blombrink nach dem Abriss der alten Vikarie gegeben, an der Grabenstiege, Mühlenstraße und am Nordwall. Für alles, was gebaut wurde, besteht ein Genehmigungsanspruch. Auch, wenn nicht alle neuen Bauprojekte jedem gefallen: Haltern bewahrt seinen Charme. Für manchen Betrachter wirkt es vielleicht anders. Aber alle Vorhaben bleiben in ihren Parzellen und entstehen nicht auf zusammengelegten Grundstücken. So ist eine angemessene Grundfläche gewahrt, für mich ist das ein entscheidender Punkt."
Preise von bis zu 700 Euro pro Quadratmeter für innerstädtische Grundstücke kann sich kein privater Häuslebauer leisten. Was kann die Stadt für sie tun?
"Die Stadt kann nicht einschreiten, wenn es um die Vermarktung privater Grundstücke geht. Das geringe Angebot in Haltern bestimmt den Preis. Wir als Stadt bieten in Abstimmung mit der Politik aufgegebene städtische Grünanlagen oder Spielplätze als Bauland an. Derzeit wird untersucht, wie viel Fläche wir für bauwillige Halterner anbieten könnten. Darüber werde ich im nächsten Fachausschuss berichten. Der Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung stellt eine Änderung des Landesentwicklungsplanes und damit größere Entwicklungschancen zugunsten der Kommunen wie Haltern in Aussicht. Wir haben grundsätzlich eine hierarchische Planung vom Landesentwicklungsplan zum Regionalplan und schließlich zum Flächennutzungsplan. Eins entwickelt sich aus dem anderen und wir sind daran gebunden."
Was will Anette Brachthäuser während Ihrer Amtszeit vor allem erreichen?
"Intern wie extern bin ich an einem guten wie aufrichtigen Miteinander interessiert. Bürger sollen sich mitgenommen und Unternehmen sowie Investoren gut begleitet fühlen. Mein Ziel ist eine vernünftige Stadtentwicklung, an der Bürger, Verwaltung und Politik gleichermaßen beteiligt sind. Und mein Ziel ist ein offener, ehrlicher und vertrauenswürdige Umgang mit klaren Leitlinien. Dazu gehört natürlich auch mal ein klares Nein."
Was macht für Anettte Brachthäuser den Reiz von Haltern aus, wo ist Ihr schönster Ort?
"Haltern am See bietet für jede Generation ein lebenswertes Umfeld, das beginnt mit den Kindern und hört bei den Senioren auf. Mein liebster Ort ist der Marktplatz, sowohl aus architektonischen Gründen als auch wegen der Lebendigkeit, die die Innenstadt ausstrahlt."