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Das Wasser als Lebensader: Das verbindet die Halterner mit den Skythen
Wasserwerkgespräche
Das LWL-Römermuseum und das Wasserwerk stillten nach langer Corona-Pause wieder den Hunger nach „Austausch, Gemeinschaft und Kultur“. Ein hochkarätiger Gast aus Berlin reiste dafür an.
Die Wasserwerksvorträge zu kulturellen Themen haben eine gute Tradition in Haltern. Aufgrund der Corona-Pandemie mussten die Veranstalter - das LWL-Römermuseum und das Wasserwerk Haltern - 18 Monate aussetzen. „Trotz immer noch widriger Umstände wagten wir wieder ein Einladung“, begrüßte Magnus Meckelburg (Leiter Wasserwerk Haltern) die Gäste im Seehof und die, die das Event per Livestream zu Hause verfolgten. Denn der Hunger nach Austausch, Gemeinschaft und Kultur sei groß, so Meckelburg.
Einen hochkarätigen Vortragenden holten er und Museumsleiter Dr. Josef Mühlenbrock nach Haltern: Professor Dr. Dr. Hermann Parzinger aus Berlin. Sein Vortrag entführte die Zuhörer in die eurasische Steppenlandschaft mit ihren Flusslandschaften, wo einst die Reiternomaden, die Skythen, lebten.

Museumsleiter Dr. Josef Mühlenbrock (l.), Wasserwerksleiter Magnus Meckelburg (3.v.r.), Fördervereins-Vorsitzender Hajo Böing und Bürgermeister Andreas Stegemann begrüßten Hermann Parzinger (3.v.l.) und seine Frau Barbara Rüschoff-Parzinger, LWL-Kulturdezernentin in Münster. © Schrief
Hermann Parzinger ist Prähistoriker und seit 2008 Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Bis heute leitet er Forschungsprojekte und veröffentlicht zu wissenschaftlichen und auch kulturpolitischen Themen. Der 62-Jährige ist Träger zahlreicher Preise, außerdem wurde er national (Großes Verdienstkreuz mit Stern beispielsweise) und international vielfach geehrt.
Er ist unter anderem Spezialist für die Kultur der Skythen. Ab 2012 untersuchte er die Großkurgane, die Grabhügel, der Skythenzeit in den Steppen des Vorkaukasus (Gebiet Stavropol). Von besonderer Bedeutung war seine Entdeckung des 2500 Jahre alten skythischen Königsgrabs von Aržan in Tuva, aus dem er Tausende Goldobjekte bergen konnte. Dadurch wurde Prof. Dr. Dr. Parzinger weltweit bekannt. Die wissenschaftlichen Grabungen in Russland dauerten bis 2018.
Die Reiternomaden besiedelten ab dem 8./7. Jahrhundert vor Christus die eurasischen Steppen. Sie kamen ohne Schrift aus, somit hinterließen sie keine Dokumente und Schriften. Ihr Leben rekonstruierte der Prähistoriker mithilfe von Erkenntnissen aus den Ausgrabungsstätten, den Grabhügeln.

Hermann Parzinger ist vertraut mit der römischen Geschichte Halterns, das Museum kennt er allerdings nicht. Dr. Josef Mühlenbrock lud ihn deshalb für einen weiteren Besuch in Haltern ein. © Schrief
Die großen Flüsse in Kasachstan und Westsibirien prägten, so Hermann Parzinger, die Lebensräume der Skythen. Sie waren die Lebensader der Region. Hier schloss sich gedanklich (nicht wissenschaftlich) der Kreis mit Haltern, wo das Wasser ebenfalls eine wichtige Rolle spielt.
Insgesamt zeichneten sich die Kriegernomaden durch eine große Mobilität von Ost nach West aus. Gut eine Stunde berichtete Hermann Parzinger über die damaligen Grabungen und deren Ergebnisse; für einen hochinteressanten Vortrag gab es viel Applaus.
„Haltern ist mir seit meiner Studienzeit ein Begriff. Aber das LWL-Römermuseum habe ich noch nicht gesehen. Deshalb würde ich gerne wiederkommen“, kündigte Hermann Parzinger an. Die Einladung von Dr. Josef Mühlenbrock folgte prompt.
Haltern am See ist für mich Heimat. Hier lebe ich gern und hier arbeite ich gern: Als Redakteurin interessieren mich die Menschen mit ihren spannenden Lebensgeschichten sowie ebenso das gesellschaftliche und politische Geschehen, das nicht nur um Haltern kreist, sondern vielfach auch weltwärts gerichtet ist.
