Das Coronavirus und die Schulen: Unterrichten über die digitale Lernplattform
Digitaler Unterricht
Schulen wie die Halterner Realschule oder das Berufskolleg, die ihre Digitalisierung schon vor der Coronakrise vorangetrieben haben, können diesen Vorteil jetzt nutzen.

Schulcloud-Admin und -Organisator Martin Rennemeier unterrichtet Deutsch, Erdkunde und Informatik an der Halterner Realschule. © privat
Die Halterner Schulen sind wegen der Coronavirus-Pandemie geschlossen. Der Unterricht wird aber auf andere Weise fortgeführt. Ohne den Einsatz digitaler Medien wäre dies nicht möglich. In dieser Situation profitieren Schulen, die ihre Digitalisierung bereits vor der unerwarteten Krise vorangetrieben haben.
Dazu gehören in Haltern die Alexander-Lebenstein-Realschule und der örtliche Zweig des Hans-Böckler-Berufskollegs. Die Realschule hat sich bereits vor über zwei Jahren auf Eigeninitiative mit dem Thema Schul-Cloud beschäftigt und sich für die Lernplattform schul.cloud entschieden.

Emilie aus der 9a sitzt zu Hause am PC und arbeitet an Aufgaben, die ihr einer der Lehrer zugeteilt hat. © privat
Bis auf wenige Ausnahmen hätten neben den Lehrern alle Schüler und auch Eltern der Klassen 7 bis 10 Zugriff darauf, bestätigte Schulleiter Frank Cremer auf Anfrage der Redaktion. Nur wer die erforderliche Datenschutzerklärung nicht unterschreiben will, bleibt außen vor. „Es ist schließlich eine freiwillige Sache“, erklärte Frank Cremer.
Das lange Warten auf eine landesweite Lösung
Lange habe auch die Realschule Haltern auf die Lernplattform Logineo gewartet, die vom Schulministerium als landesweite Lösung angekündigt wurde. Der Start habe sich aber immer wieder hinausgezögert. Bisher sei die Plattform nur an einigen Schulen eingeführt, berichtete Frank Cremer. „Wir wollten die digitalen Medien gewinnbringend für unsere Schule einsetzen“, begründete er die Einrichtung der schuleigenen Cloud. Einen Vergleich zu Logineo habe man bereits gezogen. „Wir halten unsere Schul-Cloud für praktischer und besser anwendbar“, sagte Frank Cremer.Als der Unterricht an den Schulen in Haltern und in ganz NRW kurzfristig ausgesetzt wurde, habe sich die Realschule „sehr schnell und ohne größere Probleme auf die neue Situation einstellen“ können. Über die schul.cloud würden nun Arbeitsmaterialien an die Schüler ausgegeben. Die Plattform funktioniere ähnlich wie WhatsApp und ermögliche die direkte Kommunikation zwischen den Lehrern und Schülern, aber auch den Austausch in einer gesamten Klasse oder Fachgruppe.
In jeder Klasse sei auch eine Elterngruppe gebildet worden, erläuterte Frank Cremer das Modell. Darüber hinaus gebe es einen offenen Kanal, die „Schulgemeinde“, über den alle Schüler und Eltern erreicht werden können.
In Erweiterung des Messengers WhatsApp verfüge die schul.cloud über ein Dateienablagesystem, das abrufbare Unterlagen beinhaltet. Die Lehrer stellten den Schülern Fristen für die Bearbeitung von Aufgaben. Diese könnten Nachfragen stellen und erhielten später eine Rückmeldung zu ihren Arbeiten. Auch Lernvideos würden für die Schüler hochgeladen.
Die meisten Schüler haben Zugriff auf die Cloud
Als notwendige Hardware kommen Handy, Tablet oder ein PC infrage. Das System funktioniert über eine Android- beziehungsweise IOS-App oder über einen Browser. Schüler und Eltern, die aktuell nicht über die Cloud erreicht werden, erhielten ihre Informationen über Mails, teilte Frank Cremer mit. In manchen Fälle würde auch ein befreundeter Schüler, der Zugriff auf die Cloud hat, seinen Klassenkameraden mit versorgen.

Christian Bühring, Chemie- und Sportlehrer, ist zusammen mit dem Deutschlehrer Martin Rennemeier einer der beiden Organisatoren im Schulcloud-Team. © privat
Der Schulleiter kann sich vorstellen, dass die Möglichkeiten des digitalen Lernens nach Überwindung der Coronakrise an den Schulen stärker genutzt werden, „weil sie jetzt in den Blick geraten“. Kathrin Ollas vom Leitungsteam des Berufskollegs in Haltern ist ähnlicher Ansicht. Sie hat durch den Austausch mit Kollegen anderer Schulen erfahren, dass das digitale Lernen durch die momentane Ausnahmesituation einen enormen Schub erhalte.
Auch das Berufskolleg in Haltern setzt eine Lernplattform ein
Das Berufskolleg bedient sich der Lernplattform Moodle, um den Austausch und das Unterrichten auch während der Kontaktsperre zu gewährleisten. Auch über dieses System erfolgen sowohl die Kommunikation als auch die Aufgabenstellung. Prüfungsrelevant seien diese Inhalte aber nicht, ließ Kathrin Ollas wissen. Allerdings würden die Abschlussklassen (das Abitur soll in NRW ab 12. Mai stattfinden) auf ihre Prüfungen vorbereitet.

Mona Bomers, Deutschlehrerin an der Realschule Haltern, arbeitete auch schon vor der Coronavirus-Pandemie im Unterricht mit der Cloud, ebenso wie viele andere KollegInnen. © privat
Kathrin Ollas hat ihrem Informatik-Kurs beispielsweise eine komplexere Aufgabe über Moodle zukommen lassen. Die Schüler haben mehrere Tage Zeit, eine Website aufzubauen und zu gestalten. Bei dieser Projektarbeit können sie sich über Moodle auch austauschen.
Nicht alle Lehrer hätten bisher die digitale Plattform für ihren Unterricht genutzt, sagte Kathrin Ollas. Das habe sich nun geändert.