Laut Börsenverein des Deutschen Buchhandels stieg der Umsatz der Buchbranche 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 2,8 Prozent, im ersten Halbjahr 2024 noch einmal um 1,2 Prozent. Insgesamt bleibe der Jahresumsatz mit Büchern seit 25 Jahren in etwa stabil mit über neun Milliarden Euro.
Auch unterm Weihnachtsbaum sind Bücher als Geschenke nach wie vor beliebt, durch Booktok und andere soziale Medien verstärkt auch wieder bei jüngeren Lesern. Wir haben vier Halterner „Viel-Leser“ gefragt, mit welchen der Bücher, die sie gelesen haben, man auch anderen Menschen auf dem Gabentisch eine Freude machen kann.
Friederike Gernreich, die stellvertretende Leiterin der Halterner Stadtbücherei, hat sich festgelegt: Sie empfiehlt den Roman „Windstärke 17“ vom Caroline Wahl, „Das ist so ein Buch, durch das man durch muss, man legt es nicht mehr aus der Hand, wenn man einmal angefangen hat“, sagt sie.
Welt gerät aus den Fugen
„Es ist die Fortsetzung einer Familiengeschichte, die mit dem Band „22 Bahnen“ begann“, so Gernreich. „Es geht um zwei Schwestern, die bei ihrer alkoholkranken Mutter leben. Im ersten geht es um die ältere Schwester Tilda, in „Windstärke 17“ um die jüngere Ida, die nach dem Tod ihrer Mutter nach Rügen flieht. Dort findet sie eine neue Familie, die sie aufnimmt.“
Auf einmal ist alles ein bisschen leichter, erträglicher in Idas Leben. Bis ihre Welt kurz darauf wieder aus den Angeln gehoben wird. „Windstärke 17“ ist im Verlag Dumont erschienen, 256 Seiten, 24, Euro, Für Jugendliche ab 12 weist Friederike Gernreich außerdem auf den dritten Teil der „Vergissmeinnicht-Reihe“ von Kerstin Gier hin: „Was die Welt zusammenhält“ (S. Fischer Verlag, 24 Euro), der ebenfalls neu erschienen ist.
Drei sehr unterschiedliche Bücher empfiehlt Irene Stock. Sie leitet den Literaturkurs der VHS. „Die Bücher haben die Mitglieder gemeinsam ausgesucht“, sagt sie. „An erster Stelle steht der Roman „Kairos“ von Jenny Erpenbeck, auch eins meiner absoluten Lieblingsbücher.“

Die neunzehnjährige Katharina und Hans, ein verheirateter Mann Mitte fünfzig, begegnen sich Ende der achtziger Jahre in Ostberlin zufällig und kommen für die nächsten Jahre nicht voneinander los. „Der Roman trägt autobiografische Züge und thematisiert auch das Ende der DDR, spielt aber noch vor dem Mauerfall“, so Irene Stock. „Immer steht im Mittelpunkt die Spannung zwischen Lüge und Wahrheit. Die DDR wird differenziert dargestellt, nicht immer nur von der negativen Seite.“ (Penguin Verlag, 380 Seiten. 24 Euro).
Den Kursteilnehmerinnen habe besonders das Buch „Mädchen, Frau etc.“ von Bernardine Evaristo am Herzen gelegen, so Stock weiter. „Der Episodenroman, ausgezeichnet mit dem Booker Preis, beschreibt Frauen zwischen 19 und 93 in sehr unterschiedlichen Lebensentwürfen und Beziehungen bis hin zu gleichgeschlechtlichen und diversen Lebensgemeinschaften.“ (btb Verlag, 555 Seiten, 25 Euro gebunden, 13 Euro als Taschenbuch)
„Der letzte Schnee“
Alls humorvolle Lektüre zwischen den Jahren empfiehlt der Literaturkurs „Der letzte Schnee“ von Arno Camenisch. „Man kann das Buch in dem Satz zusammenfassen: ‚Was tun die Skiliftbetreiber Paul und Georg, wenn der Schnee ausbleibt?“, so Irene Stock. „Sie philosophieren über die Welt, über die Menschen, über die Schweiz, teilweise mit eingestreuten Passagen mit rätoromanischen Ausdrücken und einem unverwechselbaren Schweizer Humor.“ (Verlag Engele, 100 Seiten, 19 Euro)
Im Literaturkreis der VHS Dülmen, Haltern, Havixbeck (Literatur am Morgen) werden aktuelle Bücher gelesen und diskutiert, das nächste Semester startet wieder im Februar 2025.
Auch Michael und Manuela Ritterbach haben drei Buchtipps auf Lager. Beide gestalten seit vielen Jahren die humorvollen Weihnachtslesungen in Haltern. Michael Ritterbach war außerdem lange in der Stadtagentur Haltern im Bereich der Kulturförderung tätig.

„Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte“, nennt der Schriftsteller und Kolumnist der Süddeutschen Zeitung, Axel Hacke, ein Essay, das Michael Ritterbach empfiehlt. „Für mich ist es ein gelungenes Essay zu einem wichtigen Thema abseits des Mainstreams“, sagt Ritterbach. „Leser können sich hier gut wiederfinden und sogar Erkenntnisse für die zukünftige Gestaltung ihres Lebens finden.“ (Dumont Verlag, 221 Seiten 20 Euro)
36 US-Autorinnen und Autoren
Manuela Ritterbach plädiert für das Buch „Vierzehn Tage“ von Margret Atwood und Douglas Preston. „Es ist ein Gemeinschaftsprojekt von 36 US-Autorinnen und Autoren“, sagt sie. „Während des ersten Corona-Lockdowns 2020 treffen sich Bewohner eines Mietshauses in Manhattan abends auf dem Dach und erzählen sich Geschichten. Diese wurden von den Autoren verfasst, von Atwood bis Grisham. Aus der Ausnahmesituation entwickelt sich ein ganz neuer Zusammenhalt der Menschen.“ (DTV, 476 Seiten, 25 Euro)
Dritte Empfehlung:; „Drei Tage im Juni“ von Anne Tyler. Der Roman handelt von Gail und Max, voneinander getrennt, die wegen der Hochzeit ihrer Tochter für drei Tage wieder zusammen wohnen. „Anne Tyler schreibt empathisch und klug und immer mit einer Spur Humor“, findet Manuela Ritterbach. Das „Buch ist für mich eine Arte Kammerspiel über ganz normale Menschen in einer ungewöhnlichen Situation.“ (Verlag Kein & Aber, 205 Seiten, 23 Euro)