„Dieser Brummton ist eine Foltermethode“ Neue Leidensberichte von Halterner Bürgern

Neue Leidensberichte: „Dieser Brummton ist eine Foltermethode“
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Wieder haben sich Halterner gemeldet, die von einem mysteriösen Geräusch belästigt werden, darunter eine Frau und ein Mann aus Lavesum.

Als ich den Artikel las, war ich froh, dass ich nicht mit dem Problem allein dastehe“, hat Judith Grümer an die Redaktion geschrieben.

Wie die betroffene Lavesumerin, die sich zuerst an die Halterner Zeitung wandte, aber nicht mit Namen in einem Artikel erwähnt werden wollte, beschäftigt der fiese Brummton auch Judith Grümer schon seit Monaten. „Wenn es draußen besonders still ist und weder Vögel zwitschern noch Verkehr unterwegs ist, nehme ich diesen Ton vor allem in meinem Haus wahr“, schildert sie das Phänomen. Es sei so, als würde ihr Haus zu einem Resonanzkörper.

Judith Grümer hat, auch mithilfe eines Handwerkers, ausgeschlossen, dass die Geräuschquelle in ihrem Haus zu finden ist. „Ich habe den Strom abgestellt, das Wasser abgestellt, bin nachts die Nachbarschaft abgegangen in der Hoffnung, die Brummquelle dort irgendwo zu finden, aber nichts“, schildert sie ihre bisherige vergebliche Suche. Sie hat sich auf ihr Handy eine App heruntergeladen, um dem Schall nachzuspüren.

Rhythmisches Brummen

Das Geräusch, das sie fast permanent wahrnimmt, höre sich an „wie ein rhythmisches Brummen ähnlich einem Betonmischer oder einer Pumpe“. Auch Judith Grümer hatte zunächst die Wärmepumpen der Nachbarn im Verdacht, doch diese liefen nachts nicht. „Vielleicht kommt das Geräusch aus dem Bergbau?“, hat sie sich außerdem gefragt. Dort liefen in den ehemaligen Stollen auch Pumpen.

Vom Brummton fühlt sich Judith Grümer nun so gequält, dass sie schon über einen Umzug nachgedacht hat. Sie hofft, dass die Geräuschquelle endlich gefunden wird.

„Wendung im Leben“

„Auch mein Mann ist betroffen“, meldete sich Patricia Stutz bei uns. Bei einem Besuch in Lavesum berichtet Oliver Stutz: „In der Nacht zum 1. Mai 2020 habe ich diesen tiefen Ton zum ersten Mal gehört. Seitdem hat mein Leben eine Wendung bekommen. Seitdem ist der Brummton permanent da.“

„Wir haben natürlich auch alles geprüft“, erzählt der 56-Jährige. In der Wohnung wurden alle elektrischen Geräte abgestellt - „das nervige Geräusch blieb“.

Danach die üblichen Gedanken der Leidtragenden: Hat der Nachbar vielleicht Pumpen, ein Aquarium, eine Heizungs- oder Lüftungsanlage, die diesen quälenden Krach hervorruft? Fehlanzeige.

Oliver Stutz hat sich beim HNO-Arzt untersuchen und auf Tieftontinnitus behandeln lassen. Aber auch das brachte keinen Erfolg. Oliver Stutz wird nachdenklich: „Eigentlich ist dieser Dauer-Ton eine Foltermethode, damit kann man Menschen brechen.“

Gestörter Schlaf

Nachts kann der Lavesumer schon lange nicht mehr richtig schlafen, dann hört er das Brummen besonders intensiv. „Er kommt nicht richtig in die Tiefschlafphase“, stellt auch Patricia Stutz fest. Ihr Ehemann liegt oft verzweifelt im Bett.

Weil das Brummen auch da ist, wenn die Windräder ganz in der Nähe stillstehen, verdächtigt der Infraschall-Gepeinigte Pumpen und Schwimmbagger der Quarzwerke auf dem Silbersee I als Verursacher. Aber natürlich bleibt das alles reine Spekulation.

Windräder auf Feldern bei Lavesum
Kommt der Infraschall von den Windrädern? Die Untere Immissionsschutzbehörde hält das für unmöglich. © www.blossey.eu

Als „Wummern eines langsam laufenden Dieselmotors oder einer voluminösen Pumpe“, empfindet Andreas Konrad den Brummton. Als einziger in der Familie nehme er das Geräusch nachts am Wochenende wahr. „Ich war doch froh, mir dieses Geräusch nicht eingebildet zu haben“, erklärt der Halterner nach den Berichten in unserer Zeitung. Auch Bernd Kemper aus Haltern hört das Brummen.

Unterdessen hat der Kreis Recklinghausen noch einmal betont, dass es sich bei der Ursache für den störenden Infraschall in Lavesum auf keinen Fall um die Windräder handeln kann. „Nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen könnten Infraschall-Pegel im Nahbereich von Windenergieanlagen beobachtet werden,“ erklärt Sprecherin Lena Heimers. „Ab Entfernungen von 300 Metern beeinflussen Windenergieanlagen den Geräusch-Pegel im Infraschallbereich aber nicht mehr.“

Kreis lehnt Messungen ab

Daher seien in Lavesum auch keine Messungen durchgeführt worden. „Das Windrad befindet sich deutlich weiter entfernt von dem Wohnhaus der betreffenden Person.“

Die Infraschall-Pegel in der Umgebung von Windenergieanlagen liegen bereits im Nahbereich, bei Abständen zwischen 150 und 300 Meter von der Anlage, deutlich unterhalb der menschlichen Hör- bzw. Wahrnehmungsschwelle, heißt es im Faktenpapier des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW, auf das sich die Untere Immissionsschutzbehörde des Kreises bezieht. Fazit: „Nach dem derzeitigen Kenntnisstand konnte unterhalb dieser Schwelle bisher kein Nachweis einer negativen gesundheitlichen Auswirkung von Infraschall erbracht werden.“

Sind Sie auch von dem tieffrequenten Schall betroffen? Wir sammeln weitere Hinweise, um ihnen nachzugehen. Schreiben Sie uns gerne eine Mail an redaktion@halternerzeitung.de.

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