
© Silvia Wiethoff
Betreutes Wohnen in Sythen: ein krasses Beispiel für Innenverdichtung in Haltern
Kommentar
Die Geschichte des Betreuten Wohnens im Wohngebiet Elterbreischlag in Sythen erinnert an den Fall eines Heiratsschwindels. Eine vertrauensvolle Beziehung ist nicht entstanden. Ein Kommentar.
Der Fall des Betreuten Wohnens im Sythener Neubaugebiet ist ein krasses Beispiel für eine Innenverdichtung in Haltern. Die „unendliche Geschichte“ reicht Jahre zurück und erinnert mit der Erfahrung von heute an den Reinfall auf einen Heiratsschwindler, der dir die Sterne vom Himmel holen will und dich am Ende mit vielen Problemen einsam sitzen lässt.
Der heiße Typ aus Düsseldorf (Alloheim) ist so überzeugend, dass der solide Kandidat aus Lippramsdorf (Betreiber des dortigen Altenheims) bei dir keine Chance hat. Obwohl es Warnungen gibt, dass der fremde Bewerber bereits ferngesteuert handelt (Teil eines Investmentnetzes), erhörst du ihn (im Rat sorgen die CDU-Fraktion und Stimmen der Grünen 2014 für eine Mehrheit) und holst ihn ohne Not nach Haltern.
Die Tinte unter dem Ehevertrag ist noch nicht trocken, da treten die ersten Probleme in der Beziehung auf. Versprechen werden nicht eingehalten (das Altenheim wird als U-Form und nicht als Quadrat gebaut). Der gemeinsam abgestimmte Beziehungskalender (Stadt und Alloheim) spielt keine Rolle mehr (das Betreute Wohnen wird nicht wie vereinbart parallel mit dem Altenheim errichtet). Die Ideen deines Partners sind außerdem gar nicht so aufregend, sondern überwiegend einfallslos. Das hättest du auch auf deinem Dorf haben können.
Aber es kommt noch schlimmer. Dein Liebster flirtet fremd, ist längst wieder anderswo auf Brautwerbung und schickt dir Ersatz (Alloheim wird an den schwedischen Investmentfonds Nordic Capital verkauft, die TSC Real Estate in Berlin übernimmt das Betreute Wohnen).
Um von der Wahrheit abzulenken, spielst du deinen Freunden und Nachbarn weiterhin das Märchen von der perfekten Partnerschaft vor und gehst bei keinem Anliegen deiner mittlerweile zwei neuen Lover auf Distanz (die Stadt genehmigt die geänderten Planungen der Investoren, ohne die Politik oder die Anwohner im Neubaugebiet zu informieren). Eine Trennung scheint nicht möglich. So passieren Dinge, die du nicht für möglich gehalten hättest (statt Einzelhäusern steht am Eltritt nun eine 52 Meter lange Gebäudefront).
Das letzte Kapitel dieser missglückten Schmonzette ist noch nicht geschrieben. Sicher ist jedoch, dass den alten Menschen in deiner Familie, die doch im Mittelpunkt stehen sollten, höchstens eine Nebenrolle zukommt. Im Moment musst du hoffen, dass sie am Ende nicht ganz auf der Strecke bleiben.
Jeder Mensch hat eine Geschichte zu erzählen und hinter jeder Zahl steckt eine ganze Welt. Das macht den Journalismus für mich so spannend. Mein Alltag im Lokalen ist voller Begegnungen und manchmal Überraschungen. Gibt es etwas Schöneres?
