
Bestatterin Birgit Mertens bietet Beisetzungen mit dem Fahrrad an. © Privat
Bestatterin Birgit Mertens aus Haltern: Mit dem Fahrrad auf eine letzte Tour
Urnenbeisetzung
Bestattungen können so vielfältig sein, sagt Bestatterin Birgit Mertens. Sie hat längst starre Muster verlassen, jetzt schlägt sie ein neues Kapitel auf. Dafür hat sie ein Fahrrad gekauft.
Wir sind endlich, sterblich. Daran führt kein Weg vorbei. Die Endstation, die letzte Ruhestätte, auf besondere Weise zu erreichen, das ist ab sofort möglich. Denn Bestatterin Birgit Mertens setzt einen neuen Impuls in der Bestattungskultur. Für den etwas anderen Weg im Umgang mit der Vergänglichkeit steigt sie auf Wunsch von Angehörigen aufs Fahrrad.
Die Idee hatte sie schon lange, jetzt setzt Birgit Mertens sie um: Sie bietet an, die Urne mit einem E-Bike von der Kirche oder Trauerhalle zur letzten Ruhestätte auf dem Friedhof zu fahren. „Wir können auch im Kondukt fahren, dass heißt, Trauergäste folgen mir auf Fahrrädern“, sagt Birgit Mertens, die seit 1989 ihr Unternehmen an der Recklinghäuser Straße führt. Dieser alternative Abschied ist nachhaltig, charmant, originell und würdig.
Birgit Mertens kann sich gut vorstellen, dass eine solche Urnen-Überführung verstorbenen Hobby-Radfahrern oder Radsportlern gerecht wird, dass sie aber ebenso umweltbewusste Trauerfamilien anspricht. Die Urne kommt hinten auf den präparierten Gepäckträger, so haben nachfolgende Radfahrer sie im Blick. Vorne am Lenker liegt der Blumenschmuck fürs Grab.
„Es gibt schon Bestattungen mit dem Motorrad, warum sollte nicht auch eine letzte Fahrt auf dem Rad möglich sein?“, Bestatterin Birgit Mertens ist sicher, dass ihre umweltfreundliche Idee durchaus angenommen wird. Für Beisetzungen im Sythener Ruheforst beispielsweise würde sich diese Form besonders anbieten. Eine Urne müsse nicht immer zwangsläufig in einem Bestattungswagen gefahren werden.
„Die Art der Trauer ändert sich wie die Art der Beisetzungen“
Mit dem ersten Urnen-Rad Halterns startet Birgit Mertens auf jeden Fall in eine neue Etappe der Bestattungskultur. Das E-Bike macht einen besonders persönlichen Abschied möglich. Birgit Mertens ahnt, dass sich Befürworter wie Zweifler zu Wort melden werden. Aber es gebe bereits vielfältige Überführungsformen, warum nicht auch diese? Man müsse eben nur den Mut haben, Neues zu probieren und anzubieten. Denn die Art der Trauer ändere sich genauso wie die Art der Beisetzungen. „Früher gab es auch keinen Trauerwald, heute ist er sehr beliebt.“
Rechtlich ist der Transport von Verstorbenen auf einem Lastenrad samt Elektromotor jedenfalls kein Problem, solange dies in einem würdigen Rahmen geschieht und die Urne geschlossen ist. Übrigens transportiert eine Bestatterin aus Kopenhagen/Dänemark seit 2014 auf einem umgebauten Lasten-Fahrrad mit drei Rädern sogar Särge zum Friedhof.
Haltern am See ist für mich Heimat. Hier lebe ich gern und hier arbeite ich gern: Als Redakteurin interessieren mich die Menschen mit ihren spannenden Lebensgeschichten sowie ebenso das gesellschaftliche und politische Geschehen, das nicht nur um Haltern kreist, sondern vielfach auch weltwärts gerichtet ist.
