Das Quartier rund um den Bahnhof soll auf Wunsch der Politik wachsen. Neues Gewerbe, neue Büros und Wohnhäuser werden als Folge die Annabergstraße in den nächsten Jahren weitaus mehr mit Verkehr belasten. Seit Bekanntwerden der Pläne protestieren Anwohner deshalb gegen die Bebauungspläne der Stadt. Auch Theo Schön (Theo´s Landy Station GmbH) macht seinem Unmut Luft: „Die Annabergstraße ist bereits am Rande ihrer Kapazitäten angekommen.“
Allein im Bereich des Bahnhofs sei mit der Fertigstellung von Medical Center und Gewerbeeinheiten mit rund 4000 Fahrzeugen (An- und Abfahrten) zu rechnen. Die intensive Nachverdichtung im Bereich der mittleren Annabergstraße lasse zusätzlichen Auto- und Lkw-Verkehr erwarten.
Als Beispiel führt Theo Schön das ehemalige, 33.000 Quadratmeter große Uhde-Gelände an, wo ein Halterner Unternehmer ein etwa 8000 Quadratmeter großes Kühlhaus bauen wolle. „Bei diesem Hochregallager kann von einem Anlieferverkehr mit Sattelzügen im Bereich von 100 Schwerlast-Fahrzeugbewegungen täglich ausgegangen werden“, sagt er. Hinzu komme Lieferverkehr mit Klein-Lkw.
Die vier Mehrfamilienhäuser in der Nachbarschaft sorgten bereits jetzt für ein erhebliches Verkehrschaos. Dennoch sei kein Stillstand zu erwarten. Auf der gegenüberliegenden Seite werden Mehrfamilienhäuser mit 16 Wohneinheiten gebaut, ein freies benachbartes Grundstück soll mit 100 Wohneinheiten bebaut werden (hier möchte der Verein Buntes Wohnen auch das Mehrgenerationenhaus bauen). „Die neu entstehenden Wohnungen werden die Situation am Nadelöhr weiter zuspitzen“, ist Geschäftsmann Theo Schön sicher. Er mag gar nicht daran denken, was die geplante Sperrung der Holtwicker Straße für den Durchgangsverkehr bedeutet.

Das Nachsehen haben gerade auch Fußgänger und Radfahrer. Fußgänger müssten auf Gehwegen geparkten Autos ausweichen, das sei besonders für Eltern mit Kinderwagen und Nutzern von Rollatoren schwierig. Radfahrer seien gezwungen, sich irgendwie durchzuschlängeln. „Die Stadt hat bisher keinerlei Verbesserung oder Lösung präsentiert“, fühlt sich Theo Schön im Stich gelassen. „Werden die Investoren wieder das lukrative Geschäft machen und die Anwohner und Bürger zahlen die Zeche?“ spitzt er seine Kritik zu.
Ganzheitliches Konzept fehlt
Es sei höchste Zeit, die Baumaßnahmen noch einmal kritisch zu hinterfragen und die Öffentlichkeit im Rahmen einer Bürgerversammlung in die Entscheidungsprozesse einzubeziehen. „Hier auf der Annabergstraße hat niemand Lust auf das Zukunftsbild, das momentan von der Stadt Haltern geplant wird.“ Theo Schön betont aber auch, dass er keine Einwände gegen ein Medical Center und gegen weitere Wohnungen hat. Er vermisst nur ein ganzheitliches Konzept, das alle Interessengruppen zufrieden stellt.
Stadt: „Keine Überforderung“
Die Stadtverwaltung sieht diese Dramatik nicht: Es seien keine Nutzungen, die die Annabergstraße in ihrer Erschließungsleistung überfordern würden, geplant. „Die zu erwartende Entwicklung der Verkehrsmengen wird insbesondere im Zusammenhang mit den Verkehrslärm-Immissionen parallel zu den Planungen untersucht. In diesem Zusammenhang werden auch die verkehrstechnischen Leistungsfähigkeiten der angrenzenden Knotenpunkte betrachtet“, schreibt Stadtsprecherin Sophie Hoffmeier auf Nachfrage.
In einer Ausschuss-Sitzung Ende 2022 kündigte die Verwaltung an, eine Fuß-/Radwegeverbindung entlang der Bahn untersuchen zu wollen. Sie solle eine attraktive Alternative zur Annabergstraße speziell für den Radverkehr darstellen.
Anlieger von Annaberg- und Bahnhofstraße haben am 21. Februar zwei Bürgeranträge an Bürgermeister Andreas Stegemann eingereicht.
- Darin beantragen sie, aus städtebaulichen, infrastrukturellen, umwelt- und verkehrspolitischen Gründen auf eine weitere Gewerbeansiedlung im Verkehrsbezirk 24 zu verzichten.
- Stattdessen sollten Alternativen zur geplanten baulichen Gestaltung des Bahnhofsbereichs und zur Ansiedlung weiteren Gewerbes z.B. an der Peripherie der Innenstadt entwickelt werden.
- In einem zweiten Antrag beantragen die Bürgerinnen und Bürger, das verabschiedete Verkehrskonzept - insbesondere im Bezirk 24 - vorläufig auszusetzen und durch ein überarbeitetes, ganzheitliches Verkehrskonzept zu ersetzen.
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