Rund um den Bahnhof soll eine „Eingangsadresse“ für Haltern am See geschaffen werden. Das geschieht unter anderem durch die weitere Ansiedlung von Gewerbe an der Annabergstraße, den Bau eines Ärztezentrums und einer modernen Radstation oder die Umnutzung des Bahnhofsgebäudes als „Haus der Vereine“.
„Wir haben hier eine besondere Lagegunst, die wir nutzen müssen“, betonte Ingo Stapperfenne (Leiter Fachbereich Planen und Wirtschaftsförderung). Anwohner der Bahnhof- und Annabergstraße sehen das ganz anders.
Sie versuchten, durch eine Bürgereingabe weitere Gewerbeansiedlungen zu verhindern und das städtebauliche Verkehrskonzept erst einmal zu stoppen. „Verkehrsplanung und Stadtentwicklung müssen als ganzheitliches Konzept gesehen werden“, so die Begründung. In einem stark frequentierten Innenstadtbereich dürfe es nicht noch zu weiteren verkehrsintensiven Gewerbeansiedlungen kommen.
Anwohner wie Bernhard von Pikarski fürchten, dass die Annaberg- und Bahnhofstraße in Zukunft überlastet werden und das Wohnen unerträglich wird. Doch im Stadtentwicklungs-Ausschuss wurden beide Anträge abgeschmettert.

Nach fast einstündiger Diskussion stimmten alle Parteien gegen den Antrag, in dem jetzigen Mischgebiet auf neue Gewerbeansiedlungen zu verzichten. Sie passten sich damit dem Beschlussentwurf der Verwaltung an. Danach besitzen die Brachflächen im Bahnhofs-Quartier eine besondere Lagegunst.
„Derartige innerstädtische Angebote an Gewerbe- und Mischgebietsflächen sind in Haltern sehr knapp und in Bahnhofsnähe alternativlos“, so die Verwaltung. Auch der Regionalverband Ruhr weise auf diese Flächen für eine Weiterentwicklung ausdrücklich hin, erklärte Ingo Stapperfenne.
Die Sorgen von Anwohnern, ihre Straßen könnten durch Pkw und Lkw überlastet werden, können SPD und Grüne hingegen sehr gut nachvollziehen.
Auf Gewerbe nicht verzichten
Martin Stork (Die Grünen) regte an, die Ergebnisse der beauftragten Verkehrsuntersuchung abzuwarten und danach zunächst mit den Anwohnern zu diskutieren. Deshalb beantragte er, den Tagesordnungspunkt zurück zu stellen.
„Wir brauchen ein Gesamtbild für eine Entscheidung über die Zukunft dieses Quartiers“, sagte er. Heinrich Wiengarten (SPD) betonte, auf Gewerbe könne man in diesem Innenstadtbereich nicht verzichten. Aber solange keine Ergebnisse der Verkehrsuntersuchung vorlägen, dürfe man den Bürgerantrag nicht einstampfen.
Baudezernent Siegfried Schweigmann ärgerte das. Die Verkehrsuntersuchung sei beauftragt und baue auf dem Städtebaulichen Verkehrskonzept der Stadt auf. „Ein vorläufiges Aussetzen der weiteren Arbeit an diesem Konzept ist nicht geboten“, erklärte er. „Ich kann nicht zusagen, dass wir nicht weiterarbeiten.“
Den Antrag, die zweite Bürgereingabe bezüglich der verkehrspolitischen Planung zu vertagen, lehnten CDU, WGH und FDP ab. „Wenn wir den Bürgereingaben folgen, verbauen wir uns ein Stück Zukunft“, sagte Dr. Werner Vißmann (WGH). Bernd Ostrowski (CDU) ist sicher, für Niemanden werde die neue Planung zu einer Belastung.
Bernhard von Pikarski, einer von rund 20 Unterzeichnern, verließ frustriert das Rathaus. „War das jetzt alles umsonst?“, zeigte er sich von der Kommunalpolitik enttäuscht.
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