Diamantener Meisterbrief für Wilhelm Balke Für 4 Mark Monatslohn beim Brötchenkönig gelernt

Wilhelm Balke (85) lernte einst für 4 DM Monatslohn beim Brötchenkönig
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An das Ausliefern von Brot und Brötchen mit Pferdefuhrwerken kann sich Wilhelm Balke nicht mehr so recht erinnern, wohl aber an die Fahrten mit einem Dreirad, später mit Bullis. Bis vor kurzem fuhr er mit einem Elektroauto Backwaren zu den Bauernläden. „Daran hat er sich noch mit 83 Jahren gewöhnt. Opa war schon immer für Fortschritt im Betrieb zu begeistern“, ist Enkel Christoph Balke stolz.

Wilhelm Balke sen. liebt seinen Beruf. Vor 60 Jahren legte der heute 85-Jährige die Meisterprüfung ab. Dafür überreichte ihm nun Katharina Semmler von der Handwerkskammer Münster den Diamantenen Meisterbrief. „Es ist mir eine besondere Freude, heute hier zu sein“, sagte Katharina Semmler. Familie Balke führe mit Leidenschaft und Herzblut den Betrieb seit Generationen fort. Das sei schön zu sehen. „Seien Sie stolz auf das, was Sie erreicht haben“, wandte sie sich Wilhelm Balke sen. zu.

Als einziges Kind des damaligen Bäckermeister Wilhelm Balke war die berufliche Laufbahn vorbestimmt. Der Sohn ging ab April 1953 beim sogenannten Brötchenkönig von Dülmen, Robert Kemna, in die Lehre. Mit ihm besuchten 18 Jungs damals die Bäckerklasse der Kreisberufsschule Coesfeld.

Die Entlohnung war aus heutiger Sicht dürftig: Im ersten Lehrjahr gab es 4 DM im Monat und 15 Urlaubstage, 6 DM im zweiten Lehrjahr und nur noch 12 Tage Urlaub, 8 DM im dritten Lehrjahr samt 12 Tage Urlaub. Am 16. April 1956 bestand Wilhelm Balke die Gesellenprüfung mit „sehr gut“.

Wilhelm Balke jun. Rosemarie Balke, Christoph Balke, Wilhelm Balke sen., Anja Balke, Dirk Balke sowie Katharina Semmler.
Ein Erinnerungsfoto zum besonderen Festtag: Wilhelm Balke jun. Rosemarie Balke, Christoph Balke, Wilhelm Balke sen., Anja Balke, Dirk Balke sowie Katharina Semmler. © Elisabeth Schrief

Fortan arbeitete Wilhelm Balke im elterlichen Betrieb. Die Meisterschule absolvierte er nach Feierabend. Sein Vater war Spätheimkehrer, „ich hatte wirklich nur Zeit für den Betrieb, aber nie für einen Verein“, erzählt der Geehrte.

Am 17. April 1963 - nach der Prüfung vor der Handwerkskammer Münster und in der Backstube von Bäckermeister Limberg in Münster morgens um 6 Uhr - hielt er den Meisterbrief in Händen. „Sehr wichtig für diese Prüfung waren damals das Führungszeugnis, die Unbedenklichkeits-Prüfung sowie 105 DM Prüfungsgebühr“, erzählt Wilhelm Balke. Heute kostet die Prüfungsgebühr 600 Euro.

Balkes Pferdefuhrwerk vor der Bäckerei
Das Foto entstand Anfang des 20. Jahrhunderts, damals fuhren Balkes die Brote noch mit Pferdekutschen aus. © Privat

Damals gab es in Halterns Innenstadt noch 18 Bäckereien und zwei reine Konditoreien. Heute sind es - abgesehen von Filialisten - mit Balke und Wehren nur noch zwei.

Wilhelm Balke in der Backstube
Wilhelm Balke in der Backstube, hier hat er immer mit Leidenschaft gearbeitet. So oft er kann, ist er auch heute dort noch anzutreffen. © privat

Wilhelm Balkes Steckenpferd ist der Stückholz-geheizte Steinofen, den Familie Balke nachweislich seit mindestens 1832 in der sechsten Generation betreibt. Im Juli 2022 wurde noch eine neue Backfläche eingesetzt.

Der Senior (Vater von vier Kindern) freut sich, dass von seinen drei Söhnen zwei ebenfalls als Meister im Betrieb arbeiten: Dirk Balke ist Konditormeister, Wilhelm Balke jun. Bäckermeister. Inzwischen ist mit Christoph Balke (Bäcker und Konditor) die sechste Generation am Start.

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