Arbeitsschuhe aus Plastikflaschen Priebs GmbH als „Vestische Pioniere“ ausgezeichnet

Priebs GmbH als „Vestische Pioniere“ ausgezeichnet
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Die Priebs GmbH & Co KG aus Haltern gehört zu den Preisträgern beim diesjährigen Unternehmenspreis „Vestische Pioniere“. Bei der Preisverleihung am 30. November in Recklinghausen konnten Geschäftsführer Markus Nelke und Karin Nelke-Mertens (zuständig für Marketing) den zweiten Preis, verbunden mit einem Marketing-Paket in Höhe von 10.000 Euro, im Empfang nehmen.

Insgesamt vier Unternehmen aus dem Kreis gehörten zu den Preisträgern des Wettbewerbs, den die Sparkasse Vest Recklinghausen, Radio Vest und der Kreis Recklinghausen ausgerichtet haben. Gesucht wurden „Vestische Pioniere “. Und dazu gehört ohne Zweifel die Firma Priebs, die sich das Engagement für den Klimaschutz schon vor langer Zeit auf die Fahnen geschrieben hat.

„Klimaschutz muss einfach an erster Stelle stehen. Nicht reden, sondern machen! Das ist unser Motto“, sagt Markus Nelke, der bereits in siebter Generation das 1798 gegründete Familienunternehmen leitet, das heute die Sicherheitsschuhe der Marke Lupriflex entwirft, produzieren lässt und vertreibt.

Recycelte Plastikflaschen

Speziell ausgezeichnet wurde ihr Schuhmodell PETer, dessen Obermaterial zu 100 Prozent aus recycelten PET-Trinkflaschen besteht. „Darin kommt außerdem Wolle vom Texel-Schaf zum Einsatz“, sagt Markus Nelke. Aber dieses Schuhmodell ist nicht der einzige Grund für die Auszeichnung.

„2008 haben wir begonnen, uns darüber Gedanken zu machen, wie wir den CO2-Abdruck unseres Unternehmens reduzieren können“, erinnert sich Karin Nelke-Mertens. „In diesem Jahr begannen die Diskussionen über den CO2-Ausstoß von Autos und die Probleme der Klimaerwärmung gerieten stärker in die öffentliche Diskussion. Wir haben uns gefragt: Was können wir tun?“

Plastikflaschen stehen vor einem Schuh.
Zweieinhalb PET-Flaschen bilden das Obermaterial des Schuhmodells PETer. © Jürgen Wolter

Nach und nach wurden verschiedene Maßnahmen umgesetzt. „Wir können heute sagen, dass wir nach internationalem Standard das 1,5 Grad Klimaziel mit unserem Unternehmen erreicht haben“, sagt Markus Nelke. Dazu tragen unter anderem die Verwendung von Biogas und Ökostrom sowie eine Photovoltaikanlage auf dem Dach der Firma an der August-Stieren-Straße bei. „Seit 2018 haben wir unseren CO2-Ausstoß um 80 Prozent reduzieren können“, sagt Karin Nelke-Mertens.

Schadstoff-Überprüfung

Seit Anfang der 2000er-Jahre produziert die Firma Priebs nicht mehr in Haltern, sondern je zur Hälfte in Europa und Asien. „Wir lassen jeden angelieferten Container auf Schadstoffe überprüfen, darauf legen wir großen Wert“, sagt Markus Nelke. Und auch auf die Einhaltung sozialer Standards bei der Produktion achtet das Halterner Unternehmen.

„Bei der Neuentwicklung von Produkten fragen wir uns jedes Mal: Wie können wir besser werden?“, so Markus Nelke. Zu einer nachhaltigen und umweltverträglichen Produktion gebe es keine Alternative, findet der Halterner Unternehmer.

Markus Nelke und Karin Nelke-Mertens von der Priebs GmbH.
Ihre Lupriflex Schuhproduktion wurde bei dem Unternehmenspreis Vestische Pioniere ausgezeichnet: Markus Nelke und Karin Nelke-Mertens von der Priebs GmbH. © Jürgen Wolter

Markus Nelke ist überzeugt, dass diese Investitionen sich auszahlen. „Umweltverträglich zu produzieren, ist eine Investition in die Zukunft“, sagt er. „Auch in die Zukunft unseres Unternehmens. Über kurz oder lang werden sich dem auch alle anderen Firmen stellen müssen.“ Neuester Schritt sind Versandtaschen aus alten LKW-Planen, die der Endkunde zurückschicken kann. „Statt einmal kann diese Verpackung bis zu 50 Mal genutzt werden“, so Markus Nelke.

Firmengründung 1798

Die Priebs GmbH kann inzwischen auf eine 225-jährige Firmengeschichte zurückblicken. 1798 gründete Joan Heinrich Wiesmann aus Bocholt die Firma an der Goldstraße in Haltern. Er stellte Filzpantoffeln her. „Der Filz wurde noch in der Stever gewaschen“, erzählt Markus Nelke.

Zu den Pantoffeln kamen später auch Filzgamaschen, die auch in der Arbeitswelt zum Einsatz kamen: die Vorläufer der Arbeits- und Sicherheitsschuhe, die Ludwig Priebs ab 1930 im Unternehmen herstellte. „Mit Fortschreiten der Industrialisierung wuchs der Markt für die Schuhe, vor allem der Bergbau und die Montanindustrie wurden jahrzehntelang von der Firma Priebs beliefert“, sagt Markus Nelke.

Blick ins Lupriflex-Lager in Haltern.
Blick ins Lupriflex-Lager in Haltern. © Jürgen Wolter

1962 wurde die Produktion an die Annabergstraße verlegt. 1965 produzierte die Firma den ersten biegsamen Arbeitsschuh und der Markenname Lupriflex (nach Ludwig Priebs und flexibel) entstand. Zwischenzeitlich arbeiteten bis zu 70 Mitarbeiter in der Produktion. Nach Auslagerung ins Ausland sind heute in Haltern noch neun Mitarbeiter vorrangig im Vertrieb tätig.

Rund 25 Modelle gehören zum Sortiment, darunter Schuhe für die Forstwirtschaft und ein Anti-Knick-Schuh, der das Umknicken am Arbeitsplatz verhindert. Ca. 100.000 Schuhe werden jährlich verkauft. Der Vestische Unternehmenspreis ist für Priebs ein weiterer Ansporn, in ihrem Engagement für umweltverträgliche Produktion nicht nachzulassen.

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