
© Ina Fischer
Angst vor der Reanimation - Viele Menschen verweigern Erste Hilfe
Herzinfarkt
Die ersten fünf Minuten nach einem Herzinfarkt sind entscheidend. Und doch scheuen viele Laien die Reanimation Betroffener. Zu viele. Doch warum ist das so?
Die Angst, aus Unwissenheit etwas falsch zu machen, und hygienische Bedenken sind laut Kardiologie-Oberarzt Farah Omari aus dem St.-Sixtus-Hospital die Hauptgründe, weshalb viele Wiederbelebungsmaßnahmen wie die Herzdruckmassage bei Patienten mit Herzkreislaufstillstand ablehnen. „Dabei ist das ganz einfach“, sagte der Mediziner am Donnerstagabend beim zweiten Teil der Halterner Herzwoche.
Schmerzen können in andere Regionen ausstrahlen
Doch bevor Omari das praktische Vorgehen erläuterte, ging es fachlich ans Eingemachte: So erklärte der leitende Oberarzt der Kardiologie, Dr. Jihad Iskandar, alles rund um die Ursache Nummer eins für Herzkreislaufstillstände: den Herzinfarkt, bei dem sich die Herzkranzarterie verschließt und so ein Teil des Herzens abstirbt, und die Angina pectoris, bei der das Gefäß zwar noch nicht verschlossen ist, aber bei Belastung unter Sauerstoffmangel leidet und zu Beklemmungen in der Brust führt. Die Krux: Die Schmerzen können auch in ganz andere Regionen ausstrahlen, etwa in den Hals, den Oberbauch, die Arme, den Rücken, ja sogar in die Zähne und den Unterkiefer.
Engstellen aufdehnen und Stent setzen
Diagnosemöglichkeiten gibt es viele, allen voran das EKG, die körperliche Untersuchung und die Laborwerte. So sind Blässe, Unruhe, Übelkeit, Luftnot und kalte Schweißausbrüche oft schon erste deutliche Anzeichen, die mit den Ergebnissen von Leber- und Schilddrüsenwerten, Blutzucker sowie Cholesterin ergänzt werden. Goldstandard sei aber die Herzkatheteruntersuchung mit Kontrastmitteln über das Handgelenk. Engstellen, die dabei entdeckt würden, könnten sofort mit einem Ballon aufgedehnt werden. Anschließend werde ein Stent gesetzt. Doch bevor es soweit kommt, sollten Betroffene die Risikofaktoren beachten, vor allem Bluthochdruck. Der Blutdruck sollte nicht dauerhaft über 140/90 mm Hg liegen. Achtung: Bei der Selbstmessung liegt der Wert oft niedriger. Das könnte Betroffene in falscher Sicherheit wiegen. Auch Diabetes, das die Herzgefäße verstopft, Rauchen, das zur Verkalkung führt, und Bewegungsmangel, der das Blut verdickt, können Herzinfarkte auslösen. Vorsicht sei ebenso bei denjenigen geboten, die eine positive Familienanamnese haben. Heißt: Die Erkrankung kann vererbt werden.
Drohnen sollen bald Defibrillatoren transportieren
Das Gefährliche: Kommt es zum Herzkreislaufstillstand und ist die Sauerstoffzufuhr unterbrochen, kommt es zur Bewusstlosigkeit. Das Herz hält diesen Zustand 20 Minuten aus, das Hirn laut Omari nur maximal fünf. Dann zähle jede Minute. Insbesondere, weil die Kapazität der Rettungsdienste limitiert sei. „Die gesetzliche Hilfsfrist liegt bei zwölf Minuten.“ Eine ganz einfache Maßnahme bis zum Eintreffen der Sanitäter sei die Herzdruckmassage. Omari: „Drücken, drücken, drücken - jeder kann es.“ Ebenso wie automatisch arbeitende Defibrillatoren anwenden. Übrigens: Drohnen sollen künftig die Geräte zum Notfallpatienten bringen, wenn der Rettungsdienst im Stau steht. In einigen Städten laufen dafür schon erste Tests.
Erste Hilfe im Notfall
Zunächst sollten Laien beim Betroffenen eine Atemkontrolle vornehmen und prüfen, ob er bewusstlos ist oder Schnappatmungen hat und dann umgehend den Notruf über die 112 anrufen. Mitteilen sollte man dann seinen eigenen Namen, wo man sich befindet und was passiert ist. Anschließend sollte man seine Handballen überkreuz auf die Mitte des Brustkorbs legen und 100 bis 120 mal pro Minute fünf bis sechs Zentimeter tief in Richtung Wirbelsäule drücken, bis der Rettungsdienst eintrifft. Ein Automatisierter Externer Defibrillator (AED) kann Kammerflimmern beseitigen. Eine Mund-zu-Mund-Beatmung sollten nur geübte Helfer übernehmen.Zugezogen aus dem hohe Norden und geblieben – schon während des Journalistik-Studiums in Dortmund in die Schönheit des Ruhrgebiets ebenso verliebt wie in den Vater der gemeinsame kleinen Tochter. Deshalb: Nie wieder weg hier. Seit über 20 Jahren inzwischen freiberuflich für das Medienhaus Bauer und die Ruhr Nachrichten unterwegs – vor allem in Sachen Freizeit, Kultur und Gesundheit. Wichtiges Anliegen: Medizinische Themen gut und verständlich zu erklären.