Gesucht werden Worte mit zwei „t“: Nett, Rabatt, Platte, Wetten: Die Begriffe sprudeln nur so aus den Teilnehmerinnen heraus. Nach 35 Begriffen schließt Gruppenleiterin Birgit Klinge die Sammlung, die sie in eine Spirale auf die Papiertafel geschrieben hat. Acht Frauen sind an diesem Nachmittag ins Franziskushaus gekommen. Sie nehmen am ganzheitlichen Gedächtsnistraining teil, das die Alzheimer-Gesellschaft Vest Recklinghausen in Kooperation mit dem Caritasverband Ostvest anbietet.
Kursleiterin Birgit Klinge ist examinierte Krankenschwester, Fachtherapeutin für Hirnleistungstraining und zertifizierte Gedächtnistrainerin. Das Angebot richtet sich an Menschen mit Demenz im Frühstadium aber auch an solche, die einer Erkrankung vorbeugen wollen. „Wir fragen hier kein Wissen ab“, sagt Birgit Klinge. „Es geht vielmehr darum, das Fortschreiten einer Demenz durch das ganzheitliche Gedächtnistraining zu verzögern.“
„Ich habe mich hier angemeldet, weil ich gemerkt habe, dass ich etwas vergesslich wurde“, sagt Teilnehmerin Anneliese Tewes. „Das Schönste an der Gruppe ist für mich, dass man hier mit Menschen zusammenkommt und sich über vieles austauschen kann. Inzwischen ist sogar aus der Gruppe eine Freundschaft entstanden, mit einer Teilnehmerin treffe ich mich auch privat. Der Zusammenhalt in der Gruppe ist toll.“
„Das ist auch herausfordernd“
Allerdings wird hier keineswegs nur geklönt und gequatscht. „Wir bekommen jedes Mal eine Hausaufgabe mit, die wir machen sollen“, berichtet Anneliese Tewes und zeigt ein Heft, in dem sie diese Aufgaben ausgefüllt hat: Hier müssen Wörter ergänzt oder bestimmte Kombinationen gesucht werden. Aus einem Buchstabensalat müssen die richtigen Worte gebildet werden. „Das ist auch schon mal herausfordernd“, findet Anneliese Tewes.
Die zurzeit acht Teilnehmerinnen treffen sich jeweils montags von 15 bis 16.30 Uhr im Franziskushaus in Haltern. Ähnliche Kurse bietet die Alzheimer-Gesellschaft Vest Recklinghausen auch in anderen Städten des Kreises an. In Haltern wird Birgit Klinge von Regine Schröder unterstützt, die sich nach entsprechender Schulung ehrenamtlich hier engagiert.

In den Kursen werden verschiedene Hirnleistungen trainiert wie die Konzentration, die Kreativität, die Merkfähigkeit, die Wortfindung und das logische Denken. „Ergänzend schulen wir mit Übungen der Edu-Kinestetik Bewegungsabläufe“, sagt Birgit Klinge. „Es gibt hier aber keinen Leistungsdruck. Spaß und Freude stehen im Vordergrund. Und oft kann auch ich hier noch viel lernen.“
Rund ums Bett
So wie an diesem Montag, als es um das Thema „Bett“ geht. „So richtig nett ist’s nur im Bett“ - Diesen Schlager von Peter Alexander kennen die Teilnehmerinnen alle. Birgit Klinge will wissen, warum es im Bett nett sein kann oder auch nicht: Wenn man müde ist, ist es nett, wenn man krank ist, ganz und gar nicht, finden die Teilnehmerinnen.

Bei dem Thema entwickeln die Frauen in der Gruppe ihre Gedanken weiter. Was macht eigentlich das „Nette“ an einem Bett aus? Matratze, Kissen, Bettdecke. Schließlich landen sie beim Paradekissen, das einige noch ganz genau kennen: Das war meist gestärkt, mit Spitze oder sogar mit Monogramm versehen und stand fein säuberlich mit Handschlag aufgerichtet auf dem Kopfteil des Bettes. Drauflegen durfte man sich darauf nicht.
Ins Gespräch kommen
„Das ist spannend hier, dass man so miteinander ins Gespräch kommt“, findet Christel Thomas. „Als ehemalige Gastwirtin brauche ich einfach diese Kontakte und diesen Austausch“, sagt sie. „Ich war vor drei Jahren auf der Suche nach einem Neurologen und bin dadurch auf diese Gruppe aufmerksam geworden. Seitdem bin ich dabei.“
Die aktuelle Gruppe in Haltern ist zwar gerade ausgebucht, eine Schnupperstunde ist nach Absprache aber möglich. Die Kosten für acht Treffen betragen 80 Euro. Informationen gibt es bei Jeanette Norden unter der Telefonnummer 02364/109056, E-Mail j.norden@caritas-ostvest.de.
Die Alzheimer-Gesellschaft Vest Recklinghausen e.V. wurde 2005 gegründet, um Interessen der Pflegenden, der ehrenamtlich Tätigen und der professionellen Fachkräfte für die von Demenz Betroffenen vor Ort zu bündeln, zu fördern und zu vertreten.
Ihre Ziele sind: Förderung von Verständnis und Hilfsbereitschaft sowie Anregung und Unterstützung von gesundheits- und sozialpolitischen Initiativen für Alzheimer-Erkrankte, Menschen mit Demenz und deren Angehörige, Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung sowie der Selbsthilfefähigkeit bei Betroffenen, Beratung und Entlastung pflegender Angehöriger durch emotionale Unterstützung, Fachinformationen und praktische Hilfen und Entwicklung und Unterstützung neuer Betreuungs- und Pflegeformen für Menschen mit Demenz. Sie ist Mitglied der Deutschen Alzheimer Gesellschaft.
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