Die ersten Turner des Vereins trafen sich im Saal der Gaststätte Kolk am Halterner Markt: Das war 1882. Das Wort „Sport“ kannte man in Deutschland noch nicht. Als Turngeräte dienten nicht Reck oder Barren, sondern Tische und Stühle. Der älteste und erste Halterner Sportverein, der Alte Turnverein (ATV), nahm unter ungewöhnlichen Bedingungen seinen Betrieb auf.
30 Herren hatten sich zur Gründungsversammlung eingefunden, heute zählt der ATV rund 2300 Mitglieder in seinen Reihen. Er ist ein reiner Breitensportverein, der sich in seiner inzwischen 140-jährigen Geschichte immer wieder neu aufgestellt hat. „Wir waren und sind immer offen für Neues“, sagt Rupert Joemann, seit 20 Jahren erster Vorsitzender des ATV.
Gegründet wurde der ATV von Carl Schregel. Der aktive Sportler, der aus Bochum der Liebe wegen nach Haltern zog, wollte sich in der damals etwa 3000 Einwohner zählenden Kleinstadt weiter sportlich betätigen. Sein erster Versuch, Gleichgesinnte zu finden, scheiterte an den strengen Satzungsregeln für Turnvereine, die auf Turnvater Jahn zurückgingen.
Turner-Feuerwehr Haltern
Beim zweiten Versuch stellte man sich schlauer an. So wurde am 1. November 1882 zunächst eine „Turner-Feuerwehr Haltern“ gegründet. Dafür galten weniger strenge Satzungsregeln, da es noch keine Feuerwehren gab und die Bürger selbst für den Brandschutz zu sorgen hatten.
Die Chronik des Vereins hat Uli Backmann zusammengestellt, der selbst seit 1954 Vereinsmitglied im ATV ist. Drei seiner Verwandten waren Vorsitzende des Vereins: sein Großonkel Hermann, sein Großvater Adolf sen. und sein Vater Adolf jr..

Da die Mitgliederzahl bei den Turnern stetig wuchs, beschloss man am 31. März 1903, die Turnabteilung zu einem eigenständigen Verein auszubauen. Aus der „Turner-Feuerwehr“ wurde der Turnverein Haltern mit damals 164 Mitgliedern. Im Ersten Weltkrieg kam der Turnbetrieb dann aber nahezu zum Erliegen, da fast alle Turner eingezogen wurden.
Protest gegen Mädchenriege
Für Aufsehen in Haltern sorgte 1921 die Gründung einer Mädchenriege, „ein unerhörter Schritt in der konservativ geprägten Kleinstadt“, schreibt Uli Backmann in seiner Vereinschronik. Die Riege musste wegen andauernder Proteste 1925 aufgelöst werden, konnte aber nach umfangreichen Informationsgesprächen noch im selben Jahr wiedergegründet werden.

1924 beschloss man, eine eigene Turnhalle zu bauen, um endlich reguläre Trainingsbedingungen zu bekommen. Mit der Zeichnung von Anteilsscheinen kam man dem Ziel näher, sodass im April 1929 der erste Spatenstich der heutigen Jahnhalle erfolgen konnte, die bereits ein Jahr später, im Januar 1930, offiziell eingeweiht wurde. Sie enthielt nicht nur Möglichkeiten zum Turnen, sondern auch für andere Sportarten. Im Winter konnte hier sogar Tennis gespielt werden.

1937 wurden die Halterner Sportvereine von den Nazis gleichgeschaltet unter dem Namen „Turn- und Sportverein von 1882“ (TuS). Nur der ETuS Haltern blieb davon ausgenommen. Im Zweiten Weltkrieg kamen alle Sportaktivitäten zum Erliegen, erst 1951 gründeten die Turner, die sich unter dem Dach des TuS nicht mehr wohlfühlten, wieder einen eigenen Verein, den „Alten Turnverein Haltern von 1882“.
Zwei Vereine vor Gericht
In den 50er-Jahren gab es Streit wegen der Jahreszahl 1882. Der TuS Haltern verklagte den ATV, die Jahreszahl aus seinem Namen zu streichen. Die Klage wurde aber abgewiesen, beide Vereine dürfen die Jahreszahl heute im Namen tragen.

Die Bandbreite der im ATV angebotenen Sportarten erweiterte sich ständig. In den 70er-Jahren kamen beispielsweise Volleyball, Badminton und Indiaca dazu. In den Achtzigern Basketball und Radsport. „Seitdem boomt der Fitnessbereich, es kamen Kurse in Aerobic, Tae Bo oder Yoga dazu. Heute nimmt auch der Reha-Sport einen breiten Raum ein“, sagt Rupert Joemann. „Wir sind und bleiben ein reiner Breitensportverein und wir bleiben weiter offen für neue Entwicklungen.“
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