
Naturparkführer Arno Straßmann lädt zu Entdeckungstouren durch den heimischen Wald ein. © Silvia Wiethoff
Alter Hase oder Lockvogel: Woher kommen diese Begriffe eigentlich?
Naturpark Hohe Mark
Naturparkführer Arno Straßmann hat zum Spaziergang unter dem Motto „Splitterfasernackt auf dem Holzweg“ eingeladen. Das Angebot in der Hohen Mark ist für Familien bestimmt.
„Splitterfasernackt auf dem Holzweg“ - Führung rund um den Forsthof Haard. Oha, was mag sich hinter diesem Angebot verbergen? Jedenfalls keine Wanderung für Nudisten, das macht Arno Straßmann klar, der als Naturparkführer Hohe Mark zur Entdeckungstour eingeladen hat. „Es handelt sich um einen Spaziergang, der den Teilnehmern alte Sprichwörter und Begriffe näher bringen soll.“
Viele stammen aus den Bereichen der Wald-, Holz- oder Landwirtschaft. Arno Straßmann hat über 80 Redewendungen und Einzelbezeichnungen gesammelt, die er beim Spaziergang anschaulich erklären kann. So wird dieser auch für Familien mit Kindern interessant, denen unsere Herkunft und Kultur spielerisch vor Augen geführt wird.
Arno Straßmann bringt Erklärungshilfen mit
Arno Straßmann holt beispielsweise ein altes Instrument aus der Tasche, das beim Drehen ein klapperndes Geräusch von sich gibt. Es handelt sich um eine Jagdklapper, mit der man das Wild aufschreckte. Noch heute verwenden wir die Redewendung „etwas abklappern“, wenn wir etwas suchen. Sie steht mit den Treibjagden in früheren Zeiten in Verbindung. So wie auch der Begriff „alter Hase“. Oft gab es sie nur selten, weil die meisten Tiere bei der Jagd erlegt wurden. „Alte Hasen“ mussten demnach ziemlich clever sein und deshalb verbindet man bis heute mit diesem Begriff Erfahrung und Sachkenntnis.

Auch Verwandlungskünstler Matze Knoop kann bei Führungen von Arno Straßmann eine Rolle spielen. © Silvia Wiethoff
Arno Straßmann ist einer von rund 40 Naturparkführern, die in der Hohen Mark an der Schnittstelle zwischen Münsterland, Niederrhein und der nördlichen Metropole Ruhr aktiv sind. Der bewaldete Höhenzug mit einer Fläche von 1977,81 km² bildet eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete nördlich der Metropole Ruhr und ist, mit Ausnahme einiger kleinerer Bauernschaften, fast unbewohnt. Der Naturpark Hohe Mark wurde 2010 erstmalig als ein Qualitätsnaturpark ausgezeichnet.
Der Verein Naturparkführer Hohe Mark wurde von Naturbegeisterten gegründet, die durch die NUA (Natur- und Umweltschutzakademie NRW) zu Natur- und Landschaftsführern ausgebildet oder auf anderem Wege zertifiziert wurden. Ziel ist es, nicht nur die Liebe für die Natur und Landschaft vor Ort zu wecken, sondern auch Einblicke in die Heimatkunde und Kultur zu geben.

Die Halternerin Heike Kalfhues bietet als Naturparkführerin ebenfalls Spaziergänge an, hier durch die Westruper Heide. © Heike Kalfhues
In den vergangenen zwei Jahren mussten die Naturparkführer wegen der Corona-Pandemie eine Pause einlegen, aber jetzt starten sie mit ihrem Programm langsam wieder durch. Über das aktuelle Angebot kann man sich auf der Webseite des Vereins informieren. Ein Titel wie „Splitterfasernackt auf dem Holzweg“ ist dabei vielleicht so etwas wie ein „Lockvogel“ für eine Veranstaltung. Der Begriff, so erklärt es Arno Straßmann, stammt aus der Vogeljagd in früheren Zeiten.
Damals wurden Singvögel gefangen, um sie als Gaumenschmaus auf die Teller zu bringen (heute nur noch in Italien üblich) oder sie zur Unterhaltung in einen Käfig zu sperren. Die Vogeljäger schmierten die Äste eines Baumes mit Klebstoff ein und platzierten einen Lockvogel auf dem Baum. Aus dieser Praxis entwickelte sich die Redewendung „Auf den Leim gehen“, was bedeutet, dass man sich täuschen lässt.
Arno Straßmann wird sich weiter Sprichwörtern und Begriffen widmen, die „verschütt“ zu gehen drohen. Früher passierte das mit Vieh, das im Wald weidete und von Findern in einen Schüttstall gesperrt und dort bis zur Auslöse gehalten wurde.
Und zum Schluss: Der Ausdruck „splitterfasernackt“ wurde vermutlich bereits im Mittelalter verwendet. Um an das wertvolle Kernholz eines Baums zu kommen, musste man erst das äußere Splinter- oder Splitterholz entfernen. Erst dann ist der Baum „spli(n)terfasernackt“.
Jeder Mensch hat eine Geschichte zu erzählen und hinter jeder Zahl steckt eine ganze Welt. Das macht den Journalismus für mich so spannend. Mein Alltag im Lokalen ist voller Begegnungen und manchmal Überraschungen. Gibt es etwas Schöneres?
