Haltern sollte Bücherstadt sein. Diese Idee der Stadt beflügelte im März 1996 den Hertener Winfried Zacharias. Er überließ der Stadt Haltern eine stattliche Sammlung an Druckerpressen, Handwerkszeug und 8,5 Tonnen Bleischrift als Dauerleihgabe. Damit vervollständigte er eine 1993 eingerichtete betriebsfähige Werkstatt im Keller der Stadtbibliothek. Schon vier Jahre später kam es zu einem Zerwürfnis, aber die alte Druckwerkstatt gibt es immer noch.
35 Jahre lang hatte Winfried Zacharias, Lehrer von Beruf und Buchdruckergeselle aus Leidenschaft, funktionstüchtige Exponate für eine Druckwerkstatt gesammelt. Sie hatten einen Wert von rund 250.000 DM. Besucherinnen und Besucher aller Generationen waren in Haltern eingeladen, nicht nur sehend zu staunen, sondern dort unter Aufsicht zu arbeiten. Vier Jahre später verkrachte sich Zacharias mit der Stadt - nicht nur wegen eines Wasserschadens im Keller der Stadtbibliothek - und ließ die Dauerleihgabe wieder abholen. Das war aber nicht das Ende des seltenen, kleinen Museums.

Dank Initiative von Büchereileiter Bernd Köster fügten sich neue Exponate in die Ausstellung ein. Dabei halfen Privatbürger, aber auch beispielsweise der Verein für Altertumskunde und Heimatpflege oder Dieter Zellerhoff von der Halterner Druckerei. Sogar der Wulfener Heimatverein überließ dem Museum drei Setzerschränke mit Inhalt sowie eine kleine „Nudelpresse“. „Wir haben so viel, dass wir gar nicht alles unterbringen können‘“, sagte damals Bernd Köster.

Mit Ausstellungen, Vorträgen und Veröffentlichungen bemühte sich die Stadtbücherei jahrelang, das Leben und Wirken von Buchdruckern, Zeitungsverlegern, Gelehrten, Büchersammlern und Schriftstellern aus der Region zu dokumentieren und zu bewahren. So gibt es faszinierende Exponate, wie beispielsweise eine Zylinderschnellpresse von 1889 oder ein Phönixtiegel von 1899. Zu den Exponaten gehört auch eine Altarfalzmaschine und eine Drahtheftmaschine, beide aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts. Die Altarfalzmaschine trägt den frommen Namen, weil sie Druckwerke in der Form eines dreiteiligen Flügelaltars falzt.

Dieter Hagenhoff, gelernter Drucker, war der letzte, der mit Leidenschaft in der alten Druckwerkstatt arbeitete und sie nach einer Zeit der Vernachlässigung wieder zu einem Schmuckstück machte. Gut vier Jahre betreute er das Museum. „Diese Aufgabe hat mich glücklich gemacht“, sagt der heute 77-Jährige. Jung und Alt führte er durch die Geschichte des Druckhandwerks.
Ideen für eine Wiederbelebung
Seit etwa 2015 liegt die alte Druckwerkstatt brach. Doch die Stadt erinnert sich nun endlich wieder ihres Schatzes. Aus dem Rathaus heißt es, die Druckwerkstatt sei der letzte Abschnitt bei der Umgestaltung der Stadtbücherei. Das Bücherei-Team sei dabei, Ideen für eine Reaktivierung zu entwickeln. „Wir stehen allerdings noch in den Anfängen der Konzeptentwicklung“, sagt Leiterin Andrea Coenen-Brinkert.
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