Wer noch einmal im „Mayuree“ an Halterns Marktplatz thailändisch essen möchte, sollte nicht zu lange zögern. Am 20. Oktober (Freitag) werden hier zum letzten Mal asiatische Spezialitäten zubereitet. Nach fast 14 Jahren schließen Andreas und Mayuree Winkler das Lokal und verabschieden sich aus Haltern. Mit viel Herzblut und Fleiß haben sie authentische thailändische Küche in der Stadt populär gemacht.
Für die nächsten drei Wochen ist das „Mayuree“ schon ausgebucht. Alle wollen noch einmal die besondere Thai-Küche genießen. 2009 hatte das Ehepaar im damaligen Stadtcafé die Nachfolge von Helmut Kuchel angetreten. Zunächst starteten sie als klassisches Café-Bistro. „Ein thailändisches Restaurant war gar nicht geplant. Meine Frau hat im Stadtcafé erst einmal gelernt, wie man Käse-Lauch-Suppe und Frikadellen zubereitet“, berichtet Andreas Winkler schmunzelnd.
Vor allem die erste Zeit sei sehr arbeitsreich gewesen, erinnert er sich. Der Betrieb öffnete morgens für die ersten Frühstücksgäste und schloss meist erst gegen Mitternacht. „An sieben Tagen in der Woche“, blickt der gebürtige Sachse aus dem Erzgebirge zurück.
„Ich wusste, auf was ich mich einlasse“, führt er weiter aus, denn er habe bereits seit 2004 im Stadtcafé gearbeitet. Es sei allerdings ein Schritt, ein Lokal in Eigenregie zu führen. Aufgaben wie Buchhaltung, Wareneinkauf oder Personalplanung müssen neben der Bewirtung der Gäste gestemmt werden. „Es ist ein Fulltime-Job, dem man alles unterordnen muss“, so Andreas Winkler.
Authentische Küche
Die Kochkünste seiner Frau Mayuree - nach ihr wurde das Stadtcafé umbenannt - lockten schon bald viele Stammgäste, aber auch Besucher aus der Region in Halterns Innenstadt. Heute stehen ausschließlich thailändische Gerichte auf der Speisekarte des Lokals. Das liegt wohl an der unverfälschten Küche, die viele Produkte, darunter vor allem Gemüse, Kräuter und Gewürze direkt aus Thailand und Malaysia verarbeitet.

Diese Originalität lieben die Gäste im „Mayuree“. „Unser einziges Zugeständnis an den deutschen Geschmack ist weniger Schärfe der Speisen“, betont Andreas Winkler. In wenigen Wochen wird das „Mayuree“ in Haltern Geschichte sein. Bekanntlich wird Michael Haverkamp, aktuell noch Betreiber der Gaststätte Uhlenhof in Holtwick, am Standort eine neue Gastronomie eröffnen.
Das Ehepaar Winkler steht vor einem ganz neuen Lebensabschnitt, denn es zieht in die Heimat von Mayuree Winkler. Von der Wohnung über dem Restaurant „Mayuree“ mitten in Halterns seit einiger Zeit belebten guten Stube geht es aufs Land in Thailand. „Wir haben in der Nähe ihrer Familie im Nordosten des Landes ein kleines Stück Land gekauft und ein Haus darauf gebaut“, lässt Andreas Winkler wissen.
Der 64-Jährige will zwischen Zuckerrohrplantagen und Reisfeldern seinen Ruhestand verbringen und beispielweise die Mango- und Papayabäume sowie Bananenstauden auf seinem Grundstück pflegen.
Gäste kündigen Besuch an
Seine 42-jährige Frau möchte ein kleines Restaurant im Ort betreiben. Als Ausländer dürfe er ihr dabei nicht helfen, denn dafür werde von den thailändischen Behörden keine Arbeitserlaubnis erteilt. Anfang nächsten Jahres will Andreas Winkler zwei weitere kleine Häuser auf seinem Grundstück bauen, die für Feriengäste zur Verfügung stehen sollen. „Viele Freunde und Stammgäste in Haltern haben bereits angekündigt, dass sie uns besuchen wollen“, sagt er.
Eine dauerhafte Vermarktung der Ferienwohnungen sei nicht geplant. „Es soll nicht wieder in Arbeit ausarten“, begründet er diese Zurückhaltung. An seinem neuen Lebensmittelpunkt werde er nur unter Thais leben, denn eine Ferienregion sei der Nordosten des Landes, auch als Isaan bezeichnet, bisher nicht. Wer einen solchen Schritt wage, sollte ihn gut vorbereiten.
„Die Auswanderung ist gut überlegt“, sagt dazu Andreas Winkler. Durch Kontakte und Besuche bei der Familie seiner Frau seien ihm beispielweise weder das Klima noch die Mentalität der Menschen in Thailand fremd. Er komme mit den klimatischen Bedingungen, die unter anderem Temperaturen bis zu 40 Grad Celsius und eine hohe Luftfeuchtigkeit (in der Regenzeit bis zu 90 Prozent) bereithalten, gut zurecht, versichert der 64-Jährige.

Das betreffe auch die Lebenseinstellung der meisten Thais, die von Ruhe und Gelassenheit geprägt sei. Terminvereinbarungen mit fester Uhrzeit seien schwierig. Der Handwerker, der sich morgens angekündigt hat, erscheint womöglich erst am Nachmittag. So viel Geduld müsse der Fremde mitbringen, dafür treffe er aber auf eine aufgeschlossene Gesellschaft, die ihn willkommen heißt.
Das Leben in Thailand
Vorteil des Lebensabends in Thailand sind laut Andreas Winkler die geringeren Lebenshaltungskosten in dem asiatischen Land. „Sie machen nur etwa ein Drittel der Kosten hier in Deutschland aus“, teilt der baldige Ruheständler mit. Um hohe Energiekosten muss er sich wohl künftig keine allzu großen Sorgen machen. Aufgrund des warmen Klimas verfügt sein neues Haus, wie in Thailand vielfach üblich, sogar über eine Außenküche.
„Das Leben findet überwiegend draußen statt. Das Haus brauchst du eigentlich nur zum Schlafen“, erklärt Andreas Winkler. Wenn es in seiner neuen Heimat richtig warm wird, will er es sich einfach in seiner Hängematte bequem machen.
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