
© Adelaide Ouwerkerk
Ab nach London: Junge Halternerin ist nun im Zentrum der Musicalwelt
Leonie Kappmeyer
London war immer ihr Traum, jetzt ist sie da: Leonie Kappmeyer hat an der Royal Academy of Music ein Masterstudium zur Musicaldarstellerin begonnen. Angefangen hat das alles in Haltern.
Es gibt in jedem Leben Momente, die für den weiteren Verlauf entscheidend sein können: Für die junge Abiturientin Leonie Kappmeyer aus Haltern gab es so einen Moment 2016. Sie hatte sich zwei Unis für ihr Biologiestudium angesehen und besuchte danach einen Musical-Workshop der Hamburger Stage School in Essen.
Dieser Moment veränderte vieles. Sie entschied sich für eine Ausbildung zur Musical-Darstellerin und ist auf ihrem Weg dahin inzwischen ein gutes Stück weitergekommen. Mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und einem Teilstipendium der Royal Academy of Music in London begann sie dort ein Masterstudium.

An ihrer neuen Wirkungsstätte: Leonie Kappmeyer studiert an der Royal Academy of Music in London. © Privat
Vor wenigen Wochen ist Leonie hier angekommen. „London hatte ich immer im Hinterkopf“, sagt sie. Seit sie sich für das Musicalfach entschieden hat, war diese Akademie ein Traum. „London ist das Zentrum der Musicalwelt. Ich glaube, hier kann ich unheimlich viel lernen“, sagt sie.
Erste Auftritte im Kinder- und Jugendchor Lippramsdorf
Der Grundstein für diese Entwicklung wurde in Haltern gelegt. Hierhin, genauer nach Lippramsdorf, zog die Familie, als Leonie eineinhalb Jahre alt war. „Geboren bin ich 1998 in München“, sagt sie, „aber aufgewachsen in Haltern.“
In Lippramsdorf besuchte sie die Grundschule und trat hier in den Kinder- und Jugendchor ein. „Da stand ich das erste Mal auf der Bühne und habe gemerkt, wie viel Spaß es macht zu singen“, sagt sie. Schon damals war Vorbereitung alles für Leonie Kappmeyer. Die Texte zu lernen, auch das machte ihr Spaß. Zusammen mit ihrer Schwester Pauline, die heute Schauspiel in Schottland studiert, lernte sie Gedicht-Texte auswendig.
Mit sechs Jahren begann sie Geigenunterricht zu nehmen, an der Musikschule in Marl und später in Dülmen. „Das war ein wichtiger musikalischer Input für mich“, sagt sie heute.
Als Grundschülerin sah Leonie Kappmeyer eine Aufführung des Musicals „Ronja Räubertochter“ am Halterner Gymnasium. Bei der nächsten Aufführung „Aida“ sang sie dann schon im Chor auf der Bühne. „Als ich aufs Gymnasium kam, habe ich überall rumgefragt, was ich machen muss, um da mitzuspielen“, erinnert sie sich.
Auftritte mit der Theater- und der Musical AG
Da es nur alle zwei Jahre eine Musical-Aufführung gab, war Leonie Kappmeyer auch in der Theater AG aktiv, unter anderem in der Aufführung von „Vier Frauen und zwei halbe“, in der sie schon damals vollen Einsatz zeigte.
Mit 16 hatte Leonie außerdem begonnen, Gesangsunterricht zu nehmen, probierte mehrere Lehrer aus, bis sie in Chen-Han-Lin von der Musikschule Preludio einen Lehrer fand, der ihre stimmlichen Möglichkeiten weiter entwickelte. „Ich wollte immer alles singen können“, sagt sie. Und alles bedeutet: von klassischem Gesang über Musical bis zu AC/DC.

In der Theater AG des Gymnasiums zeigte Leonie Kappmeyer in dem Stück „Sieben Frauen und zwei Halbe“ vollen Einsatz. © Foto: Jürgen Wolter
2014/15 sollte Leonie die Wendy im Musical Peter Pan spielen, dass dann nicht zur Aufführung kam, weil einige der Darstellerinnen bei dem Flugzeugabsturz in den Alpen ums Leben gekommen waren. „Wir haben dann aber die Songs aus dem Stück und andere ein Jahr später noch auf der Bühne präsentiert“, sagt sie.
2016 baute Leonie ihr Abi, ging dann an die Stage School in Hamburg - aber nur für knapp ein Jahr. „Dort lag der Fokus sehr auf dem Bereich Tanz, das war auch gut für mich, aber das ist eine private Schule und ich wollte auf einer staatlichen studieren“, sagt sie.
Sie durchlief mehrere Bewerbungsverfahren und entschied sich schließlich für das Fontys Konservatorium in Tilburg in den Niederlanden. „Das war die beste Entscheidung“, findet Leonie heute, obwohl sie da ins kalte Wasser springen musste, auch weil das Studium auf Niederländisch erfolgte, das sie erst lernen musste. Aber die Sprache, das ist ein Nebeneffekt, hat sie heute auch so richtig drauf.
Absolute Freiheit auf der Bühne
„Das war vor allem eine Fachausbildung“, sagt sie. „Es ging nicht darum, sich kreativ auszuprobieren, sondern es wurden Techniken vermittelt, im Gesang, im Schauspiel und auch im Tanz.“ Sie studierte im Fach Musiktheater und schnupperte auch in den Studiengang Musicaltheater hinein. In den letzten Trimestern erhielten die Studierenden dann aber größere Freiheiten, auch eigene Programme zusammenzustellen und auf die Bühne zu bringen. „Ich bin unheimlich dankbar für alles, was ich dort gelernt habe“, sagt sie heute. „Das war ein besonderer Abschnitt meines Lebens.“

Zum Abschluss ihres Bachelor Studiums stand Leonie Kappmeyer in Tilburg in der Produktion Crossroads auf der Bühne. © Peggy de Haan
In diesem Jahr legte Leonie ihren Abschluss als Bachelor of Music ab. Und sie bewarb sich an der Royal Academy in London, wo sie tatsächlich angenommen wurde.
„Vorher hatte ich überlegt, mich erst mal nach ersten Engagements umzusehen und zu arbeiten, aber dann kam Corona und es fanden sowieso kaum Produktionen und Auditions statt. Also war der Masterstudiengang die beste Alternative“, sagt sie.
Mit dem Masterstudiengang hofft Leonie auf ein noch höheres professionelles Level zu kommen, um dann endlich das zu tun, wofür sie diesen langen Weg auf sich genommen hat: auf der Bühne zu stehen. „Ich bin perfektionistisch“, sagt sie. „Ich bereite mich auf eine Rolle akribisch vor. Wenn ich dann in der Rolle bin, genieße ich auf der Bühne eine absolute Freiheit. Ich spüre die Emotionen des Publikums und seine Energie, die ich in mich aufsauge und zurückgebe. Das ist es, was diesen Beruf für mich ausmacht.“
Studium der Germanistik, Publizistik und Philosophie an der Ruhr Universität Bochum. Freie Autorentätigkeit für Buchverlage. Freier Journalist im nördlichen Ruhrgebiet für mehrere Zeitungshäuser. „Menschen und ihre Geschichten faszinieren mich nach wie vor. Sie aufzuschreiben und öffentlich zugänglich zu machen, ist und bleibt meine Leidenschaft.“
