Dirk Gast (l.) und Lars Terme vom Tiefbauamt haben den Urheber der abgebrochenen Baumkrone gefunden. © Gaby Kolle

In der Innenstadt

Zwei Bäume stürzen innerhalb weniger Tage auf 15 Autos – gibt es einen Zusammenhang?

Zwei Bäume brechen kurz nacheinander in der Innenstadt zusammen. Zahlreiche Autos werden beschädigt, ein Mensch leicht verletzt. Klimawandel? Zufall? Die Stadt prüft die Vorfälle.

Dortmund

, 15.10.2019 / Lesedauer: 3 min

Alte Stadtbäume sind zumindest für die Anwohner mehr als nur eine grüne Straßenbegleitung. Doch der Zucker-Ahorn an der Liebigstraße im Kreuzviertel hielt am Sonntag eine böse Überraschung für sie bereit: Der rund 20 Meter hohe Baum stürzte ein und beschädigte sieben Autos. Ein Fahrer, der noch im Wagen saß, wurde leicht verletzt.

Die Stadt betrieb am Montag Ursachenforschung. Lars Terme, Bezirksmeister von Tiefbauamt, und Dirk Gast, Stadtbezirksmeister und Baumkontrolleur, nahmen den vermutlich nach dem Zweiten Weltkrieg gepflanzten Baum und seine Äste in Augenschein – und fanden die Ursache für das Brechen der gesamten Krone:

Sichtbar in vier Meter Höhe, kakaobraun, mit einer gefurchten und unregelmäßig gewölbten Oberfläche. Es handelt sich um einen Holz zerstörenden Baumpilz, den flachen Lackporling.

Ein häufiger Schwächeparasit

Lackporlingsarten gehören zu den häufigsten Schwächeparasiten an Straßen- und Parkbäumen. Der Pilz, so Lars Terme, lasse den Baum von innen faulen.

Zunächst bildet sich im Inneren des Baums das Pilzgeflecht, das Myzel. Das ist der eigentliche Pilz, der meist über Wurzelverletzungen in den Baum eindringt. Das braune, unscheinbare Ding in vier Meter Höhe ist nur der Fruchtkörper, der später, manchmal erst nach Jahrzehnten, den Pilz von außen sichtbar macht und die Sporen verstreut.

Der Fruchtkörper des flachen Lackporlings. Das eigentliche Pilzgeflecht hat das Holz unbemerkt von innen faulen lassen. © Gaby Kolle

Die zerborstene Krone des Zucker-Ahorns ist inzwischen abgeräumt, der traurige Reststamm wird auch noch abgeschnitten und der Boden anschließend für eine Nachpflanzung zur Saison 2020/2021 vorbereitet.

Das dauere deshalb so lange, weil die jährlich 800 bis 850 Nachpflanzungen immer zu einem Stichtag im Sommer als Sammelauftrag ausgeschrieben werden, so Terme.

Bei der zerbrochenen Kastanie liegt der Fall anders

Ganz anders als bei dem Zucker-Ahorn liegt der Fall der Kastanie im Ostwallpark, die am 3. Oktober auseinandergebrochen war und an der Viktoriastraße acht Pkw unter sich begraben hatte.

Dafür sei keine Ursache zu erkennen, sagen Terme und Gast mehr oder weniger ratlos. Es gebe keine offensichtliche Schädigung, die das erkläre. Die über 100 Jahre alte Kastanie sei eigentlich ein Musterbaum, die dichte zeitliche Aufeinanderfolge der beiden Baumereignisse Zufall, betonen sie.

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Die letzten beiden trockenen Sommer mit Wassermangel und Schädlingen hätten vielen Bäumen zugesetzt, sagen beide, doch am meisten hätten die Birken gelitten.

„Dieses Jahr sind sie extrem schütter“, sagt Terme. Baumkrankheiten seien deutlich auf dem Vormarsch, ergänzt Dirk Gast: „Das bedeutet mehr Fürsorge und erhöhten Pflegeaufwand.“ Entsprechend habe man die Verträge mit den ausführenden Firmen aufgestockt.

60.000 Straßenbäume werden regelmäßig kontrolliert

Zwölf Mitarbeiter des Tiefbauamtes, für jeden Stadtbezirk einer, kontrollieren regelmäßig die 60.000 Straßenbäume im Stadtgebiet. Hinzu kommen weitere 60.000 in den Grünanlagen.

Ein Tipp von Stadtsprecher Christian Schön: Wem ein Baum aufs Autodach fällt, der sollte sich mit dem Rechtsamt der Stadt in Verbindung setzen, um zu klären, ob die Versicherung der Stadt für den Schaden aufkommt.

Wenn die Baumkontrolleure allerdings alles richtig gemacht haben, ist die Stadt raus. Nur die Autobesitzer haben dann Aussicht auf Schadenersatz, die eine eigene entsprechende Versicherung haben.

Die Anwohner der Liebigstraße können nur auf Holz klopfen, dass nichts Schlimmeres passiert ist.

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