Ehepaar Engelhardt muss die eigene Garage ersteigern Skurriler Fall beschäftigt auch die Nachbarn

Nachbarn müssen Garage ersteigern, die sie vor Jahren bezahlt haben
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Zwangsversteigerungen können gute Gelegenheiten bieten, um günstig an Grundstücke zu kommen, die eigentlich mehr wert sind. Nun kam etwa eine Kirchlinder Garage mit zusätzlichem Auto-Stellplatz „unter den Hammer“, deren erstes Gebot nur 50 Prozent des begutachteten Werts betrug.

Sieben Interessierte haben sich beim Amtsgericht angemeldet - und nacheinander aus dem Wettbieten zurückgezogen. 15.000 Euro waren als Wert angegeben, doch zwei Parteien haben den Kaufpreis fast schon verbittert weiter hochgetrieben.

Erst bei 20.500 Euro fiel der Zuschlag: Uwe und Murena Engelhardt fassten sich erleichtert an den Händen. Dann ging Uwes Hand an die Stirn und er schüttelte den Kopf. Garage und Stellplatz hat das Paar gerade eben 37 Prozent über Wert ersteigert.

„Kann die jetzt nicht mal die Klappe halten?“, habe sich die Kirchlinderin während der Versteigerung über die unbekannte Biet-Konkurrentin gedacht, erzählte Murena hinterher lachend. „Was wollen die denn damit?“ Wahrscheinlich brauchen die einfach irgendwo einen Lagerraum, für den man keine jahrelange Miete zahlen muss, warf ihr Mann ein.

Über Privatgelände führt die gepflasterte Einfahrt zur umstrittenen Garage.
Dieses Foto ist von der Straße aus gemacht worden. Über Privatgelände führt die gepflasterte Einfahrt zur umstrittenen Garage. © Kevin Kindel

Nach der Versteigerung erklärte das Paar die ungewöhnliche und sehr ärgerliche Geschichte des Grundstücks:

Seit 2006 wohnen die Engelhardts an der Wasserstraße in Kirchlinde. Ihr Haus und das ihrer Nachbarn stehen etwas versetzt von der Straße entfernt. Am Bürgersteig warnt ein Schild, dass es sich bei der langen gepflasterten Einfahrt um ein Privatgrundstück handele. Am Ende dieser Einfahrt befindet sich die umstrittene Garage, daneben der Stellplatz. In der Garage parkt das Auto der Nachbarn. Man versteht sich gut.

Die Engelhardts selbst hatten damals eigentlich ihr Haus nebst Garage und Stellplatz sowie den umliegenden Rest des Grundstücks gekauft - glaubten sie zumindest. BIs dann plötzlich im März die Ankündigung der Zwangsversteigerung von Garage und Stellplatz in der Zeitung zu lesen war.

Erst mit dieser Ankündigung haben allle Beteiligten erfahren, dass Garage und Stellplatz gar nicht offiziell zum Grundbesitz gehören. Zwar sei der Preis damals beim Hauskauf mit bezahlt worden. Doch sei die entsprechende Eintragung ins Grundbuch offenbar nie geschehen.

Eigentümer war das Land NRW

„Unser Anwalt hat so etwas auch noch nie gehört“, sagt Murena Engelhardt. Doch nach der Einsicht der vorliegenden Dokumente habe er feststellen müssen, dass die Teilnahme an der Zwangsversteigerung tatsächlich nötig sei.

Ende vom Lied: 20.500 Euro werden fällig für etwas, das eigentlich bereits vor vielen Jahren bezahlt wurde. Nie habe sich jemand über die Nutzung beschwert, sagen die Engelhardts.

Offizieller Besitzer der Garage und des Stellplatzes war zuletzt übrigens das Land NRW. Wie beides in dessen Eigentum überging, wissen die Nachbarn nicht. Wahrscheinlich sei, dass nach einem Todesfall des Vorbesitzers keine Erben zur Verfügung standen.

Wie auch immer: Nun gehören Garage und Stellplatz letztlich jenen Dortmundern, denen sie eigentlich schon immer gehörten. Irgendwie.

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