110 Jahre alt ist die Kreuz-Grundschule an der Kreuzstraße in Dortmund, mehrere Generationen haben hier Lesen und Schreiben gelernt. Doch hat das mächtige Schulgebäude auch eine Zukunft? Seit Monaten wird darüber gestritten, ob die alte Schule abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wird.
Zuletzt legte die Stadt ein Gutachten vor, das neben den Kosten auch die CO2-Bilanz für die beiden Varianten - Erhalt und Umbau oder Abriss und Neubau - bewertet. Die städtische Immobilienwirtschaft wertete das Ergebnis als Bestätigung für ihr Vorhaben, das alte Gebäude durch einen Neubau zu ersetzen. Auf der anderen Seite setzte sich eine Initiative von Architekten für den Erhalt des bestehenden Gebäudes unter anderem mit Hinweis auf die besondere Qualität der alten Bausubstanz ein.
Doch die Politik konnten sie damit nicht mehr umstimmen. Die Mehrheit von SPD und CDU stimmte im Ausschuss für Stadtgestaltung am Mittwoch (31.5.) gegen die Stimmen von Grünen, Linke+ und der Fraktion „Die Partei“ für Abriss und Neubau der Kreuz-Grundschule.
„Wir wollen keine Zeit mehr verlieren“, erklärte CDU-Sprecher Uwe Waßmann die Entscheidung seiner Fraktion. Auch SPD-Fraktionssprecher Carla Neumann-Lieven verwies auf den Zeitplan. Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, plädiere in diesem Einzelfall aber für den Abriss, erklärte sie.
Mehr Transparenz gewünscht
Grundsätzlich fordert die SPD mit Blick auf die Klimabilanz-Debatte mehr Transparenz. Künftig solle in den Verwaltungsvorlagen unter anderem dargestellt wird, wie die Gesamtkosten, die CO2-Bilanz, die Dauer bis Erstbezug, die Kosten für den Unterhalt des Gebäudes sowie die Funktionalität des Grundrisses bei beiden Varianten aussehen.
Bei der aktuellen Entscheidung zur Kreuz-Grundschule fanden die Bedenken der Abriss-Kritiker noch kein Gehör. Dabei sei der Abriss keinesfalls zwangsläufig, erklärte Utz Kowalewski als Sprecher der Fraktion Linke+. Und auch der Gestaltungsbeirat der Stadt habe gegen den Abriss plädiert.
„Der Erhalt ist eine Frage des Wollen“, sagte Grünen-Ratsvertreterin Katrin Lögering. Mit dem Abriss verliere man ein prägendes Gebäude. „Die Chance, hier ein Beispiel für eine gelungene Sanierung im Bestand zu schaffen, die sowohl die nötigen pädagogischen Anforderungen eines zeitgemäßen Ortes zum Lernen erfüllt und gleichzeitig den Charme eines über 100 Jahre alten Gebäudes bewahrt, wurde damit leider vertan.“

Immerhin: Mit einem Zusatzantrag hatten die Grünen im Ausschuss Erfolg. Danach soll die Fassadengestaltung für den geplanten Neubau noch einmal überarbeitet werden - mit dem Ziel, die „identifikationsstiftende Wirkung des bisherigen Gebäudes“ zu erhalten.
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