„Dortmund ist E-Auto-feindlich“ Dieter Casper beklagt zugeparkte Ladesäulen

„Dortmund ist E-Auto-feindlich“: Dieter Casper beklagt Wildwuchs an Ladesäulen
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Dieter Casper kommt viel herum. Viele Jahre hat der Dortmunder in Hannover gearbeitet und ist am Wochenende in die Heimatstadt gependelt. Auch sonst ist der 65-Jährige mit seinem E-Auto viel unterwegs in Deutschland – und kann deshalb vergleichen, wie es um die Förderung der Elektromobilität bestellt ist. Dortmund bekommt da von ihm kein gutes Zeugnis.

Die Stadt Dortmund sei regelrecht „E-Auto-feindlich“, sagt Casper. Was ihn besonders ärgert, ist die schwierige Suche nach öffentlichen Lade-Möglichkeiten in der Innenstadt. Denn die vorhandenen Ladesäulen seien oft von E-Autos blockiert, die gar nicht laden.

Möglich ist das, weil die E-Autos auf den speziell ausgewiesenen Parkplätzen kostenlos parken dürfen. In anderen Städten gibt es dafür aber eine zeitliche Begrenzung von zwei bis drei Stunden und den Hinweis, dass das Parken nur während des Ladevorgangs erlaubt sei. In Dortmund gibt es solche Einschränkungen nicht.

Das führt dazu, dass Dieter Casper regelmäßig verzweifelt, wenn er etwa den Hinweisen auf seiner Navigations-App folgt, die freie Ladeplätze ausweist. „Wenn ich dort ankomme, sind die Parkplätze fast immer besetzt, ohne dass geladen wird“, erzählt Casper – und zeigt aktuelle Bilder von der Ladesäule an der Kuhstraße, wo zwei E-Autos stehen, ohne zu laden.

„Das erlebe ich fast immer“, sagt Casper. Er hat den Eindruck, dass die Plätze an den Ladesäulen von einigen E-Auto-Nutzern offenbar als Dauerstellplatz genutzt werden. „Das habe ich anderen Städten so nicht erlebt.“

Auch der ADAC weist mit Handzetteln auf das Problem hin, dass Ladesäulen, die in Apps als frei angezeigt werden, blockiert werden, ohne dass dort geladen wird.
Auch der ADAC weist mit Handzetteln auf das Problem hin, dass Ladesäulen, die in Apps als frei angezeigt werden, blockiert werden, ohne dass dort geladen wird. © Oliver Volmerich

Der Stadt Dortmund ist das Problem durchaus bewusst. Schon im Februar vergangenen Jahres (!) kündigte Wirtschaftsförderungs-Chefin Heike Marzen deshalb an, dass die Parkdauer auf den speziellen Ladesäulen-Parkplätzen auf drei Stunden begrenzt und entsprechend ausgeschildert werden soll – „so wie es das Elektromobilitätsgesetz vorsieht“, wie Marzen anmerkte. Die Parkzeit sei durch eine Parkscheibe im E-Auto nachzuweisen. Ziel sei, die Verfügbarkeit des vorhandenen Ladeangebots durch die begrenzte Parkdauer zu erhöhen.

Schilder lassen auf sich warten

Das Problem ist: Auch eineinhalb Jahre nach der Ankündigung lassen die Schilder zur Zeitbegrenzung noch auf sich warten. Die Umsetzung der Beschilderung durch das Tiefbauamt sei „im Gange“, erklärt Stadtsprecherin Alexandra Schürmann.

Und sie liefert auch eine Erklärung, warum es dabei so langsam vorangeht. Das Tiefbauamt habe die Beschilderung mit der Ausweisung von Sonderflächen für die Ladepunkte an den Straßenlaternen verbunden. Und die sei „aufgrund der Vorgaben für die einzurichtenden Sonderflächen sehr aufwändig“.

Zum Hintergrund: Im Herbst 2022 hatte der Rat beschlossen, dass zunächst 64 von insgesamt 320 Ladeplätzen an speziell ausgerüsteten Straßenlaternen für E-Fahrzeuge reserviert und entsprechend beschildert werden. In diesem Herbst soll über die Ausweitung auf alle 320 Standorte entschieden werden.

Kompliziert sei die Ausweisung der Laternen-Ladeplätze, weil jeder einzelne Ladepunkt an einer Laterne geprüft und gegebenenfalls verlegt werden müsse, erläutert die Stadtsprecherin. „Denn die Ladepunkte sind überwiegend in dicht besiedelten Wohngebieten mit teils hohem Parkdruck eingerichtet worden, daher wurde zunächst auf eine Ausweisung der Stellplätze an den Laternen-Ladepunkte als E-Auto-Stellplätze verzichtet.“ Im Verlauf des Projektes habe sich dann allerdings durch den starken Anstieg der Zulassungszahlen bei E-Fahrzeugen ein höherer Bedarf abgezeichnet.

So sieht an Ladepunkt an einer Straßenlaterne aus. Hier wird sogar geladen.
So sieht an Ladepunkt an einer Straßenlaterne aus. Hier wird sogar geladen. © Oliver Volmerich

Wenn denn dann irgendwann die Schilder für eine Zeitbegrenzung an E-Ladesäulen kommt, wird es eine Beschränkung nur für Ladevorgänge an Dortmunds Straßen aber wohl nicht geben. Die gleichzeitige Verwendung einer Zeitbegrenzung und des Ladezwangs werde in den zuständigen Ministerien bei Bund und Land kritisch gesehen, merkt Alexandra Schürmann an. Die Regelung werde für Dortmund von den Experten, die mit der Erarbeitung eines Konzepts zum Ausbau der Ladesäulen-Infrastruktur beauftragt sind, juristisch geprüft.

Ladesäulen-Konzept in Arbeit

Dieter Casper kann diese Zaghaftigkeit nicht verstehen. In vielen Städten sei die Begrenzung des Parkens an Ladesäulen auf den Ladevorgang üblich. Strom-Anbieter erheben sogar eine Blockierungsgebühr, wenn eine Säule länger als vier Stunden belagert wird, berichtet er. Das Dortmunder Vorgehen hält der E-Auto-Fahrer für „wenig durchdacht“.

Das Konzept zur Ladesäulen-Infrastruktur ist zurzeit in Arbeit. Dabei ging es zunächst einmal darum, zu ermitteln, wie viele öffentlich zugängliche Ladepunkte für Elektro-Fahrzeuge überhaupt in Dortmund vorhanden sind – denn neben Ladesäulen an Straßen gibt es auch immer mehr Lademöglichkeiten etwa an Tankstellen oder auf Supermarkt-Parkplätzen.

Voraussichtlich im November soll das Konzept dem Rat vorgelegt werden, kündigt Alexandra Schürmann an. Aktuell gehe man von einem Mehrbedarf von etwa 3.000 weiteren öffentlich zugänglichen Ladepunkten bis 2030 aus.

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