Züchtigung und Propaganda für das Kaiserreich Wird eine Straße im Dortmunder Süden umbenannt?

Legendenschild: Schülerinnen und Schüler recherchierten zur Hosbachstraße
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Ob Wilhelm Hosbach ein guter oder ein schlechter Mensch war, lässt sich heute nicht mehr beurteilen. Aus heutiger Sicht war er zumindest jemand, der an einem unrühmlichen Teil der deutschen Geschichte aktiv mitgearbeitet hatte. 1964 wurde nach ihm eine Straße benannt. Jetzt kommt eine Diskussion in Fahrt, bei der es um eine eventuelle Umbenennung geht.

Aber wer war dieser Wilhelm Hosbach überhaupt? Geboren wurde Hosbach 1867 in Aplerbeck. Über 50 Jahre war er als Diakon und Missionar in Deutsch-Ostafrika, dem heutigen Tansania, tätig. Er arbeitete ab dem Jahr 1893 bei der Missionsgesellschaft für Deutsch-Ostafrika, einer Gesellschaft, die Missionare nach Afrika schickte, um sie dort einzusetzen.

Er beteiligte sich an der Kolonisierung mehrerer Gebiete in Hayaland, Ruanda und Uganda. Bis 1949 blieb Hosbach in Afrika, dann zog es ihn zurück in die Heimat, wo er 1964 verstarb. Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums an der Schweizer Allee (Gadsa) haben sich jetzt kritisch mit dem Straßennamen auseinandergesetzt und die Person Hosbach beleuchtet.

Der dunkle Bereich zeigt das frühere Deutsch-Ostafrika. Hier war Hosbach als Missionar tätig
Der dunkle Bereich zeigt das frühere Deutsch-Ostafrika. Hier war Hosbach als Missionar tätig. © Screenshot Bauerfeld

Bleibt es bei dem Namen Hosbachstraße? In Aplerbeck gibt es zumindest Zweifel, da Diakon Hosbach in Sachen „Kolonialisierung“ wohl heftig mitmischte – und das im negativen Sinne. So ergaben Recherchen, dass zu seinem Lehrplan die körperliche Züchtigung von Kindern und auch Propaganda gehörte, in der das deutsche Kaiserreich als Ideal dargestellt wurde.

Wie geht man nun mit dem „Nachlass“ eines solchen Menschen um? Für Frank Fischer von der Fraktion Die Linke/Die Partei in der Bezirksvertretung Aplerbeck ist die Sache klar: „Ich denke, dass Menschen, die bei der Kolonialisierung mitgewirkt haben, keinen Straßennamen in Aplerbeck verdient haben.“ Eine Umbenennung sei das Richtige in so einer Situation.

In diesem Fall aber hat man wohl einen Kompromiss gefunden. „Der Geschichtskurs hat einen Vorschlag für ein Legendenschild entwickelt, das man zusätzlich zum Straßenschild anbringen könnte, in Verbindung mit einem QR-Code, der zu weiteren Informationen führt“, sagt Dr. Georg Eggenstein, erster Vorsitzender des Aplerbecker Geschichtsvereins.

„Das Legendenschild wird am Ende auch deutlich machen, dass ein Herr Hosbach als Kind seiner Zeit Dinge getan hat, die aus unserer heutigen Sicht zu verurteilen sind“, sagt er. Nichtsdestotrotz sei es falsch, alles zu eliminieren, was den heutigen Werten nicht entsprechen würde.

Diese Meinung teilen auch die meisten anderen Mitglieder der Bezirksvertretung. Es wird also ein Legendenschild mit einem Text geben, der von Schülerinnen und Schülern des Gadsa verfasst wurde und deutlich macht, wer Wilhelm Hosbach wirklich war.

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