Das Fazit zur Fahrraddemo „REving Day“ am Sonntag (13.8.) fällt – je nachdem, wen man fragt – unterschiedlich aus. Veranstalter Hendrik Blom sieht’s positiv. Er sagt: „Eving hat eine Bühne bekommen. Es wurde ganz viel über Eving geredet. Und das war doch der Sinn der Sache.“ Auch DJ Dom Whiting – im BVB-Trikot –, der für das musikalische Beiprogramm mit fetzigem Drum & Bass-Sound zuständig war, sei begeistert gewesen. Die Veranstaltung habe in etwa so viele Teilnehmer angelockt wie ein vergleichbares Event in der Weltstadt Berlin. Vielleicht seien es sogar in Eving etwas mehr gewesen.
Etwa 1000 Fahrradfahrer – und damit 500 mehr als vorher angemeldet – seien es wohl gewesen, so schätzen Veranstalter und Polizei, die am Sonntagnachmittag begleitet von druckvollem Sound durch die Straßen Evings und der Nordstadt fuhren, um für mehr kulturelle Vielfalt in Eving zu demonstrieren.
Und genau in dieser hohen Teilnehmerzahl bestand aus Polizeisicht das Problem, wie Sprecher Gunnar Wortmann erklärt. Es sei vor Beginn der Veranstaltung am Hammerkopfturm in Eving zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Veranstaltern gekommen. Die Polizei befürchtete massive Verkehrsstörungen. Zwischenzeitlich habe die Fahrraddemo deswegen kurz vor dem Abbruch gestanden – beziehungsweise sie wäre fast erst gar nicht gestartet. Den Veranstalter erwarte deshalb nun eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz, so Wortmann.
Dennoch startete die Tour planmäßig und ging dann auch ohne Zwischenfälle über die Bühne. Sie hatte viele Teilnehmer angelockt, die gar nicht aus Eving kommen. Siegfried Zernke (57) war aus Lichtendorf im tiefen Dortmunder Süden in den Norden gekommen, weil er die Musik von DJ Dom Whiting mag. Er wunderte sich, dass so viele junge Leute gekommen waren. „Ich dachte, Drum & Bass sei heute gar nicht mehr in“, sagt er. Die Anreise hatte er jedoch im Auto bewältigt, um erst in Eving aufs Rad zu steigen. Die Fahrt von Lichtendorf nach Eving und zurück sei ihm dann doch zu bergig.

Und Felix (30) ist erst vor zwei Monaten nach Dortmund gezogen. Von einem Stadtteil namens „Eving“ hatte er zuvor noch nie etwas gehört. Er habe ihn jetzt nur durch diese Veranstaltung kennengelernt.

Die Radtour mit Musikbegleitung führte zum Teil durch enge Straßen wie die Forsthausstraße oder die Grävingholzstraße. Störungen sind von dort nicht bekannt. Auch liegt bisher keine Beschwerde vor, dass sich die Anwohner der Wohngebiete über die Störung der sonntäglichen Ruhe beschwert hätten. Im Gegenteil: Wolfgang Stöwhase (79) erklärte ausdrücklich, er sehe diese Art der Demonstration positiv: „Alles in Ordnung“.

Auch Bezirksbürgermeister Oliver Stens ist mitgeradelt. Er sah die gesamte Aktion am Ende durchaus positiv und will nun Kontakt zu Hendrik Blom aufnehmen, um zu erörtern, was konkret er sich für Eving wünscht und wie die Politik dabei helfen könne, die Ziele umzusetzen. Wie berichtet, sieht Blom vieles kritisch an Eving: Kneipen, Kirche, Kultur und Gastronomie seien im Niedergang begriffen, so sein Eindruck. Es gebe eine Vielzahl von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in Eving, die aber leider mehr oder weniger abgeschieden nebeneinander her leben.
Er sagt: „Im Herzen unseres Stadtteils ist ein Wandel notwendig.“ Die Fahrraddemo sah er als Aufruf an alle Bewohner, insbesondere die Jugend, sich zusammenzuschließen und die dringend benötigte Wiederbelebung Evings zu bewirken. Über das Gesprächsangebot von Oliver Stens freut sich Blom.
Was beim „REving Day“ am Sonntag (13.8.) los war, sehen Sie unter rn.de/dortmund-nordost
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