An der Gesamtschule Scharnhorst gibt es Ärger um eine politische Podiumsdiskussion vor der Bundestagstagswahl. Die Unesco-AG der Schule ist mit dem Vorschlag an die Schulleitung herangetreten, eine solche Veranstaltung zu organisieren. Allerdings sollte kein Vertreter der AfD eingeladen werden.
Schüler Robin Stahl, der zu den Mitinitiatoren gehört, begründet diese Nichteinladung so: Vor allem Kandidat Matthias Helferich von der AfD sei den Schülern rhetorisch überlegen. Die Schülerschaft habe Sorge, sich nicht genügend gegen ihn wehren zu können. Bei der Gesamtschule Scharnhorst handele es sich um eine Schule ohne Rassismus. Helferich vertrete Werte, die an der Schule nicht geteilt werden. Rufe man seine Website auf, komme einem gleich etwas zum umstrittenen Thema „Remigration“ entgegen.
Schulleiter Nadim Al-Madani habe nach einiger Überlegung den Standpunkt vertreten, man müsse auch die AfD einladen. Schließlich gebe es einen gewissen Anteil in der Bevölkerung, der die Partei gerne wählen würde. Es sei doch besser, ihre Argumente in ihrem Beisein in einer solchen Veranstaltung zu entkräften. Entweder mit AfD - oder es gebe keine Podiumsdiskussion.

Im Gespräch mit der Redaktion erklärt Nadim Al-Madani, er befürchte eine Gegendemonstration von AfD-Anhängern, sollte es eine Veranstaltung ohne diese Partei geben. Genauso fürchte er eine Demonstration von Antifa-Mitgliedern, sollte die AfD doch eingeladen werden. Also sei es das Beste, gar keine Podiumsdiskussion stattfinden zu lassen.
Oberstes Gebot für ihn sei, den Schulfrieden zu wahren. Andererseits begrüße er es sehr, dass sich seine Schüler politisch engagieren.
Die Schüler indes haben inzwischen einen Ausweg gefunden: Die Podiumsdiskussion findet nun doch statt: allerdings nicht mit der Schule als Gastgeber, sondern als Veranstaltung der „Schalom-OT“ (OT steht für „Offene Tür), des Jugendtreffs der Friedenskirchengemeinde, der sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Schule befindet - und zwar im Saal der katholischen Franziskusgemeinde an der Gleiwitzstraße 283.
Die Veranstaltung ist nicht öffentlich, sondern richtet sich an die Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Scharnhorster Schulen. Angekündigt haben sich Vertreter von neun verschiedenen Parteien, unter anderem die Bundestagskandidaten Sabine Poschmann (SPD) und Michael Depenbrock (CDU). Schalom-OT-Leiterin Kerstin Lederbogen (35) sagt: „Wir haben im Gegensatz zur Schule kein Problem damit, eine klare Haltung zu zeigen.“ Sie freue sich, dass sich die Schüler an sie gewandt haben.
Robin Stahl und seine Mitmoderatorin Ales Kheder (16) aus der Jahrgangsstufe 9 sagen, sie seien enttäuscht und traurig, dass erst ein Gremium wie die Unesco-AG demokratisch gewählt werde, dann aber doch die Entscheidungen, die es treffe, von der Schulleitung nicht akzeptiert werden. Beide arbeiten auch in der Schalom-OT mit. Peter Quiring, Bundestagskandidat für die Partei Volt, erklärte im Gespräch mit der Redaktion, dass er nicht an der Podiumsdiskussion teilgenommen hätte, wenn auch ein Vertreter der AfD dabei gewesen wäre.