Sie sind alle optimistisch. Aber man will es nicht beschreien. „Die Ausgangslage ist ja gut. Aber wie sagt man so schön: Man hat auch das Pferd schon vor der Apotheke kotzen sehen“, sagt Jörg Kemper, Betriebsleiter des „Wenkers“, dem Brauhaus am Alten Markt. Trotz aller Vorsicht: Die Wirte müssen planen fürs Liga-Finale am Samstag, 27. Mai.. Und für den Tag drauf, wenn die Mannschaft von Borussia Dortmund hoffentlich mit der Schale in der Hand durch Dortmund fährt.
Die gute Nachricht: Alle Gastro-Teams rund um den Alten Markt - ob nun das „Wenkers“, das „Maximilian“, die Kronen-Wirtschaft „Markt 13“, das „60 Seconds to Napoli“, die Thier-Wirtschaft „Zum alten Markt“ und das „Pfefferkorn“ haben genug Bier geordert. Das ergab eine Umfrage dieser Redaktion.
„Wir haben den Keller voller Bier. Ich habe ja hier die größte gekühlte Fläche am Markt zur Verfügung, das sind 150 Quadratmeter in zwei Räumen im Keller. Da stehen 200 Fass à 50 Liter, also 100 Hektoliter. Das müssen auch so viel sein, wir bekommen ja frühestens am Dienstag wieder Nachschub“, erklärt Jörg Kemper.
Auch beim Nachbarn, im „Maximilian“ wurde vorgesorgt: „Ich gehe von einem Ausschank von 5000 bis 10.000 Liter aus. Wir können Sonntag um 7 Uhr noch nachbestellen“, erläutert Betriebsleiter Oliver Seebacher, der in seinem Betrieb und im dazugehörigen „Stade“ 600 Gäste erwartet.
Fässer nachbestellt
Die Lager im Thier-Restaurant „Zum Alten Markt“ sind voll. „Aber wir bekommen am Freitag noch mal eine zusätzliche Bierlieferung, so dass wir wohl 50, 60 Fässer Pils à 50 Liter haben“, sagt Wirtin Janina Ludwig. „Wir können uns auch bis Samstag, 17 Uhr, an einen Notdienst wenden, dann kommt Nachschub.“ Auch das „Pfefferkorn“ und das „60 Seconds to Napoli“ sehen sich gut gerüstet. Beim Italiener, der sein erstes Liga-Finale am Alten Markt erlebt, heißt es: „Wir haben 10.000 Liter Bier vorrätig, sollte das nicht reichen, können wir Nachschub aus anderen Standorten anfordern.“
Neu ist die Lage, was den Zugang zum Alten Markt und die TV-Übertragung im Außenbereich angeht: Auf das Zeigen von Fernsehbildern auf den Terrassen verzichten die Wirte nach Absprache mit der Stadt vollständig. Das betrifft, die drei Wirtschaften, die am Alten Markt eine Sky-Lizenz haben: das „Wenkers“, das „Maximilian“ und „Zum Alten Markt“ - obwohl die Thier-Kneipe nicht im offiziellen Sky-Portal aufgelistet wird.
Jörg Kemper vom „Wenkers“ rechnet daher mit „vielen enttäuschten Gesichtern“ bei anreisenden Fans. „Die Übertragung draußen war durch die Stadt nur geduldet. Dass wir da für kommenden Samstag keine Genehmigung bekommen, war klar.“ Er rechnet aber damit, dass es viele noch nicht mitbekommen haben und das erst vor Ort feststellen werden. Im „Wenkers“ wird es voll werden, reserviert werden kann nicht. Kemper geht davon aus, dass ab 14 Uhr der Zugang reguliert werden muss. Im „Maximilian“ sind die Hälfte der Plätze reserviert, für die anderen gilt: Wer zuerst kommt, schaut zuerst.
Neu ist auch, dass der Zugang zum Markt wohl zentral reguliert wird. Hierzu gibt es am Freitag eine Besprechung der Wirte mit der Stadt. Es werden wohl Engstellen eingerichtet, durch die der Zustrom gesteuert werden kann. Bei 2500 bis 3000 Menschen solle Schluss sein.
Glasverbot erst am Sonntag
Das Glasverbot gilt für eine mögliche Korso-Strecke und die City eigentlich erst am Sonntag. Allerdings hängen seit Dienstag die entsprechenden Schilder - auch am Alten Markt. Und die meisten Wirte schenken spätestens ab Samstag Nachmittag eh nur im Plastikbecher aus. „Draußen wird bei uns eh nur in Plastik ausgeschenkt“, sagt „Maximilian“-Betriebsleiter Oliver Seebacher.
„Wir werden voraussichtlich spätestens ab 18 Uhr mit Kunststoffbechern arbeiten. Das ist für uns am einfachsten handhabbar. Es gibt keine Scherben, wir müssen nicht 2000 Gläser vorhalten und spülen. Und natürlich gibt es auch Mehrwegbecher“, erläutert Jörg Kemper vom „Wenkers“. Alle anderen Wirtschaften am Alten Markt setzten Samstag schon ganz auf Plastik.
Zudem haben alle Kneipen und Restaurants jeweils Sicherheitsdienste engagiert - und sind bereit, nötigenfalls die Bestuhlung draußen zu reduzieren oder ganz auf sie zu verzichten. „Eigentlich hatten wir vor, den gesamten Terrassenbereich mit 120 Plätzen komplett abzuräumen. Aber vielleicht ist das ja gar nicht nötig“, sagt Janina Ludwig von „Zum Alten Markt“. Sie will die Besprechung mit der Stadt abwarten. „Wir öffnen auf jeden Fall zwei Bierfenster und verkaufen dadurch zum Markt.“
Freier Zugang zum Tresen
Dass „60 Seconds to Napoli“ will erst mal auf eine Tischreihe verzichten und alle Besteckkästen reinräumen - „man weiß ja nie wie die Leute bei Niederlagen reagieren“, scherzt eine Bedienung. Im „Markt 13“ will man die Terrasse komplett abräumen, die gläsernen Türen weit öffnen und so freien Zugang zum Tresen ermöglichen. 160 Sitzplätze gibt es im unteren Bereich des Lokals.
Aus Erfahrung weiß Jörg Kemper vom „Wenkers“, dass man schnell reagieren muss: „Wir starten erst mal mit der ganz Bestuhlung draußen, die Terrasse können wir dann schnell zurückbauen. Dann ersetzen wir die Aluminium-Möbel durch die Stehtische, da die Alu-Tische im Dauer-Jubel erfahrungsgemäß als Standfläche missbraucht werden – und das halten sie nicht lange aus.“
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