Zahl der Pendler nach Dortmund steigt rasant - Steigerung ist die höchste in ganz NRW
„Alarmierender Trend“
Die Zahl der Berufspendler nach Dortmund befindet sich auf dem absoluten Höchststand. Nicht mal teure Städte wie Düsseldorf und Köln verzeichnen eine so hohe Steigerung.

Immer mehr Beschäftigte haben weite Wege zur Arbeit. © IG BAU
Im vergangenen Jahr kamen rund 108.000 Menschen zum Arbeiten regelmäßig von außerhalb nach Dortmund – das sind 44 Prozent mehr als noch im Jahr 2000. Damals zählte Dortmund noch rund 75.000 sogenannte Einpendler, wie die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) mitteilt. Sie beruft sich dabei auf eine aktuelle Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).
In Essen ist die Zahl der Berufspendler demnach seit 2000 um 33 Prozent auf 126.000 gestiegen, in Köln um 36 Prozent auf 276.000 und in Düsseldorf um 29 Prozent auf 258.000. Die Zahlen zeigen auch: In Dortmund ist die Entwicklung in NRW mit 44 Prozent am dramatischsten, dicht gefolgt von Münster mit einem Anstieg um 41 Prozent auf rund 82.000.
Volle Züge und lange Staus
Gewerkschafterin Gabriele Henter spricht von einem „alarmierenden Trend“. Eine Hauptursache für den Pendel-Boom sei der Mangel an bezahlbaren Wohnungen in den Städten. „Eine wachsende Zahl von Menschen kann sich die hohen Mieten und Immobilienpreise gerade dort nicht mehr leisten, wo in den letzten Jahren besonders viele Jobs entstanden sind“, sagt die Bezirksvorsitzende der IG BAU Bochum-Dortmund. Die Folge seien immer längere Staus und überfüllte Züge.
Strecken von mehr als 50 Kilometern bis zum Arbeitsplatz seien für viele Pendler in Dortmund mittlerweile gang und gäbe, betont Henter. „Dabei geht nicht nur wertvolle Zeit für Familie, Freunde und Hobbys verloren. Auch die Umwelt leidet unter der Fahrerei.“ Nach Angaben des Umweltbundesamtes geht knapp ein Fünftel aller CO2-Emissionen in Deutschland auf das Konto des Verkehrs.
Die IG BAU warnt vor einer Zunahme der Pendlerzahlen, sollte sich das Wohnen noch weiter vom Arbeiten entfernen. Nötig sei eine „drastische Wende“ in der
Wohnungsbaupolitik. „Die öffentliche Hand muss viel mehr als bisher investieren, um bezahlbaren Wohnraum in den Metropolen und Ballungsräumen zu schaffen. Es fehlen vor allem Wohnungen im sozialen und im bezahlbaren Segment“, so Henter.
Auch Firmen können einen Beitrag leisten
Massive Investitionen seien aber auch im Bereich der Verkehrsinfrastruktur unverzichtbar, um die Pendler zu entlasten. „Vor allem beim Schienen-, Straßen- und Radwegenetz ist der Nachholbedarf groß“, macht Henter deutlich. Einen entscheidenden Beitrag gegen den „Pendel-Frust“ könnten zudem die Firmen leisten – indem sie es ihren Beschäftigten leichter machen, in Gleitzeit oder im Home-Office zu arbeiten.
Die Pendler-Problematik in Dortmund und NRW ist Teil eines bundesweiten Trends: Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit pendelten im letzten Jahr 39 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in eine andere Stadt oder einen anderen Kreis zur Arbeit. pip