„Kalispéra“ schallt es uns laut und freundlich entgegen, als wir das Restaurant „Yamas“ an einem Samstagabend um 18.30 Uhr betreten. Obwohl noch etwa die Hälfte der Tische frei ist, ist der Geräuschpegel nicht ohne: An der Theke werden Weinflaschen entkorkt, Gläser klirren, zwischen den Tischen flitzt das Service-Personal umher, aus den Lautsprechern klingt griechische Musik - hier ist man gleich mittendrin.
Gut so - denn unsere Erwartungen an diesen Restaurant-Check sind hoch: Der Nachfolger des Westermanns Deli hat Ende November im Kaiserviertel eröffnet. Es ist das zweite „Yamas“ in der Region. In Bochum betreibt Stavros Liakeas seit 2008 „Yamas Mezé Restaurant und Weinbar“ und hat sich damit auch überregional einen Namen gemacht.
Mein Mann und ich waren dort mehrfach zu Gast - und immer sehr zufrieden. Nun also der erste Besuch im Dortmunder Ableger, der seit November an der Kaiserstraße 24 zu finden ist. Wer auf in Metaxasauce ertränkte Fleischberge hofft, wird hier enttäuscht. Zum Glück.
Das Konzept ist ein gänzlich anderes: Kleine „Mezédes“, die griechische Version der bekannteren spanischen Tapas, versprechen hier ganz vielfältige Geschmackseindrücke. Und das gibt die Speisekarte gut wieder.
Die Speisekarte
In sieben Kategorien sind die Mezédes eingeteilt: Kalt, Salate, warm, Käse, Fisch, Fleisch und Desserts. Zwischen vier und zehn kleinen Gerichten hat man je Kategorie die Wahl - einen genauen Überblick kann man sich schon vor dem Restaurant-Besuch verschaffen, die Karte ist online zu finden. Auch vegetarische und vegane Versionen der kleinen Gerichte gibt es.
Die Auswahl ist so vielfältig, dass uns in jeder Kategorie sofort ein bis zwei Gerichte „anspringen“. Und so ist der Bestellzettel für die erste Runde schnell ausgefüllt.
Im „Yamas“ liegt der Speisekarte nämlich ein kleiner Zettel bei, in der man die gewünschten Gerichte einträgt. Zwei Bestellrunde plus Dessert gibt der Zettel vor. So werden wir es auch handhaben: Fünf Gerichte wählen wir in der ersten Runde, um uns einen breit gefächerten Eindruck zu verschaffen - und hoffen, dass danach noch Platz für mehr ist.
Auch bei den Getränken ist die Auswahl toll: Sechs Sorten Oúzo gibt es und eine gesonderte Weinkarte.
Die Speisen

15 Minuten, nachdem der Kellner die Bestellung aufgenommen hat, trudeln in zwei Rutschen unsere Gerichte ein.
Los geht es mit dreierlei Cremes (Feta-Creme, Kartoffel-Knoblauch-Püree und Bohnen-Creme) in kleinen Gläschen sehr schön angerichtet und einem Salat mit Roter Beete, Rucola und Manouri-Käse. Unser Favorit ist schnell ausgemacht - das Kartoffel-Knoblauch-Püree kannten wir so noch nicht, es schmeckt sehr intensiv, angenehm scharf. Die Feta-Creme ist ebenfalls richtig kräftig und lecker. Die Bohnen-Creme und der Salat schmecken ebenfalls gut, fallen für unseren Geschmack aber leicht ab.

Als warme Mezédes haben wir uns in Runde eins für Metsovóne Kantaíf (ein geräucherter Käse in Engelhaarteig mit Tomaten-Paprika-Marmelade), Garídes Saganáki (Garnelen Saganaki mit Gemüse, Feta, Ouzo, Kräutern und Tomaten-Kräutersauce) und Souvláki Black Angus (Souvláki vom Black Angus Rind mit gegrilltem Gemüse und Meersalz) entschieden.
Man kann es kurz machen - alle drei Gerichte sind Volltreffer. Mein Favorit ist der geräucherte Käse: Der Teig dünn und knusprig und die Marmelade ist eine perfekte Ergänzung. Wird beim nächsten Besuch auf jeden Fall wieder bestellt. Das Souvlaki vom Black Angus ist ebenfalls großartig: Zart, perfekt gewürzt. Die Garnelen haben durch den Ouzo eine ganz eigene Note. Ungewöhnlich, aber gut.

Nach einem so leckeren Auftakt tappen wir in die Falle, die wohl jeder kennt, der schon mal Tapas gegessen hat - wir übernehmen uns. Wir bestellen in einer zweiten Runde wieder fünf kleine Gerichte. Im Nachhinein betrachtet eindeutig zu viel: Als die Mezédes serviert werden, setzt der Sättigungseffekt von Runde eins ein - und wir müssen ganz schön kämpfen. Was dem Genuss allerdings keinen Abbruch tut.
Nach und nach trudeln Patátes Tiganités (frittierte Kartoffelscheiben mit Oregano und Käse), Moussakás Veggie (der bekannte Auberginen-Auflauf in fleischloser Variante), Gavros (frittierte Sardellen), Tsipoúra Filéto (Doradenfilet mit Sellerie-Püree, Basilikumöl und Oliven-Crumble) und Stekákia (gegrillte Lammhüfte) ein.

Auch hier sind wieder richtig starke Gerichte dabei: Das Veggie-Moussaka würden wir sofort wieder bestellen, fein abgeschmeckt, cremig, lecker. Absolut auf den Punkt gegart, mit kross angebratener Haut überzeugt das Doradenfilet voll. Weit mehr als eine Beilage ist das Sellerie-Püree mit dem Oliven-Crumble und dem Basilikumöl dazu - eine ganz feine Kombination.
Die Lammhüfte ist ebenfalls zart und perfekt gewürzt, das dickste Stücke Fleisch rosa im Kern. Für uns perfekt.
Die Sardellen hätten wir uns mit etwas mehr Salz gewünscht, die frittierten Kartoffelscheiben sind eine solide Sättigungsbeilage. Beides lecker, aber nicht so außergewöhnlich wie die anderen Gerichte. Die Latte liegt hier eben hoch.

Nach diesem Schlemmen legen wir erstmal eine Pause ein - und dann doch schwach zu werden und die Dessert-Triologie Epilogí Epidórpion zu bestellen. Erneut sehr schön angerichtet gibt es je eine kleine Portion Rizógalo (Milchreis mit Sauerkirsch-Marmelade und Mocca-Crumble), Mousse Halvá (Sesamcreme) und Galaktompoúreko Deluxe (Zitronen-Milch-Creme mit knusprigen Filo-Blätterteig-Blättern).
Auch wenn wir über das Stadium satt damit weit hinausgehen - es lohnt sich. Der Milchreis ist wie in der Karte versprochen fluffig-cremig. Die Sesamcreme ist ebenfalls lecker - geht neben der geschichteten Zitronen-Milch-Creme aber etwas unter. Denn die Kombination aus der Creme und den knusprigen Teigblättern ist einfach eine Wucht. Ein fantastischer Abschluss.
Die Preise
Dem gehobenen Anspruch entsprechen auch die Preise - wobei man durch die große Auswahl im „Yamas“ auch preisbewusst essen kann. Mit dem Black-Angus-Souvlaki haben wir eins der teuersten Gerichte ausgewählt (12,60 Euro). Getoppt wird das nur noch vom gegrillten Oktopus (15,60 Euro). Das tolle Doraden-Filet liegt bei 9,60 Euro. Der geräucherte Käse ist mit 8,90 Euro das teuerste der Käse-Gerichte.
Eine Portion Tzaziki gibt es für 5,80 Euro. Die frittierten Kartoffelscheiben kosten 3,90 Euro.
Auf unserem Bon stehen letztlich knapp 150 Euro. Beim nächsten Mal würde die Rechnung etwas kleiner ausfallen, weil wir weniger bestellen würden - wie beschrieben haben wir uns mit der zweiten Mezédes-Runde übernommen.
Die Atmosphäre
Wer mag, kann das Yamas als unruhig oder laut beschreiben. Und hat damit nicht unrecht: Durch die vielen Kleinigkeiten, die in Etappen an die Tische gebracht werden, ist viel Servicepersonal unterwegs. Einige Tische stehen sehr nah an der Theke, auch hier bekommt man einiges an Geräuschen ab. Die Tische stehen recht nah beieinander, Gespräche anderer Restaurantgäste sorgen also ebenfalls für eine gewisse Lautstärke.
Man kann aber auch sagen: Hier ist Leben drin. Für uns passt das zum Konzept. Mezédes sind ein kommunikatives Essen, man tauscht sich durch das Teilen der vielen verschiedenen Kleinigkeiten mehr aus als mit einem normalen Tellergericht.
Einen Hauch gemütlicher wirkt für uns das Bochumer „Yamas“ - aber auch im Dortmunder Standort kann man sich sehr wohlfühlen.
Der Service
Der Service ist freundlich, an der ein oder anderen Stelle merkt man, dass noch nicht alles hundertprozentig eingespielt ist. Eine unserer Getränkebestellungen wird zur Hälfte vergessen, auf Nachfrage kommt dann schnell ein Glas Wein - allerdings mit dem falschen Rotwein. Den Fehler bemerkt der Kellner selbst und quittiert das ganze mit einer Entschuldigung und einem verschmitzten Lächeln. Sympathisch.
Das Essen ist nach dem Bestellen schnell am Tisch - nur 15 Minuten warten wir auf das erste Gericht.
Die Anfahrt
Das „Yamas“ liegt direkt am Eingang des Kaiserviertels. Parken vor der Tür? Extrem schwierig. Die Haltestellen Reinoldikirche und Ostentor sind fußläufig aber in wenigen Minuten zu erreichen. Ebenso das Parkhaus Kuckelke.
Die Netzstimmen
110 Bewertungen hat das „Yamas“ seit Eröffnungen bei Google gesammelt (Stand: 11.7.2024) - und räumt 4,6 von 5 Sternen ab. „Angenehm, freundlich, griechisch. Wir haben von allem bestellt, alles lecker“ - diese Rezension trifft den Tenor der meisten Beiträge.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 21. Januar 2024.
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