Noch braucht man ein bisschen Fantasie, um sich die neue Wohnwelt in der alten Schule vorzustellen, noch sind die Handwerker aktiv. Böden und Technik sind aber schon installiert, die Wände sind oder werden gerade frisch gestrichen. Anfang Mai sollen die ersten Mieterinnen und Mieter in die ehemalige Abendrealschule an der Adlerstraße einziehen, die als typisches Beispiel für den Schulbau der frühen Nachkriegszeit unter Denkmalschutz steht. Und das Interesse an dem ungewöhnlichen Wohnprojekt unter dem Titel „Wohnen in der Schule“ ist groß.
In den zwei Wochen seit dem Start der Homepage für das Projekt hätten sich bereits 80 Interessenten gemeldet, berichtet Sarah Matthes, die beim Spar- und Bauverein für die Vermietung der 22 Wohnungen in der ehemaligen Schule zuständig ist. Am Mittwoch (12.2.) nutzten die ersten Interessenten die Möglichkeit, sich die Wohnungen anzuschauen. „Bis zum Mittag hatten wir schon 31 Besucherinnen und Besucher“, freut sich Sarah Matthes. Das Feedback sei sehr positiv. „Es gibt großes Interesse an einer Anmietung“, bilanziert Sarah Matthes.

Beim Spar- und Bauverein als Bauherr und Vermieter ist man selbst gespannt, wie sich die Wohnungen vermarkten lassen, denn sie sind alles andere als gewöhnlich. „Wir haben teilweise sehr spezielle Grundrisse. Das hebt sich extrem von unserem üblichen Wohnungsbestand ab“, berichtet Sarah Matthes.
Die größte Nachfrage gibt es bislang nach den Wohnungen, die in den ehemaligen Klassenzimmern eingerichtet sind. Aus jedem Klassenraum wurde eine Drei-Zimmer-Wohnung. Der Raum für die Küche wurde gewissermaßen als innenliegender Erker in den breiten Flur der Schule gesetzt.
Von den Mietinteressenten gebe es viele Fragen zu der Geschichte des Gebäudes als Schule, berichtet Sarah Matthes. Aber auch technische Details würden nachgefragt, etwa zur Lüftung und Fußbodenheizung.

Und dann sind da ja noch die ganz besonderen Wohnungen mit außergewöhnlichem Grundriss - etwa die als „Tiny Loft“ vermarkteten Apartments, die sich zum Teil über zwei Ebenen erstrecken und eine Schlafempore haben. Die kleinste ist 28, die größte 57 Quadratmeter groß. Am anderen Ende des Gebäudes gibt es WG-Wohnungen mit jeweils drei Zimmern und einem großen Gemeinschaftsraum. Wie bei den kleinen Apartments ist hier die Küche schon eingebaut, erklärt Bartosch Kurdziel, der für die technische Projektsteuerung beim Spar- und Bauverein zuständig ist.

Der Mietpreis für die Wohnungen, die nicht mit öffentlicher Förderung entstanden sind, liegt zwischen 12 und 13 Euro pro Quadratmeter, erklärt der Vorstandschef des Spar- und Bauvereins Franz-Bernd Große-Wilde. Für die „WG-Wohnungen“ kommt man so auf eine Kaltmiete von 650 Euro, mit Heiz- und Nebenkosten auf 843 Euro, rechnet Sarah Matthes vor.
Wenn im Mai die ersten Mieterinnen und Mieter eingezogen sind, wird im Außenbereich noch weiter gearbeitet. Aktuell entsteht dort ein unterirdisches Regenrückhaltebecken aus dem anfallendes Regenwasser dosiert in das Kanalnetz abgegeben werden soll. „Das ist eine der zahlreichen Auflagen aus der Baugenehmigung“, erklärt Kurdziel. Über dem Regensammler entstehen ab Sommer dann kleine Gärten, die von den Mietern genutzt werden können.

An die alte Schule erinnern vor allem das Treppenhaus und die Fensterbänder. Zu den Kompromissen mit den Denkmalschützern gehört, dass alle Wohnungen Balkone bekommen. „Bis auf die Balkone bekommt die Schule wieder ihr altes Aussehen“, so Jana Beckmann vom Spar- und Bauverein. Wie es scheint, wissen die potenziellen Mieter diesen besonderen Charme auch zu schätzen.
Für Interessenten sind weitere Besichtigungstermine geplant. Informieren kann man sich dazu über die eigene Homepage des Projekts unter wohneninderschule.de.
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