Wissen Sie, wo Ihre Milch herkommt? Torben Gayk (25) kann seinen Kunden die Antwort zeigen. In einer Klarsichtfolie hat er Fotos davon, wie die Kühe im Stall beieinanderstehen. Beweismaterial für die Herkunft seiner Lebensmittel. Denn für die ist Gayk, anders als viele hier auf dem Wochenmarkt, nicht selbst verantwortlich.
Erst seit diesem Jahr steht er mit seinem Stand „Lokalgenuss“ auf dem Dortmunder Hansaplatz-Markt. Und ist damit gewissermaßen der Supermarkt unter den Wochenmarktständen. Von verschiedensten Händlern sind die Waren an seinem Stand zusammengestellt, in einer so umfassenden Auswahl, wie sie nur wenige hier bieten.

Im Gegensatz zum Supermarkt sind alle Waren lokal beziehungsweise regional. Jedes einzelne Lebensmittel an Gayks Stand kommt von einem regionalen Hof, entweder aus Dortmund selbst oder einer Nachbarstadt.
Dinkelnudeln aus Witten, Kresse aus Essen, Milch und Joghurt aus Hagen. Wiener Würstchen aus Lünen. Apfelsaft von Dortmunder Streuobstwiesen, Rote Bete vom Schultenhof, Öl und Mehl von Haus Holte. Bei jedem Produkt stehen Stadt und Hof dabei.

„Da merkt man erst, wie viel man auch lokal haben kann“, sagt Gayk. Durch die kurzen Wege seien die Lebensmittel nicht nur nachhaltiger transportiert, sondern auch noch wirklich frisch. „Wir holen das immer erst Donnerstag, da wurde der Salat manchmal erst an dem Tag geerntet. Das hält sich dann oft noch gut eine Woche.“ Kurze Lieferwege ständen bei ihnen an erste Stelle – an zweiter ein Bioanspruch.
Konzept bisher nicht rentabel
Ihr Konzept komme super an bei jedem, mit dem er rede. „Aber leider rentiert es sich bisher noch nicht wirklich für uns.“ Und gerade der Winter werde schwierig, weil es da weniger lokalen Anbau gebe.
Sie würden lieber ein bisschen zu wenig einkaufen, um nie Lebensmittel wegschmeißen zu müssen, sagt Gayk – dadurch verkauften sie manchmal aber auch weniger als letztlich möglich.

Außerdem ständen sie nicht nur auf dem Hansaplatz-Wochenmarkt, sondern auch in Hörde und jede zweite Woche auf dem Abendmarkt. Wenn dann manche Höfe, bei denen sie einkauften, auf dem Hansaplatz ihren eigenen Stand hätten, würden die Waren samstags eher dort gekauft. Vieles sei dann beim Hof selbst ein bisschen günstiger.
„Auch zum Beispiel Biospargel können wir nicht so günstig anbieten wie die großen andere Stände hier auf dem Markt“, sagt Gayk. Bei anderen Produkten seien sie preislich ähnlich.
Ihre Frischmilch, eins der beliebtesten Produkte – geliefert von den fotografisch festgehaltenen Kühnen von Käse Deele in Hagen – findet Gayk mit 1,60 Euro pro Liter sogar relativ günstig.

Wer sich länger am Stand umguckt, findet zwischen verschiedensten Klassikern der Lebensmittel auch einzelne überraschende. Eine Topinambur-Knolle zum Beispiel. Die sieht ziemlich genau aus wie Ingwer. Topinambur schmecke wie Kartoffel, sei aber Diabetiker-freundlich, erklärt Gayk. Und fügt dann hinzu: „Ist nicht so der Verkaufsschlager.“
In dieser Serie stellen wir in lockerer Folge verschiedene interessante Stände auf dem Dortmunder Wochenmarkt vor – und die Menschen dahinter. Bisher erschienen sind:
- Der Hundefleischer – Christoph Mann verkauft, was niemand mag
- Die Olivenfamilie – Tarek und Sophie betreiben einen besonders stilvollen Stand
- Die Käsehändlerin – Tanja Bährends hat einen ganz besonderen Genusstipp
- Der Exot – Bei Elmar gibt es die ungewöhnlichsten Früchte und Nüsse
- Die Wursthändlerin – Melanies Angebot ist außergewöhnlich
- Der Florentiner-Bäcker – Nikolaus Göggerle lebt seinen Kindheitstraum
- Die Kartoffelhändlerin – Gisela Engelhardt hat sogar rote und blaue
- Die Weinhändlerin - Elke Greiff-Gossens verkauft aus einem Pferdeanhänger
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