Bulgare in Dortmund
"Wir ziehen hier nicht nur Sozialhilfe ab"
Sozialtourismus, Armutswanderung, Kriminalität - befeuert von rechtspopulistischen Parolen müssen Bulgaren und Rumänen im Alltag mit vielen Vorurteilen leben. Wie bewertet ein in Dortmund lebender Bulgare die öffentliche Debatte um Osteuropäer? Wir haben nachgefragt - und überraschende Antworten bekommen.
Dimitar Tachkov studiert seit 2006 in Dortmund. Der 26-jährige Bulgare schreitet zuversichtlich in die Zukunft: "Man muss auch in sich selbst investieren."
Tachkov ist nach Deutschland gekommen, um zu bleiben. In drei Monaten will er die deutsche Staatsangehörigkeit beantragen. Auch unter seinen bulgarischen Freunden ist der Drang in die Heimat nicht ausgeprägt: "Meine Freunde studieren Zahnmedizin, Architektur oder, wie ich, Wirtschaftswissenschaften. Sie haben hier einen großen Freundeskreis. Nur die wenigsten wollen zurück. Jetzt das alles zurückzulassen, das lohnt nicht. In Deutschland sind die Löhne viel höher und in Bulgarien die Lebensmittelpreise teilweise viel höher."
Der 26 Jahre alte Student hat aber durchaus auch einen kritischen Blick auf einige seiner Landsleute in Dortmund: Viele würden es bevorzugen, Sozialhilfe zu bekommen - egal, ob sie in Rumänien oder in Deutschland seien. "Dafür habe ich kein Verständnis. Wer in Dortmund um Hilfe bittet, bekommt auch Hilfe. Hier ist viel möglich, wenn man den Willen dazu hat, die Zukunft selbst zu gestalten." Er befürwortet verpflichtende Sprachtests für Neuankömmlinge: "Wer nichts in sich investiert, kann auch nicht viel erwarten. Meine Cousine ist vor drei Tagen nach Dortmund gezogen. Als erstes hat sie sich an der Universität für einen Sprachkursus angemeldet. Sozialhilfe lehnt sie ab."