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„Wir werden alleingelassen“: Lärm treibt Pascal Budde aus seiner Wohnung
Nachbarschaftsstreit
Pascal Budde und sein Partner halten es in ihrer Wohnung in Huckarde nicht mehr aus. Stadt und Vermieter reagieren aus ihrer Sicht zu wenig auf große Lärmbelästigung. Ein Nachbarschaftsstreit.
Noch kein halbes Jahr, seit August 2021, wohnt Pascal Budde mit seinem Partner in seiner Wohnung in Dortmund-Huckarde. Doch bevor sich die beiden in ihrem neuen Heim zu Hause fühlen können, haben sie sich entschieden, diesen Lebensabschnitt zum Ende des Monats zu beenden und wieder umzuziehen.
„Wir fühlen uns alleingelassen und verarscht“, findet der 24-Jährige klare Worte. Grund für die Schwierigkeiten seien die sehr lauten Nachbarn eine Etage tiefer. „Es sind ganz lautstarke Unterhaltungen, Diskussionen und Geschrei. Wir haben mehrere Male mit ihnen versucht, darüber zu sprechen, aber das bewirkt nichts“, schildert Pascal Budde.
Nachbarn reagieren negativ auf Beschwerden
Im Gegenteil: Die Nachbarn wiesen darauf hin, dass sich vorher noch nie jemand beschwert habe und würden mit noch lauteren Klängen, vor allem zur Mittagszeit, reagieren. Ein Anwalt dieser Nachbarn habe Pascal Budde und seinem Partner sogar mitgeteilt, dass sie selbst für die Lärmbelästigung verantwortlich seien und diese unterlassen sollten.
Die beiden Mieter machten daraufhin den Vermieter, die Vonovia, mehrfach auf das Problem aufmerksam. Beim ersten Mal habe diese darauf gedrungen, dass Pascal Budde Lärmprotokolle führt. „Erst kamen wir uns ziemlich doof dabei vor, mittlerweile schreibe ich aber alles auf“, berichtet der verärgerte Mieter.
Doch als ein Vertreter der Vonovia sich die Situation vor Ort anguckte, habe dieser nur festgestellt, dass die Wände sehr dünn sind. Die passende Schalldämmung würde aber zu hohe Kosten verursachen.
Mehrere Anrufe bei der Polizei bringen keine Besserung
Zwei Mails an die Vonovia in deren Online-Portal seien einfach gelöscht worden. „Wir werden jetzt rechtliche Schritte wegen Untätigkeit des Vermieters einleiten“, wird Budde deutlich.
Mehrere Male habe er wegen des Lärms die Polizei gerufen, einmal habe diese auch unten angeklingelt und um mehr Ruhe gebeten. Es sei aber auch schon vorgekommen, dass die lärmenden Nachbarn die Polizei durchs Fenster gesehen hätten und spontan kurzzeitig ruhiger geworden seien, um dann wieder weiterzumachen.
Handeln könne hier letztlich nur die Stadt. „Ich habe eine Mail geschrieben, auf eine Antwort warte ich seit einigen Wochen“, schüttelt Pascal Budde den Kopf.
Aufgrund der psychischen Belastung litte man mittlerweile an nächtlichen Schlafstörungen und haben sich deshalb entschieden, die Wohnung zu verlassen. „Es ist einfach traurig. Mir tut es wirklich leid für die Mieter, die nach uns einziehen“, meint Pascal Budde.
Ordnungsamt fühlt sich nicht zuständig
Die Stadt Dortmund teilt auf Anfrage mit, dass der mögliche Tatbestand Lärmbelästigung in den Zuständigkeitsbereich der Polizei falle und das Ordnungsamt nicht zuständig sei. Die Polizei erklärt, dass sie zu zwei Einsätzen in diesem Haus gerufen wurde. Im November 2021 hätten die Beamten vor Ort die Bewohner zur Ruhe ermahnt und Folgemaßnahmen angekündigt. Beim zweiten Einsatz im Januar dieses Jahres konnten die Polizisten keine Ruhestörung feststellen.
Nach Einschätzung der Polizei sind für solche Fälle zwar in erster Linie die städtischen Ordnungsbehörden zuständig, aber von Ruhestörung betroffene Bürger könnten gerade am Wochenende auch die Polizei rufen.
Die Vonovia berichtet, dass sich außer Pascal Budde und seinem Partner niemand über diese Nachbarn beschwert habe, obwohl diese seit 20 Jahren im Haus wohnen. „Wir haben uns gekümmert und es versucht“, erklärt eine Sprecherin.
Generell versuche man, bei Streitigkeiten zwischen Mietpartnern zu vermitteln. In diesem Fall könnte aus Sicht des Vermieters auch zu dem Problem beigetragen haben, dass sich Budde und sein Partner entschieden hätten, Wohn- und Schlafzimmer zu tauschen. Dadurch sei der Besuch im Schlafzimmer womöglich deutlicher zu hören.
Berichtet gerne von Menschen, die etwas zu erzählen haben und über Entwicklungen, über die viele Menschen sprechen.
