
© Oliver Schaper
„Wir verkaufen so viel Mehl wie nie“ - Händler erstaunt über Hamsterkäufe
Folgen des Ukraine-Krieges
In vielen Supermärkten wird Mehl in Folge von Hamsterkäufen knapp. An der Scheipers Mühle kommt noch genug Mehl an, versichert Betreiber Heinrich Scheiper. Das Problem liege woanders.
Viele Supermarkt-Regale bleiben dieser Tage leer. Einige Menschen scheinen sich mit großen Vorräten an Öl und Toilettenpapier einzudecken. Aber auch Mehl wird in den Supermärkten immer knapper. Die Nachfrage ist deutlich gestiegen.
Grund dafür ist der Ukraine-Krieg. Viele befürchten, dass es zu Lebensmittel-Engpässen kommen könnte und decken sich sicherheitshalber mit Produkten wie Mehl ein.
Heinrich Scheiper (63) Betreiber der Scheipers Mühle in Brechten kann das Hamstern „nicht nachvollziehen“. Zumal Mehl auch nur dann länger als sechs Monate halte, wenn es richtig gelagert werde. Dunkel und kühl sollte der Lagerort sein.
Mangelnde Logistik ist das größte Problem
Laut ihm seien nicht das fehlende Mehl das Problem, sondern vielmehr die fehlende Logistik, die für das Transportieren und Verpacken des Mehls zuständig sei.
Viele Speditionsmitarbeiter aus Osteuropa können ihrer Arbeit wegen des anhaltenden Krieges nicht nachgehen. Das hat spürbare Folgen, wie man an den leeren Supermarkt-Regalen sieht. Man komme vor allem mit dem Verpacken nicht mehr hinterher.
Die Mühlen mit denen Heinrich Scheiper zusammenarbeitet - seine Mühle ist bereits seit zwei Generationen außer Betrieb -, produzieren aktuell noch genug Mehl, das er auf seinem Hof und in seinem Onlineshop verkauft. Alle Mehlsorten seien zur Zeit ausreichend vorhanden. Dinkelmehl, Roggenmehl, Weizenmehl, Bio-Mehl - alles da.

Das größte Problem sei nicht die Verfügbarkeit des Mehls, sondern die fehlenden Kapazitäten und Rohstoffe, um es zu verpacken, weiß Heinrich Scheiper. © Lindert
Weil die Kunden sich allerdings extrem bevorraten, musste der 63-Jährige zuletzt mehr Mehl als üblich zukaufen. „Wir verkaufen so viel Mehl wie noch nie“, staunt der Betriebsleiter in vierter Generation. Seit 1890 steht Scheipers Mühle an der Evinger Straße.
Beschränkungen, wie viel Mehl pro Haushalt gekauft werden darf, gibt es bei ihm keine. Es sei meist genug da, nur das Verteilen brauche nun mal seine Zeit.
„Erst wenn wir kein Mehl mehr haben, wird’s schwierig“
Damit das zugekaufte Mehl auch an den Mann und die Frau kommt, hat Heinrich Scheiper zwei seiner Angestellten aus ihren normalen Tätigkeiten herausgenommen und nun für das Verpacken einbestellt. Das Mehl kommt nämlich in 25-Kilo-Säcken in Brechten an und wird dort in Zweieinhalb- und Fünf-Kilo-Säcke umgepackt.
Solange Treibstoff für die LKWs da sei, könne auch noch in der größten Krise Mehl besorgt werden, versichert der Mühlen-Betreiber. „Erst wenn wir kein Mehl mehr haben, dann wird’s schwierig“ - das gibt er aktuell allen Kunden mit auf den Weg, die sich besorgt nach seinem Vorrat erkundigen.
Für die Zukunft wünscht Heinrich Scheiper sich, dass generell wieder mehr Fokus auf Regionalität gelegt würde: „Ich würde so manchen Kunden gerne öfter bei uns sehen, als nur im Notfall.“
Stolzes Ruhrpottkind mit blau-weißem Herzen. War fürs Germanistik-Studium kurzzeitig in der Landeshauptstadt unterwegs, ist dann aber wieder zurück nach Recklinghausen - in die Heimat. Schreibt seit 2017 für das Medienhaus Bauer, erst in der Jugendredaktion "Scenario", dann folgte der Wechsel ins Lokale. In ihrer Freizeit fast überall anzutreffen: egal ob Rock-Festival, Theatersaal oder Schlagerparty.
