
© Kevin Kindel (Archiv)
„Wir machen eure Moschee kaputt“ – Dortmunder Gemeinde erhält Drohbrief mit Hakenkreuzen
Staatsschutz ermittelt
Erneut ist eine Dortmunder Moschee Ziel rassistischer Drohungen geworden: Am Donnerstag (14.4.) fanden Gemeindemitglieder ein Schreiben mit „NSU 2.0“ im Briefkasten. Die Polizei reagiert.
Die Sultan-Ahmet-Moschee in Dorstfeld ist erneut Ziel islamfeindlicher Drohungen geworden. Nachdem Unbekannte im Februar ein Hakenkreuz an den Eingang der Ditib-Moschee geschmiert hatten, fanden Gemeindemitglieder am Donnerstagmorgen (14.4.) ein Drohschreiben im Briefkasten.
Es sei ein Schock gewesen, als er den Brief gesehen hat, sagt Turgut Ülker, Vorsitzender der Sultan-Ahmet-Gemeinde. Drei Seiten fand Ülker in dem Briefumschlag ohne Absender. Auf diesen sind unter anderem ein Schwein abgebildet und Hakenkreuze aufgemalt.
„Wir machen eure Moschee kaputt“
Auf einem Zettel steht handgeschrieben: „Wir kommen nochmal. Wir machen eure Moschee kaputt. Wir pissen auf eure Teppiche. Der Deutsche wird es euch zeigen.“ Außerdem ist die rassistische Drohung „Haut ab aus unserem Land Türken“ und der Schriftzug „NSU 2.0“ zu finden.
Der sogenannte Nationalsozialistische Untergrund (NSU) war eine rechtsextreme terroristische Vereinigung, die in Deutschland neun Menschen mit Migrationshintergrund (darunter auch der Dortmunder Mehmet Kubaşık) und eine Polizistin ermordeten. Zwischen 2018 und 2021 waren von Rechtsextremisten 140 Morddrohungen mit „NSU 2.0“ unterschrieben und versandt worden.
Er persönlich habe keine Angst, sagt Turgut Ülker, aber er sorge sich um die Kinder und die Gemeindemitglieder. „Wegen Ramadan sind gerade viele Menschen in der Moschee.“ Er habe den Vorfall sofort bei der Polizei angezeigt, sagt Ülker.
Mehrere rassistische Anfeindungen gegenüber Moscheen in Dortmund
Die Dortmunder Polizei bestätigt den Eingang der Anzeige am Donnerstag auf Anfrage. Der Staatsschutz ermittle bereits. Ein möglicher Zusammenhang mit anderen islamfeindlichen Vorfällen an Dortmunder Moscheen werde geprüft, teilt ein Polizeisprecher mit.
Am Freitag (15.4.) heißt es zudem in einer offiziellen Mitteilung der Behörde, dass die polizeiliche Präsenz im Bereich der Moschee erhöht wurde - man nehme diese Drohung sehr ernst. „Der Brief wurde sichergestellt und wird jetzt kriminaltechnisch untersucht.“
Nicht nur auf die Sultan-Ahmet-Moschee hatte es mit der Hakenkreuz-Schmiererei zuletzt einen rassistischen Angriff gegeben. In einem Jahr wurden vier Angriffe auf Moscheen in Dortmund gezählt. Im Dezember des vergangenen Jahres war an der Selimiye Moschee in Eving ein Schweinekopf ans Tor gehängt worden. Der Drohbrief an die Sultan-Ahmet-Moschee ist nun der fünfte Vorfall.

Im Dezember 2021 hing ein Schweinekopf an der Ditib Selimiye Moschee in Eving. © Vorstand Ditib Selimiye Moschee (Archiv)
„Für mich ist auch dieser Fall ein Anschlag“, sagt Volkan Baran. Der Dortmunder SPD-Landtagsabgeordnete steht in Austausch mit der Moschee und hatte die Drohungen auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht. Für ihn sei es wichtig, solche rassistischen Anfeindungen öffentlich zu machen. Viel zu oft würden sie von den Gemeinden nicht angezeigt werden.
„Mit dieser Drohung offenbart sich erneut die Gefahr“
„So etwas darf sich nicht normalisieren“, sagt der 43-Jährige. „Was kommt als Nächstes? Wir dürfen nicht erst reagieren, wenn Molotow-Cocktails fliegen“, sagt Baran. „Die Religionsfreiheit ist ein wichtiges Gut in unserer Demokratie. Ich erwarte, dass das sehr ernst genommen wird“. Bundesweit höre man täglich von Angriffen auf Moscheen und Muslime, sagt Baran.
Im Jahr 2021 hat es in Deutschland 662 Angriffe auf Muslime und Moscheen gegeben, hatte das Bundesinnenministerium auf Anfrage der Linken mitgeteilt.
Das Projekt Quartiersdemokraten, das vorwiegend die Rechtsextremismusprävention im Fokus hat – und wie die Sultan-Ahmet-Moschee in Dorstfeld angesiedelt ist – verurteilt den Angriff auf die Moschee.
„Die Moschee ist zum wiederholten Mal rechtsextremen Provokationen ausgesetzten. Das ist gerade im Fastenmonat Ramadan besonders bitter“, heißt es von dem Projekt. „Mit dieser Drohung offenbart sich erneut die Gefahr, die von Rechtsextremen für muslimische Mitbürger und Mitbürgerinnen ausgeht. Wir hoffen auf eine schnelle Ermittlung der Täter.“
Als gebürtiger Dortmunder bin ich großer Fan der ehrlich-direkten Ruhrpott-Mentalität. Nach journalistischen Ausflügen nach München und Berlin seit 2021 Redakteur in der Dortmunder Stadtredaktion.
