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Große Neonazi-Razzia: Durchsuchung auch in Dortmund
Verbotene Gruppierung
Bei einer bundesweiten Razzia gegen Neonazi-Gruppen ist es auch zu einer Durchsuchung in Dortmund gekommen. Dabei ging es um eine verbotene Vereinigung – und einen konkreten Verdacht.
Sicherheitsbehörden sehen es als großen Schlag gegen die rechte Szene. Die Generalbundesanwaltschaft bezeichnet die Maßnahme gegenüber unserer Redaktion gar als „eine der größten, die je gefahren wurden“:
In elf Bundesländern ist es am Mittwochmorgen (6.4.) zu Durchsuchungen im Zusammenhang mit vier Neonazi-Gruppen gekommen. Ab 6 Uhr sind auch Räume in Dortmund durchsucht worden - die Durchsuchung laufe noch, sagte ein Sprecher der Generalbundesanwaltschaft gegen 10 Uhr. Sie richte sich gegen ein mutmaßliches Mitglied der verbotenen Vereinigung „Combat 18“.
Vereinigung im Geheimen weitergeführt?
Der Beschuldigte stehe in Verdacht, „die Vereinigung im Geheimen weitergeführt zu haben“. Bei den Durchsuchungen gehe es um die Sicherstellung von Beweismaterial.
In der Regel geht es bei diesem Beweismaterial vor allem um elektronische Speichermedien und Kommunikationsaufzeichnungen - aber es kann auch um Banner mit verbotenen Symbolen oder Ähnliches gehen. Eine Festnahme hat es in Dortmund bislang nicht gegeben, so die Generalbundesanwaltschaft am Mittwochvormittag.
Die rechtsextreme Gruppierung ist Anfang 2020 verboten worden. „Combat 18“, als Chiffre auch mit „C18“ bezeichnet, lässt sich mit „Kampfgruppe Adolf Hitler“ übersetzen.
Die Anfang der 1990er-Jahre in Großbritannien gegründete Gruppierung gilt als bewaffneter Arm der rechtsextremistischen Vereinigung „Blood&Honour“ (Blut & Ehre), die bereits im Jahr 2000 in Deutschland verboten worden ist.
In Dortmund hat C18 eine lange Geschichte, die mindestens bis ins Jahr 2005 zurückreicht. Verboten worden ist sie im offiziellen Wortlaut „wegen ihrer Ausrichtung gegen die verfassungsmäßige Ordnung und gegen den Gedanken der Völkerverständigung“.
Das Ermittlungsverfahren der Bundesanwaltschaft gegen C18 richtet sich gegen mittlerweile 21 Beschuldigte in ganz Deutschland.
Wie es in einer offiziellen Mitteilung heißt, stütze sich der Verdacht, die Vereinigung im Geheimen weitergeführt zu haben unter anderem darauf, „dass mehrere Zusammenkünfte der Beschuldigten festgestellt wurden, die als eine Art ‚Pflichttreffen‘ von ‚Combat 18 Deutschland‘ anzusehen sind“.
Dabei sollen die Teilnehmer unter anderem „Leistungsmärsche“ absolviert und Aufnahmeverfahren von „Supportern“ (also Anwärtern) durchgeführt haben. „Neben einer praktischen Aufnahmeprüfung“ soll sich hier auch „eine Art theoretische Prüfung mit Fragen zum Nationalsozialismus“ abgespielt haben.
Vier Festnahmen bei bundesweiter Aktion
Bei der bundesweiten Aktion am Mittwoch sind insgesamt 61 Objekte durchsucht worden - dabei handelt es sich um „Wohnungen und sonstige Räume“, wie der Sprecher der Generalbundesanwaltschaft gegenüber dieser Redaktion erklärt. Unter „sonstige Räume“ gefasst sind beispielsweise Autos oder Garagen.
Neben den auf „Combat 18“ bezogenen Durchsuchungen in Dortmund und Castrop-Rauxel ging es in anderen Bundesländern etwa auch um die kriminelle Gruppe „Knockout 51“ - eine Gruppe mit Kampfsportbezug.
Bei den anderen beiden konkret genannten Gruppen, gegen die es Ermittlungen gibt, handelt es sich um die „Atomwaffen Division Deutschland“ und das „Sonderkommando 1418“.
Der Schwerpunkt der Maßnahme war in Thüringen - drei Festnahmen hat es im Zusammenhang mit „Knockout 51“ in Eisenach, eine in Rotenburg a.d. Fulda gegeben.
Laut Generalbundesanwaltschaft waren für die Festnahmen und Durchsuchungsmaßnahmen über achthundert Polizeibeamte des Bundeskriminalamts, der GSG9 der Bundespolizei, der Landeskriminalämter sowie Einsatzhundertschaften im Einsatz.
Baujahr 1993, gebürtig aus Hamm. Nach dem Germanistik- und Geschichtsstudium in Düsseldorf und dem Volontariat bei Lensing Media in der Stadtredaktion Dortmund gelandet. Eine gesunde Portion Neugier und die Begeisterung zum Spiel mit Worten führten zum Journalismus.
