Die Jüdische Gemeinde in Dortmund feierte wie die Juden überall in der Welt das Thorafest, als die schreckliche Nachricht von der mörderischen Terrorattacke der Hamas auf Israel jäh die Freude unterbrach. „Dieser Freudentag wurde auch ein Tag der Trauer“, sagt Zwi Rappoport, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, am Montag (9.10.).
„Wir hatten uns hier in der Synagoge versammelt und unsere Mitglieder informiert. Die Nachricht ging rum wie ein Lauffeuer“, so Rappoport. Es sei eine entsetzliche Stimmung gewesen. „Die Menschen waren geschockt.“
Viele Gemeindemitglieder hätten Verwandte in Israel und seien in ständigen Kontakt mit ihren Angehörigen. „Gott sei Dank, weiß ich noch von keinem Todesfall in Dortmund“, sagt Rappoport.
Einberufungsbefehl
Ein junger Israeli, der zur Unterstützung der Gemeinde in Dortmund weilte, bekam bereits einen Tag nach dem Angriff den Einberufungsbefehl und ist sofort zurückgeflogen. Rappoport: „Was wir hier in erster Linie machen können, ist, für die Menschen zu beten und die Toten zu beklagen.“

Die menschenverachtende Art und Weise des Anschlags, bei dem Frauen und Kinder bei einem Festival gejagt und als Geiseln genommen wurden, könne man nur als Pogrom bezeichnen, sagt der Gemeinde-Vorsitzende. Es gehe nicht nur um Israel und den islamistisch-palästinensischen Konflikt, betont er. „Es war kein Angriff gegen die Armee, sondern er sollte die gesamte jüdische Bevölkerung treffen. Es geht um das Existenzrecht Israels.“
Hinter dem Angriff stecke der Iran, meint Zwi Rappoport. Aus moralischen Gründen sollte Deutschland als größter Handelspartner des Irans seine Geschäftsbeziehungen überdenken und ebenso die deutsche Finanzhilfe für die Palästinenser, fordert er.
Keine Angst
Auch die pro-palästinensischen Demonstrationen wie in Berlin-Neukölln mit der zur Schau gestellten Freude über massenhaft ermordete Israelis zeige die ganze Menschenverachtung bei diesem Krieg, sagt Rappoport.
Während die Hamas Israel mit Raketen beschieße, Zivilisten ermorde oder entführe, feierten Islamisten die Terror-Attacken und verteilten Süßigkeiten. „Das Verteilen von Süßigkeiten bei Freude ist eine arabische Tradition“, erläutert Rappoport. In der Vergangenheit sei Deutschland viel zu lasch mit solchen Demonstrationen umgegangen.
Angst, dass auch die Jüdische Gemeinde in Dortmund Ziel von radikal-islamistischen Attacken werden könnte, hat der Gemeindevorsitzende nicht, selbst wenn die Polizei die Bewachung der Synagoge wieder zurückfahren sollte. Nach Bekanntwerden des Angriffs auf Israel hatte die Dortmunder Polizei die Bewachung auf 24 Stunden täglich erhöht.
Mehr Solidarität gewünscht
Während der Geschäftsführer und Sicherheitsbeauftragte der Jüdischen Gemeinde in Dortmund, Leonid Chraga, eine mögliche Reduzierung der Schutzmaßnahmen zum jetzigen Zeitpunkt kritisch sieht, ist Zwi Rappoport entspannter: „In Deutschland leben wir gern und sicher. Ich sehe nicht die Gefahr, dass hier etwas passiert.“
Er sei mit der Arbeit der Polizei in Dortmund sehr zufrieden, sagt Rappoport. „Wir haben im Grunde keine Angst. Wir fühlen uns eigentlich gut geschützt in NRW.“ Für ihn gehen der Judenhass und die Bedrohung in Deutschland eher von Rechtsextremen aus als von palästinensischer Seite.
Auch wenn die Gemeinde sehr viele Solidaritätsbekundungen bekomme, unter anderem von Oberbürgermeister Thomas Westphal, würde er sich mehr Solidarität aus der deutschen Bevölkerung wünschen, betont der Gemeindevorsitzende – „und mehr Empathie“.