An den Werkstoren ist Schluss. Ein geschlossenes Areal ist bislang das Gelände der Westfalenhütte. Doch das soll sich für einen großen Teil des alten Stahlwerksstandorts abseits des industriellen Kerns von Thyssen-Krupp und des bestehenden Logistikparks bald ändern - mit einem neuen Wohn- und Gewerbegebiet, einem neuen Park als „grünem Ring“ und vor allem zwei neuen Straßen, die über das Gelände führen. Die Hoeschallee soll dabei als Verbindung zwischen der Brackeler Straße und der Bornstraße die Nordstadt und vor allem das Borsigplatz-Quartier vom Verkehr entlasten.
Doch die Aussichten auf einen baldigen Bau der neuen Straße, die auch als „Nordspange“ bekannt ist, wurden zuletzt heftig gedämpft. Denn im Mai vergangenen Jahres wurde klar, dass die erhofften Fördermittel des Landes für den Straßenbau wohl nicht fließen werden. Nach dem schwarz-grünen Koalitionsvertrag soll bei der Finanzierung von Straßen aus dem Verkehrsetat der Erhalt Vorrang vor Neubau haben - keine Chance also auf Mittel für die Hoeschallee. Die Grünen im Rat schlugen daraufhin vor, die Straßenbaupläne zugunsten des Rad- und Fußverkehrs abzuspecken, fanden dafür aber keine Mehrheit.

Stattdessen lautete der Auftrag an die Verwaltung, sich um alternative Fördermöglichkeiten zu bemühen. Und die Suche war offensichtlich erfolgreich. „Für die Hoeschallee, die für die äußere Erschließung neuer Gewerbegebiete im Gesamtprojekt Westfalenhütte notwendig ist, sollen Fördermittel über das Regionale Wirtschaftsförderungsprogramm des Landes NRW beantragt werden“, erklärte Stadtsprecherin Alexandra Schürmann auf Anfrage. Eine entsprechende „Projektskizze“ sei im März bei der Bezirksregierung Arnsberg eingereicht worden.
Förderhöhe ist noch unklar
Allerdings: Wie hoch eine mögliche Förderung aus diesem Topf ausfällt, ist noch nicht abzuschätzen. Bislang hatte die Stadt auf Fördermittel von rund 94 Millionen Euro für die Straßenneubauten auf dem Areal der Westfalenhütte gehofft - dazu gehört neben der Hoeschallee auch die geplante Westfalenhütten-Allee, die in Ost-West-Richtung parallel zur Springorumstraße entstehen soll. Die bleibt eine interne Erschließungsstraße für den industriellen Kern.
Insgesamt wurde bislang inklusive Brückenneubauten mit Gesamtkosten von knapp 175 Millionen Euro für die Straßenerschließung der Westfalenhütte kalkuliert. Die aktuelle Kostenschätzung dürfte aber angesichts der Baukostensteigerung in den vergangenen Jahren inzwischen deutlich höher ausfallen.
Baubeginn verschiebt sich
Schon klar ist indes, dass sich angesichts der unklaren Finanzierung der Zeitplan für den Bau der Hoeschallee schon wieder verschoben hat. Zuletzt war ein Baustart für den Sommer 2024 angekündigt worden. Der Anschluss an die Hildastraße über eine neue Brücke, die bereits in Bau ist, sollte bis Ende 2027 hergestellt sein, der Anschluss an die Bornstraße bis Ende 2028.
Jetzt ist von einem Baubeginn Mitte 2025 - also ein Jahr später als zuletzt geplant - und eine Fertigstellung der Hoeschallee bis Ende 2029 die Rede - immer unter der Voraussetzung, dass man Anfang 2025 den Förderbescheid erhält und der Rat den konkreten Baubeschluss treffen kann.
Eine weitere Herausforderung für die Planer ist, den Straßenbau mit dem Bau des „Grünen Rings“ abzustimmen, der als neuer Park die Westfalenhütte einrahmen soll. Die Hoeschallee verläuft durch einen Teil des „Rings“, Die Park-Bauarbeiten sollen nach aktuellem Stand 2025 beginnen und fünf Jahre dauern. Auch dafür wartet man allerdings noch auf die Bewilligung von Fördermitteln des Landes bei Gesamtkosten von rund 42 Millionen Euro.
„Es soll eine gemeinsame Bauablaufplanung für die Schnittstellen-Bereiche geben“, teilt Alexandra Schürmann mit;. „Entsprechend umfangreich werden beide Maßnahmen miteinander abgestimmt.“