Wie man lecka kocht - mit viel weniger Salz Günther Overkamps Weg aus der Blutdruck-Falle

Günther Overkamp gibt Tipps: Lecka kochen mit viel weniger Salz
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Heute muss ich mal ein ernstes Wort reden. Weil das auch mit mir geredet wurde. Ich komme nämlich vom Arzt, und der war gar nicht zufrieden mit meinem Blutdruck. Ab dem Zeitpunkt ging‘s mir dann auch schlecht.

Jetzt fühle ich mich wieder ein bisschen besser, denn egal, wem ich das erzähle – irgendwie alle „haben Blutdruck“. Vor allem natürlich Männer – wenn es um hohen Blutdruck geht. Frauen mit kalten Händen haben oft einen zu niedrigen Blutdruck.

Ab jetzt verändert sich mein Weltbild. Es gibt praktisch nur noch Blutdruck. Fünfmal am Tag messen. Und: keine Croissants mehr, kein Riesling oder sonstige geistige Getränke und schon gar kein Lübecker Marzipan.

Aber es geht noch schlimmer für einen Koch: Salzarmes Essen ist jetzt angesagt. Man stelle sich mal eine Rinderbrühe ohne Salz vor! Und jede Süßspeise wird erst perfekt durch eine Prise Salz. Muss ich die jetzt auch weglassen? Wo fängt das an, wo hört das auf?

Warum ist westfälische Küche so „lecka“ und wie führt man ein Traditions-Gasthaus? Darüber - und über manches mehr - schreibt Koch Günther Overkamp in seiner Kolumne. Hier finden Sie alle Folgen.

Salz ist der größte Feind von gesunden Blutgefäßen, sagt der Doktor. Weil: Salz wirkt immer hygroskopisch und bindet Wasser. Es erhöht dadurch das Flüssigkeitsvolumen im Körper. Und je mehr Flüssigkeit im Körper, umso größer der Druck auf die Blutgefäße. Was machen wir jetzt mit der salzarmen Küche, damit sie trotzdem schmeckt?

Bester Tipp: Wochenmarkt

Da wir viele Bestandteile von industriell hergestellten Lebensmitteln nicht beeinflussen können und auch gar nicht erkennen, ist es ein Riesen-Glücksfall, dass ich Koch bin und mit unbehandelten Lebensmitteln umgehen kann. Die man ja in großen Mengen um uns herum findet, vor allem auf dem Markt.

Zum Beispiel enthalten 13 Kilogramm Tomaten nur 1 Gramm Salz. Wenn ich Knoblauch verwende oder Ingwer, Chili, Curry, Kümmel oder auch ätherische Pfeffersorten kann ich bei einigen Gemüsen komplett auf Salz verzichten.

Keine Industrie-Produkte

Thymian und Basilikum, die man ja auch auf der Fensterbank ziehen kann, lassen auch das Salz nicht wirklich vermissen. Auf diesem neuen kulinarischen Erlebnis-Pfad bewege ich mich gerade. Ich bin ja sowieso ein Freund von ursprünglichen, nicht verarbeiteten Lebensmitteln, am besten vom Baum oder direkt aus dem Euter. Geht aber nicht immer.

Und: Ich liebe Brot. Fängt beim Doppelback an und hört bei unserem Phönix-Brot auf. Ins Brot gehört Salz – sonst geht’s ja gar nicht. Es gibt aber auch Brotsorten, die sind gesünder und schmackhafter als andere. Zum Beispiel Vollkornbrot. Da ist der Salzgehalt niedriger, denn da, wo das volle Korn ist, ist kein Salz.

Teures Salz ist nicht gesünder

Was wir auf jeden Fall beeinflussen können, ist die Menge, die wir aus dem Salzstreuer oder der tollen Salzmühle auf alles Mögliche draufstreuen. Die Einbildung, dass irgendwelches teure Himalaya-Salz oder Fleur de Sel etwas Gesünderes oder Besseres ist, der irrt sehr. Die chemische Zusammensetzung von Salz, Natrium-Chlorid, ist immer die gleiche.

Pfeffer hat zahlreiche Aromen

Was Salze unterscheidet, ist die Anreicherung mit irgendwelchen Aromen. Badesalz ist auch nur Salz mit Parfüm. Das ist der Riesenunterschied zu Pfeffer. Den gibt es in unglaublich vielen Sorten mit unterschiedlichen Aromen, die tolle Geschmackserlebnisse ermöglichen. Ein Steak aus gutem Stall kommt mit solchem Pfeffer komplett ohne Salz aus.

Das ist doch tröstlich, oder? Auch für mich. Und so bewege ich mich auf meinem neuen Gesundheitspfad, sammle neue Erkenntnisse und werde natürlich berichten. In diesem Sinne: Bis denne!

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