
© Stephan Schütze
Wie eine Gedenkfeier zum Plädoyer gegen Rechtsextremismus wurde
Evangelischer Kirchentag
Es sollte um Erinnerung an historische Ereignisse gehen. Doch das „Gedenken zu Beginn“ an der Steinwache bekam ungewollte Aktualität – und wurde zum Bekenntnis gegen Rechtsextremismus.
Der Ort war mit Bedacht gewähllt. Rechts lag die alte Steinwache, die als Gefängnis- und Folterstätte aus der NS-Zeit bekannt und berüchtigt ist, links das Mahnmal für die NSU-Opfer. In diesem Spannungsfeld verlief auch die eindrucksvolle Gedenkveranstaltung zu Beginn des Kirchentags, den der Dortmunder Arbeitskreis Christen gegen Rechts organisiert hatte.
Der Rabbiner der jüdischen Kultusgemeinde in Dortmund Baruch Babaeev erinnerte an die NS-Vergangenheit der Steinwache, aber auch an aktuellen Antisemitismus. Kirchentags-Präsident Hans Leyendecker schlug den Bogen zu den NSU-Morden und zum aktuellen Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, der mutmaßlich ebenfalls von einem Rechtsextremisten verübt wurde. „Sein Appell: Patrioten, Demokraten, werdet wach. Wir müssen den rechten Terror gemeinsam bekämpfen.“
So war das "Gedenken zu Beginn" des Kirchentages an der Steinwache
Eine Verbindung zwischen NS-Zeit und der Gegenwart schuf auch eine eindrucksvolle Tanzperformance, die mit Texten von NS-Opfern und den von einer Schauspielerin vorgetragenen Ausschnitten aus den NSU-Monologen mit Erinnerungen von Elif Kubasik, der Witwe des 2006 vom NSU ermordeten Dortmunder Kioskbesitzers Mehmet Kubasik.
Rainer Zunder und Pfarrer Friedrich Stiller vom Arbeitskreis Christen gegen Rechtsextremismus schilderten die Strukltur der Dortmunder Nazi-Szene und den Kampf dagegen. „Seit 19 Jahren ist man in Dortmund gemeinsam unterwegs gegen Rechtsextremismus“, erklärte Stiller. Gerade die evangelische Kirche habe sich von Anfang an klar gegen Rechts positioniert. Motto: „Unser Kreuz hat keine Haken.“
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
