Für die Sekundarschule in Dortmund bedeutet eine kleine Änderung wohl das Aus

© (A) Holger Bergmann

Für die Sekundarschule in Dortmund bedeutet eine kleine Änderung wohl das Aus

rnSchule in Westerfilde

Ein Rückgang der Schülerzahl wird als Grund für das geplante Aus der Reinoldi-Sekundarschule angeführt. Wurde dieser Schülerrückgang gesteuert? Ein Protokoll gibt Einblicke.

Westerfilde

, 23.10.2019, 19:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Zu geringe Anmeldezahlen sollen der Grund sein, warum die Reinoldi-Sekundarschule in Westerfilde in eine Gesamtschule umgewandelt werden soll. Dies geht jetzt aus dem Protokoll einer interfraktionellen Sitzung in Mengede hervor.

An dieser Sitzung nahm am 10. Oktober auch Schuldezernentin Daniela Schneckenburger teil. Das Protokoll gibt einen interessanten Einblick, wie Schulpolitik offensichtlich funktioniert – mit schnell gegriffenen Zahlen und an der Bezirksvertretung, am Stadtteilparlament vorbei.

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130 Schüler fanden keinen Platz an einer Gesamtschule

Dass die Anmeldezahlen der Reinoldi-Sekundarschule vor Beginn dieses Schuljahres zurückgingen, hat einen nachvollziehbaren Grund. Der wurde jedoch zu Beginn der Schuldebatte seitens der Schulverwaltung ignoriert. „Beim letzten Anmeldeverfahren konnte 130 SchülerInnen kein Platz an einer Gesamtschule angeboten werden. Demgegenüber hat die Sekundarschule zu geringe Anmeldezahlen“, ist im Protokoll zu den Erläuterungen von Daniela Schneckenburger festgehalten.

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Eine Frage der SPD-Fraktionssprecherin Sylvia Dettke legte dann die Spur zum Grund für den Schülerrückgang. Warum die Inklusion an der Sekundarschule nicht mehr weiter ginge und Schüler mit Förderbedarf nicht mehr angemeldet werden durften, lautete die Frage.

„Hierzu merkte Frau Schneckenburger an, dass aufgrund einer rechtlichen Änderung durch die Landesregierung die Anzahl der Schulen mit GU (Anmerkung der Redaktion: Gemeinsamer Unterricht) in Dortmund etwa halbiert würde. Dadurch will die Landesregierung erreichen, dass es den Sonderpädagogen möglich ist, mit einer Stelle an einer Schule beschäftigt zu sein und nicht mehrere Teilzeitstellen wahrnehmen zu müssen“, heißt es im Protokoll.

Warum ausgerechnet die Sekundarschule aus dem Inklusions-Programm des Gemeinsamen Lernens herausgenommen wurde, bleibt offen.

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Für das laufende Schuljahr waren auf jeden Fall erstmals keine Anmeldungen von Schülern mit Handicaps möglich. Darauf hatte auch Schulleiter Christian Pätzold im Gespräch mit unserer Redaktion Mitte September hingewiesen. „Wir haben in den letzten Jahren immer die geforderten 65 bis 70 Schüler pro Jahrgang gehabt. Dass es im laufenden Schuljahr knapp unter 60 sind, liegt daran, dass keine Kinder mit Förderbedarf mehr angemeldet wurden. Die Bezirksregierung nahm die Schule aus dem Programm Gemeinsames Lernen heraus“, sagte er damals.

Das Protokoll einer fraktionsübergreifenden Sitzung mit Schuldezernentin Daniela Schneckenburger gibt Einblick in die Debatte um die Sekundarschule in Westerfilde.

Das Protokoll einer fraktionsübergreifenden Sitzung mit Schuldezernentin Daniela Schneckenburger gibt Einblick in die Debatte um die Sekundarschule in Westerfilde. © Peter Wulle

Ob damit bewusst oder unbewusst das Aus der Sekundarschule provoziert wurde, ist offen. Im Gespräch der Fraktionsvertreter mit der Schuldezernentin stellte Bezirksbürgermeister Wilhelm Tölch (SPD) jedenfalls fest, dass die Bürgervertreter, die Politiker in der Bezirksvertretung Mengede, bisher nicht über den beabsichtigten Schulformwechsel informiert worden seien. Auf seine Frage, ob eine Entscheidung bereits getroffen sei, ist im Protokoll keine Antwort festgehalten.

Ausbildungspakt mit ortsansässigen Unternehmen

Längst war aber an jenem 10. Oktober zumindest eine Vorentscheidung gefallen. Der Stadtrat hatte bereits in seiner Septembersitzung die Verwaltung beauftragt, die Gesamtschulpläne in Westerfilde weiterzuverfolgen.

Damit steht im Dortmunder Nordwesten eine Schule vor dem Aus, die in der Stadt einzigartig (geblieben) ist. An der Sekundarschule, die 2011 das Ergebnis eines NRW-Schulkompromisses war, genießt die Berufsorientierung einen hohen Stellenwert. Nur ganz wenige Schüler wechseln nach der 10. Klasse auf ein Gymnasium, so ist es protokolliert.

Ein Ausbildungspakt zwischen der Reinoldi-Sekundarschule und ortsansässigen Unternehmen ist dagegen ein erfolgreicher Bestandteil des Schulkonzeptes in Westerfilde.

Bald eine vierzügige Gesamtschule

Und solche Projekte sollen auch an der künftigen Gesamtschule Schule machen. Die Ausweitung der Berufsorientierung auf alle Gesamtschulen, heißt es sogar im Protokoll der interfraktionellen Mengeder Sitzung, sei wünschenswert. Und der Ausbildungspakt nach Vorbild der Reinoldi-Sekundarschule sei auch schon an der Anne-Frank-Gesamtschule in der Nordstadt eingerichtet.

Die Reinoldi-Sekundarschule wurde 2012 gegründet und ersetzte damals die Haupt- und die Realschule in Westerfilde. Zum Schuljahr 2021/22 soll die dreizügige Schule nun in eine vierzügige Gesamtschule umgewandelt werden.

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