Das Grundproblem ist klar: Die Widey-Grundschule in Kirchlinde ist mit ihrem mehr als 100 Jahre alten Gebäude zwar schön anzusehen, aber sie ist viel zu klein und zu marode. Es gibt keine Turnhalle, ein lückenhaftes W-LAN, zu wenige Unterrichtsräume und eine zu kleine OGS. Daher ist längst beschlossen: Ein Neubau muss her, fest eingeplant in den Dortmunder Haushalt ist dieser seit Januar 2020. Doch bislang rollte kein Abrissbagger in Richtung Schule. Denn noch weiß keiner, wo die neue Schule gebaut werden soll.
„Leider ist die Grundstücksfrage problematisch“, heißt es auch in einem Antrag zum Abriss der Widey-Grundschule, den vier Fraktionen in der Huckarder Bezirksvertretung (BV) bereits im Herbst stellten. Im Umfeld gebe es keine Freiflächen, die infrage kämen. Daher entwickelte sich ein Plan, der fast zu schön und praktisch klingt, um wahr werden zu können: Die Stadt und die katholische Kirche tauschen „einfach“ Grundstücke.

Zum Hintergrund: Die Widey-Grundschule liegt an der Egilmarstraße. Schräg gegenüber befinden sich Kirche und Gemeindezentrum der Gemeinde St. Josef, die zum Pastoralverbund Am Revierpark gehört. Die Idee nun: Die Kirche lässt die Stadt auf ihrem Gelände eine neue Schule bauen. Dort sei ausreichend Platz, heißt es in dem Antrag der BV, auch für eine Turnhalle. Das Grundstück, auf dem aktuell die Widey-Grundschule steht, ginge dann an die Kirche, die dort ein neues, barrierefreies Gemeindezentrum bauen könnte. Eine Win-win-Situation für beide Seiten?
„Wenn das möglich wäre, wäre das super“, sagt Schulleiterin Katrin Multmeier. Die neue Schule wäre dann fast am alten Ort. Und im besten Fall wäre nicht mal eine Übergangslösung nötig. Wie in der BV ausgeführt, würde die Kirche warten, bis der Neubau stünde, ehe sie ihr „ertauschtes“ Grundstück beanspruchen würde. Einzige Voraussetzung sei, dass das Gelände freigeräumt, die alte Schule also abgerissen würde.
Erzbistum muss zustimmen
Doch so klar und einfach der Vorschlag klingt, er ist wohl weit schwerer umzusetzen. Der Pastoralverbund Am Revierpark möchte sich auf Anfrage nur vorsichtig äußern. „Wir wollen keine Pferde scheu machen“, heißt es. Es stimme, aus der Lokalpolitik sei die Idee zum Grundstückstausch aufgekommen. Man habe den Vorschlag intern diskutiert – zum Beispiel im Kirchenvorstand. Und es gebe vor Ort „eine gewisse Bereitschaft“ für diesen Deal.
Wie genau die Kirche sich den Handel vorstellt, möchte sie nicht sagen. Das Ganze befinde sich noch in der Klärungsphase und müsse durch „diverse Gremien“. Ganz wichtig: Das Erzbistum Paderborn muss zustimmen. Wie man dort zu dem Plan stehe, sei offen. Ebenso, wann mit einer Entscheidung zu rechnen sei. „Das liegt nicht in unserer Hand“, heißt es.
Und natürlich muss auch die Stadt Dortmund den Deal verabschieden. Leider hat unsere Redaktion auch auf mehrmaliges Nachfragen über Wochen hinweg keine Antworten dazu bekommen, wie spruchreif der Grundstücktausch ist und welche Alternativen es geben könnte.
Dass die Schule abgerissen und an Ort und Stelle wieder aufgebaut wird, hält Schulleiterin Multmeier für unwahrscheinlich, wie sie sagt. Das Gelände sei schlicht zu klein. Die Anmeldezahlen an der Widey- wie auch an anderen Grundschulen in der Umgebung seien so hoch, dass die Schule eventuell sogar dreizügig werden müsste. Und ab dem Schuljahr 25/26 soll es für jedes Kind einen garantierten OGS-Platz geben. Multmeier: „Unsere Küche kommt aber jetzt schon an Grenzen.“ Es müsse in Schichten gegessen werden.
Neubau nicht vor 2029
Auch wenn vieles gerade in der Schwebe ist, eines scheint klar: 2025, wie ursprünglich geplant, wird es noch keine neue Widey-Schule geben. „Zuletzt war von 2029 die Rede“, sagt Multmeier. Die 47-Jährige, die seit 2019 Schulleiterin ist, nimmt es erstaunlich gelassen. „Ich bin ein optimistischer Mensch – das wird noch was.“
Diese Dortmunder Grundschule ist das Schlusslicht der Digitalisierung
Nach schlimmer Erhebung: Dortmunds Schule mit dem größten Lehrermangel hat Hilfe bekommen
Missstände an Dortmunder Schule : Westphal: „Situation von Kindern hat allerhöchste Priorität“