Infernalische Bilder am Airport Dortmund: Trümmer in Flammen auf dem Rollfeld, lebensgefährlich Verletzte schreien um Hilfe. Zum Glück alles nur eine Übung. Ein Test für den Ernstfall.

Dortmund

, 06.04.2019, 18:28 Uhr / Lesedauer: 1 min

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Wickede in Flammen

Am späten Freitagabend ist dort eine Turboprob-Maschine vom Typ ATR42 kurz nach dem Start mit einem Kleinflugzeug im Landeanflug kollidiert. Trümmer in Flammen auf dem Rollfeld, lebensgefährlich Verletzte schreien um Hilfe. Zum Glück alles nur eine Übung. Alle zwei Jahre muss der Flughafen einen solch großen Probealarm durchführen, um das Zusammenspiel der Rettungskräfte für den Ernstfall zu trainieren.
06.04.2019
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22.20 Uhr. In der westlichen Halle der Flughafenfeuerwehr bereiten sich 300 Helfer auf die Einsatzübung vor, darunter 60 Wehrmänner und nochmal 60 Sanitäter der Rettungsdienste. Das Deutsche Rot Kreuz Hörde ist mit zehn Ehrenamtlichen vor Ort, um Retter und Statisten zu verpflegen. „Unser Mercedes 9-11 von 1972 ist nach wie vor treu im Einsatz“, sagt DRK-Vorsitzender Michael Stommel über den cremefarbenen Oldie (im Bild links). „Im Kessel können bis zu 200 Liter Suppe zubereitet werden.“© Schaper
23.20 Uhr. Der Alarm ist ausgelöst! Nicht nur bei Thorsten Reckwitz, dem Leiter der Flughafenwache, steigt nun der Puls. Bei der Übung muss jeder Handgriff sitzen, das Miteinander von Berufs- und Freiwilligenwehr reibungslos klappen. Spätestens 90 Sekunden nach der Alarmierung müssen die ersten Rettungskräfte am Unfallort sein, so schreibt es das Gesetz vor. Rettungsfahrzeuge jagen mit Blaulicht über das Rollfeld. © Schaper
23.25 Uhr. Das Kleinflugzeug, ähnlich einer Cessna, ist bei der Landung mit einer aufsteigenden Passagiermaschine kollidiert. Die Cessna liegt in Trümmern am Boden. Jetzt geht es um jede Sekunde! Sind noch Passagiere an Bord? Konnte sich jemand ins Freie retten? Die Wehrmänner verschaffen sich einen ersten Überblick, dann beginnen die Löscharbeiten.© Schaper
23.25 Uhr. Das Kleinflugzeug, ähnlich einer Cessna, ist bei der Landung mit einer aufsteigenden Passagiermaschine kollidiert. Die Cessna liegt in Trümmern am Boden. Jetzt geht es um jede Sekunde! Sind noch Passagiere an Bord? Konnte sich jemand ins Freie retten? Die Wehrmänner verschaffen sich einen ersten Überblick, dann beginnen die Löscharbeiten.© Schaper
23.25 Uhr. Das Kleinflugzeug, ähnlich einer Cessna, ist bei der Landung mit einer aufsteigenden Passagiermaschine kollidiert. Die Cessna liegt in Trümmern am Boden. Jetzt geht es um jede Sekunde! Sind noch Passagiere an Bord? Konnte sich jemand ins Freie retten? Die Wehrmänner verschaffen sich einen ersten Überblick, dann beginnen die Löscharbeiten.© Schaper
23.30 Uhr. Neben dem Kleinflugzeug liegt nun auch die Passagiermaschine brennend am Boden, die Retter müssen sich aufteilen. Die Besatzung des gigantischen Flugfeldlöschfahrzeugs vom Typ Panther 8x8 des österreichischen Herstellers Rosenbauer bring die Löschkanone in Stellung. 13.500 Liter fasst der Wassertank, 1500 Liter Schaummittel hat der rote Riese an Bord.© Schaper
Ein Blick auf die Szenerie: Der Unfallort liegt ganz im Westen des Rollfelds. Trotz der späten Stunde haben sich zahlreiche Schaulustige eingefunden, beobachten die Einsatzübung vom Metallzaun an der Chaussee in Richtung Unna. Auch der Flughafen hat Gäste eingeladen, die in rote Westen gehüllt die Arbeiten rund 25 bis 50 Meter vom Geschehen entfernt betrachten dürfen. Das Medieninteresse ist groß. Gut 20 Fotografen und Reporter sind für die Übung akkreditiert.© Schaper
23.32 Uhr. Einige der „Verletzten“ liegen regungslos am Boden, andere rufen laut um Hilfe. Da nicht ausgeschlossen ist, dass es in den brennenden Wracks zu Explosionen kommt, müssen die Unfallopfer so schnell wie möglich in Sicherheit gebracht werden. In der Realität würden sich Retter in solchen Momenten selbst höchster Gefahr aussetzen.© Schaper
23.32 Uhr. Einige der „Verletzten“ liegen regungslos am Boden, andere rufen laut um Hilfe. Da nicht ausgeschlossen ist, dass es in den brennenden Wracks zu Explosionen kommt, müssen die Unfallopfer so schnell wie möglich in Sicherheit gebracht werden. In der Realität würden sich Retter in solchen Momenten selbst höchster Gefahr aussetzen.© Schaper
23.32 Uhr. Einige der „Verletzten“ liegen regungslos am Boden, andere rufen laut um Hilfe. Da nicht ausgeschlossen ist, dass es in den brennenden Wracks zu Explosionen kommt, müssen die Unfallopfer so schnell wie möglich in Sicherheit gebracht werden. In der Realität würden sich Retter in solchen Momenten selbst höchster Gefahr aussetzen.© Schaper
23.40 Uhr. Inzwischen sind auch Rettungskräfte anderer Dortmunder Hilfsorganisationen eingetroffen. Sie unterstützen die Wehrleute bei der Bergung der „Verletzten“. An der Übung sind nicht nur die Freiwilligen und Hauptberuflichen der Flughafenfeuerwehr beteiligt, sondern auch die Löschzüge 3 aus Neuasseln und 4 aus Hörde. „Es ist krass, das so live mitmachen zu können“, sagt ein junger Feuerwehrmann (19) aus Hörde. „Das kann man in der Theorie noch so oft durchspielen, erst bei einer Übung begreift man, dass es ums Ganze geht!“© Schaper
23.50 Uhr. Die Flammen sind gelöscht. Das westliche Rollfeld ist eine einzige riesige Pfütze aus Wasser und Löschschaum. Jörg Donndorf von der Flugaufsicht der Bezirksregierung Münster hat die Übung aus nächster Nähe beobachtet. Seine Behörde ist dafür zuständig, dass am Flughafen alle Sicherheitsbestimmungen, etwa der EASA und der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO, streng beachtet werden. Donndorf ist zufrieden: „Es läuft alles am Schnürchen.“© Schaper
0.00 Uhr. Während auf dem Rollfeld aufgeräumt wird, werden in der östlichen Halle der Flughafenfeuerwehr die „Verletzten“ versorgt. Im Jargon der Retter heißt es „strukturierte Patientenablage“, die Feuerwehr Dortmund hat dafür das Einsatzstichwort „MANV“ bestimmt. Verbrennungen, Knochenbrüche, Schocks – die Retter sind mit all ihrer technischen und emotionalen Professionalität gefragt. © Schaper
0.10 Uhr am Samstagmorgen. Für sechs „Schwerstverletzte“ kommt jede Hilfe zu spät, sie können nur noch tot geborgen werden. Notfallseelsorger betreuen Menschen, die ihre Lieben vom Flughafen abholen wollten und nun auf das Trümmerfeld blicken müssen. Einer der Seelsorger ist Hartmut Neumann, pensionierter Pfarrer der Reinoldi-Gemeinde. „Wir stehen den Menschen dabei, das eigentlich Unfassbare ein Stück weit zu begreifen.“© Schaper
1.00 Uhr. Zum Einsatzende zieht Wachleiter Thorsten Reckwitz ein erstes Fazit: „ Eine 100-prozentige Perfektion kann bei keinem Rettungseinsatz erreicht werden, doch heute waren wir gewiss nah dran.“ Und André Lüddecke, Sprecher der Dortmunder Feuerwehr, versichert: „Trotz der aufwändigen Übung war der Schutz der Bürger im Stadtgebiet jederzeit gewährleistet.“ © Schaper